Das nächste Baugebiet für die Rankbachstadt heißt Schnallenäcker III. Der Gemeinderat hat die weitere Planung befürwortet – stellt aber auch die Frage nach einer höheren Verdichtung.

Renningen - Nun ist die Katze aus dem Sack: Das nächste Baugebiet, das in Renningen entstehen und geschätzt noch einmal Platz für um die 1000 Menschen bieten soll, heißt Schnallenäcker III. Es wird also direkt neben dem bereits bestehenden Schnallenäcker II zwischen Malmsheim und Renningen liegen, auf einem schmalen Streifen von acht Hektar nördlich der Nelkenstraße.

 

Noch befindet sich das Projekt in der Vorplanung. Die Gespräche mit den betreffenden Grundstückseigentümern sind erst am Anfang, und auch die Ausgestaltung des Gebiets ist noch längst nicht fix. Jedoch machte der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Mittwoch mit großer Mehrheit den Weg für die weitere Planung frei, indem er den Vorentwurf des beauftragten Architekturbüros Wick + Partner befürwortete. Eine intensive Diskussion entspann sich über die Frage, ob eine höhere Verdichtung in dem Neubaugebiet möglich wäre, also mehr Menschen auf der gleichen Fläche anzusiedeln. Die Diskussion darüber ist noch nicht abgeschlossen. Die Bauarbeiten werden in frühestens drei Jahren beginnen.

Neuer Wohnraum erforderlich

Dass die Rankbachstadt nach außen hin weiter wachsen würde, stand schon länger außer Frage. „Wir haben in Schnallenäcker II eine rasante Aufsiedlung erlebt“, fasste der Bürgermeister Wolfgang Faißt die Entwicklung südlich der Nelkenstraße zusammen. Die meisten Bauten seien inzwischen fertig, viele Bewohner seien bereits eingezogen. Nach der Vermarktung dieses Neubaugebiets habe Renningen keine freien Flächen mehr. Doch die Nachfrage nach Wohnungen ist ungebrochen, allein durch die Nähe zu Stuttgart und den Standort des Bosch-Entwicklungszentrums am Flugplatz. „Wir haben unsere Innenentwicklung intensiviert“, so Faißt. Doch das reiche nicht, um dem Bedarf gerecht zu werden. „Wir brauchen dringend zusätzlichen Wohnraum.“

Wenigstens in diesem Punkt bestand bei allen Ratsleuten Einigkeit. Anders als bei der jüngsten Diskussion über ein neues Gewerbegebiet stellte den Bedarf an Wohnungen niemand in Abrede. Jedoch zogen einige in Zweifel, ob sich das Problem mithilfe von Ein- und Zweifamilienhäusern lösen lasse und brachten das umstrittene Thema Verdichtung in die Diskussion ein. In dem Entwurf sind unter anderem fast 80 Einfamilienhäuser enthalten.

„Wir finden, dass man der Wohnungsknappheit nicht mit zwei- und dreigeschossigen Häusern entgegenwirken kann“, sagte unter anderem der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Weiß. Die Grünen schlossen sich dem an. Martina Siedentopf stellte die Frage, „inwiefern wir damit dem Druck gerecht werden“. Eine höhere Dichte sei nötig, „sonst öffnen wir der weiteren Entwicklung Tür und Tor und sitzen in zwei Jahren wieder hier, um über ,maßvolles Wachstum’ zu sprechen.“ Auch aus der SPD und von den Freien Wählern kamen Stimmen, die zumindest die Diskussion über dieses Thema befürworteten.

Es gibt auch Gegenstimmen

Klare Gegenstimmen kamen von den Frauen für Renningen, aber auch von Jürgen Lauffer von den Freien Wählern. Schnallenäcker III habe eine exponierte Lage, merkte Resi Berger-Bäuerle (FfR) an. Bei einer zu dichten Bebauung „will da sonst kein Mensch mehr wohnen“. Jürgen Lauffer warnte außerdem vor der Entstehung von sozialen Brennpunkten. „Es kann nicht sein, dass wir verdichten auf Teufel komm raus.“ Unterstützung kam vom Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler). „Wir haben ja auch Drei- und Viergeschosser drin“, erinnerte er. Entsprechend der Bauweise in Schnallenäcker II. „Ich bin schon mehrfach auf diese Häuser an der Nelkenstraße angesprochen worden. Da gab es den Eindruck, dass das schon gewisse Grenzen sprengt.“

Ganz so unkompliziert ist eine engere Besiedlung zudem nicht, erklärte Karl Haag vom Büro Wick + Partner. „Wir befinden uns hier schon auf einem hohen Dichte-Niveau.“ Engere Bebauung bedeute unter anderem wegfallende Gärten, für diese dann fehlenden Freiflächen müsse an anderer Stelle ein Ausgleich geschaffen werden. Trotzdem solle man zumindest über eine geringere Verdichtung nachdenken, sagte Peter Weiß. „Wenn wir Schnallenäcker III bebaut haben, ist da nicht mehr viel Platz“, sagte er. „Und wir müssen mit den uns zur Verfügung stehenden Flächen haushalten.“ Renningen Süd biete maximal vier Hektar, danach könne es nur weiter nach Norden gehen, warnte er und stellte die Frage: „Wollen wir das?“

