So manchem Anwohner der Vogelsangstraße stößt der Bau der Baumbeete sauer auf. Dafür fallen laut Stadt dauerhaft sieben Parkplätze weg, während der Bauzeit von zwei Monaten deutlich mehr.

S-West - Anfang der Woche stand das Telefon in der Geschäftsstelle des Bezirksbeirats West nicht still. Anwohner der Vogelsangstraße riefen an, um ihren Unmut über die begonnenen Bauarbeiten an der Vogelsangstraße, von Claudius- bis Rückertstraße, zu äußern. Eine Woche zuvor hatte die Verwaltung über die Maßnahme bereits informiert, Auslöser für die Anrufe war jedoch ein Flugzettel, auf dem zu lesen ist: „Warum lassen wir uns das gefallen? Wehrt euch liebe Nachbarn“.

 

Verteilt hat den Zettel Björn Bergfelder und seine Mitbewohner. „Ich weiß, dass es jetzt zu spät ist, aber ich möchte doch wissen, wie es zu der Entscheidung kam“, sagt der Anwohner der Vogelsangstraße. Gebaut werden 13 Beete für Bäume, die Gehwegecken werden so vergrößert und mit Pollern versehen, so dass die Autos am falsch parken gehindert werden. Dafür fallen laut Stadt dauerhaft sieben Parkplätze weg, während der Bauzeit von zwei Monaten deutlich mehr. Aktuell sind es 19.

Ärger über die verschlechterte Parkplatzsituation

Für Björn Bergfelder hat dies nichts mit gesundem Menschenverstand zu tun. „Es gibt hier zu wenig Parkplätze, also nimmt die Stadt noch welche weg, verschlechtert die Situation und bietet keine Alternative an“, sagt er. So könne die Stadt nicht vorgehen. Das findet auch die Anwohnerin Gisela Werner-Bozovic. Sie weist in einem Brief an die Innenstadt-Redaktion darauf hin, dass die Baumbeete vor allem als Hundeklos verwendet würden und betont ebenfalls die Parkplatznot.

Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle ist über die Reaktion der Anwohner überrascht, zumal die Baustelle eine Fortsetzung ist. Vom Bismarckplatz bis zur Arndtstraße wurden bereits Beete gebaut und Bäume gesetzt. Und dort habe sich, so Möhrle, niemand beklagt – im Gegenteil. „Es wertet den Straßenraum auf und die ökologischen Aspekte der Straßenbäume wie die CO2-Bindung sind nicht außer Acht zu lassen“, sagt er. Deshalb sei das Straßenbaumkonzept, das beispielsweise auch die Reinsburgstraße betrifft, im Dezember 2012 einstimmig beschlossen worden.

Das Grundproblem ist nicht zu lösen

Genau darin sieht Bergfelder aber ein weiteres Problem. „Die Beschlüsse sind lange her, und als Bürger, der nicht jeden Tag im Rathaus verbringt, bekommt man nicht alles mit.“ Die Informationspolitik ärgert ihn. Und auch die ökologischen Argumentation sei seiner Meinung nicht zu Ende gedacht. „Die Leute werden künftig häufiger im Kreis fahren, bis sie einen Parkplatz finden“, sagt er. Denn neben den sieben legalen Parkplätzen, würden noch manche inoffizielle wegfallen. „Die Stadt rechnet sie natürlich nicht ein, aber die Leute parken dort vor allem nachts, weil sie sonst nichts finden“, so Bergfelder.

Das Tiefbauamt, Auftraggeber der Bauarbeiten, will darauf achten, dass die Bauzeit bis Mitte April nicht überzogen wird, und dass die Baufirma nicht mehr Stellplätze vereinnahmt als notwendig. „Uns wäre es recht, wenn die Leute sich mit ihren Beschwerden an uns wenden, wie es auf dem Anhang stand“, so Jürgen Mutz vom Tiefbauamt. „Dann können wir auf Kritik auch reagieren.“ Allerdings mit einer Einschränkung: „Das Grundproblem, dass Parkplätze wegfallen, können wir nicht lösen.“