Die Bahn wird noch bis Jahresende den Aushub aus der S-21-Baugrube über öffentliche Straßen abtransportieren. Dafür nutzt sie Spielräume im Planfeststellungsbeschluss.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn hat erneut eingeräumt, dass die Baustellenlogistik für die Arbeiten am neuen Stuttgarter Tiefbahnhof erst Anfang kommenden Jahres vollständig funktionsfähig sein wird. Bis dahin werde man die im Planfeststellungsbeschluss für den Bauabschnitt 1.1 enthaltenen Spielräume beim Abtransport von Erdaushub „voll ausnutzen“, sagte der Leiter der Abteilung Technische Fachdienste beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, Florian Bitzer, am Dienstag im Technischen Ausschuss.

 

Insgesamt müssen beim Umbau des bestehenden Kopfbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation acht Millionen Tonnen Erdaushub per Lastwagen und Güterzüge abtransportiert werden. Weil das im Planfeststellungsbeschluss festgeschriebene System von Baustraßen noch nicht fertig ist, nutzen die Lkws zurzeit noch das öffentliche Straßennetz im Nordbahnhofviertel. Dies sei freilich durch die Baugenehmigung abgedeckt, führte Bitzer aus. Tatsächlich sind im Planfeststellungsbeschluss Bestimmungen enthalten, die etwa die Menge des bis zum Jahresende abzutransportierenden Materials über das öffentliche Straßennetz begrenzen – allerdings nicht auf die Tonne genau. „Das sind Circa-Werte“, erläuterte Bitzer. Bis Jahresende werde der angegebene Wert von rund 540 000 Tonnen um maximal zehn Prozent bis auf 600 000 Tonnen überschritten. