Die Neckar Riesen Ludwigsburg sind zuletzt geschrumpft. So steckt der Basketball-Bundesligist im Abstiegskampf, weshalb der Trainer Steven Key um seinen Job bei bangen muss.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Der Kreis schließt sich im Basketball – normalerweise schon vor den Anwurf, wenn sich die Mannschaft auf den Gegner einschwört. Im Fall der Neckar Riesen Ludwigsburg aber auch für den Trainer Steven Key. Dessen Name heißt übersetzt Schlüssel. Doch den Schlüssel zum Erfolg hat der 44-Jährige nicht gefunden in dem ziemlich genau einen Jahr seit seinem Debüt als Chefcoach bei dem Basketball-Bundesligisten.

 

Kurz vor Weihnachten 2011 übernahm der Ex-Profi die Nachfolge von Markus Jochum gegen Phoenix Hagen. Mit der 68:89-Niederlage am Donnerstag gegen denselben Gegner könnte seine Amtszeit bereits wieder beendet sein. Man kann verlieren, aber nicht so. Selbst die vergleichsweise geduldigen Ludwigsburger Zuschauer verabschiedeten die Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert. Auch oben im VIP-Bereich der MHP-Arena waren sich die Verantwortlichen einig: So kann es nicht weitergehen.

Trotz Neuanfang alles beim Alten

Ludwigsburg ist tabellarisch das Schlusslicht der Liga, auch wenn das durch den Vier-Punkte-Abzug für das insolvente Gießen am grünen Tisch nun korrigiert wurde. Nachdem sich das Team in der vorigen Saison erst auf den letzten Drücker den Klassenverbleib gesichert hatte, sollte der Abstiegskampf in diesem Jahr kein Thema sein, auch wenn klar ist, dass sich die Neckar Riesen nicht mit den wahren Riesen im deutschen Basketball messen können: mit Bamberg, Berlin oder den Bayern.

Aber jetzt ist schon wieder alles beim Alten – trotz Neuanfang. Acht Spieler kamen, elf mussten gehen, darunter Mark Dorris, am Donnerstag der überragende Mann des Gegners mit 29 Punkten. In Ludwigsburg war Dorris aber nicht mehr erwünscht. Das ist zumindest ein Indiz dafür, dass bei der Zusammenstellung des Kaders nicht alles optimal verlief. Dabei hatte Key – im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten – freie Hand bei der Planung, nachdem der Manager Mario Probst in das zweite Glied geschoben wurde. Und Key sagte vor der Saison: „Es spricht auch einiges für uns: Denn ich habe dieses Mal meine Mannschaft zusammengestellt, und sie passt bestens zu meiner Spielphilosophie.“

Wie diese aussehen soll, ist jedoch unklar. Nach den Anfangserfolgen in Ulm und gegen Alba jedenfalls befindet sich die Mannschaft im Sinkflug. Ganz offensichtlich dabei: nachdem in der vorigen Saison der Publikumsliebling Jerry Green ausgemustert wurde, bleibt die Spielmacherposition ein Knackpunkt.

Saft- und kraftlos

Kammron Taylor scheint eher ein Scorer als ein Passgeber. Joshua Jackson, zuletzt in Georgien aktiv, wirkt überfordert. Dazu kommen Wayne Bernard und das kaum eingesetzte Eigengewächs Besnik Bekteshi – sowie einige Totalausfälle, allen voran der zweite Center David Waever. Solche Schwachpunkte sind keinem Augenzeugen verborgen geblieben. Vielleicht sinnierte der Vorsitzende Alexander Reil deshalb so lange, ob man nicht auf der Spieler- statt Trainerseite reagieren müsse.

„Es besteht Handlungsbedarf“, sagte Reil, „die Frage ist, an welcher Stellschraube wir drehen?“ Die lässt sich nicht so leicht beantworten wie im Baumarkt, wo es fast für jedes Problem eine Lösung gibt. Doch nach dem saft- und kraftlosen Auftritt gegen Hagen müsste es schon verwundern, wenn morgen in Würzburg Steven Key („Man fühlt sich hilflos“, so seine Selbsteinschätzung) noch auf der Bank sitzen würde. Denn bei den Neckar Riesen gingen zuletzt nicht nur viele Spiele verloren, sondern auch das Vertrauen in den Trainer.