So könnte das neue Baugebiet aussehen

Wie genau das Baugebiet Schnallenäcker III am Ende ausgestaltet wird, ist noch in vieler Hinsicht offen. Der Vorentwurf des Architekturbüros Wick + Partner gab jedoch bereits einen guten Eindruck davon, was auf der Fläche zwischen Nord-Süd-Straße, Nelken- und Lilienstraße entstehen könnte.

„Wir haben hier eine Brutto-Baufläche von 8,3 Hektar“, erklärte Karl Haag, der Geschäftsführer von Wick + Partner. Zum Vergleich: bei Schnallenäcker II sind es 14,4 Hektar, also nicht ganz doppelt so viel.

In den 8,3 Hektar sind ein Lärmschutzwall beziehungsweise eine entsprechende Wand bereits enthalten, ebenso die Straßen. „Die Erschließung wäre über die Nelkenstraße möglich“, erklärte Haag. Vorgesehen ist zudem eine direkte Anbindung an die Nordrandstraße. Hinzu kommen mehrere Sammelstraßen, also kleinere Wege, die von der Nelkenstraße aus in das neue Wohngebiet führen. „Das ermöglicht eine kleinräumigere Verteilung des Verkehrs.“

Stadtteilpark wird fortgeführt

Der Stadtteilpark zwischen Strohgäu- und Anna-Theurer-Straße wird dem Entwurf zufolge nach Norden hin fortgeführt, nur nicht in der vollen Breite. Für den Park in Schnallenäcker III sind nach dem Entwurf 0,4 Hektar vorgesehen bei einer Breite von 33 Metern statt der vorherigen 40 Meter. „Das ist zum einen eine Frage der Wirtschaftlichkeit“, erläuterte Haag. Denn Grünflächen lassen sich nicht vermarkten. Zum anderen stelle die geringere Größe kein Problem bei der Entwässerung dar – der Stadtteilpark in Schnallenäcker II dient auch dem Hochwasserschutz –, da das neue Baugebiet höher gelegen ist.

Für Bauland blieben dann am Ende um die sechs Hektar übrig. Auf denen könnten, entsprechend Schnallenäcker II, mehrere ein- bis zu vierstöckige Gebäude entstehen, Ein- und Mehrfamilienhäuser.

Das Büro Wick + Partner sieht vor, die höchsten Häuser direkt entlang des Parks zu platzieren und die Bebauung zur Lilienstraße und zur Nord-Süd-Straße hin immer mehr abflachen zu lassen. Bei dieser Art der Bebauung gehen die Stadtplaner von rund 950 Einwohnern aus, wobei diese Kenndaten nur vorläufig seien, betont Karl Haag.

„Damit hätten wir eine ähnliche bauliche Dichte wie in Schnallenäcker II“, erklärt er weiter. Auf dem Papier wäre das neue Baugebiet jedoch wesentlich dichter besiedelt, nämlich mit 125 statt 90 Einwohnern pro Hektar, da der Grünflächenanteil dort wesentlich geringer ausfällt. Schließlich wird der neue Park nicht nur schmaler sein, sondern auch deutlich kürzer, weil das Baugebiet nicht sehr weit nach Norden reicht.

Kommentar: Gutes Zeichen

Es ist ein heikles Thema, das die Fraktionen da aufs Tapet gebracht haben. Denn kaum etwas zerstört die ländliche Idylle eines Ortes in den Köpfen der Bürger so sehr wie Reihenhäuser mit vielen Stockwerken. Sie tragen das Stigma von verstopften Großstädten und machen sich am Horizont in der Tat nicht besonders schön. Je mehr und je höher, desto schlimmer. Umso mehr Anerkennung verdient es, dass die Renninger Politiker vor der Frage nach einer höheren Verdichtung nicht zurückschrecken. Wohlgemerkt: Beide Standpunkte, pro und contra, haben ihre Berechtigung. Aber in Zeiten, in denen die meisten Politiker ihr Reden und Handeln nur auf die aktuelle Wahlperiode und den nächsten Wahltermin hin ausrichten, ist es eine erfrischende Abwechslung, wenn hier mit Blick auf eine fernere Zukunft auch mal gewagt wird, eine unpopuläre Meinung zu vertreten. Und zwar unpopulär nicht nur bei einer bestimmten Fraktion, sondern im äußersten Fall bei der kompletten Bürgerschaft. Egal also, wie die Diskussion am Ende ausgeht, dass sie überhaupt geführt wird, ist politisch gesehen ein überaus erfreuliches Zeichen.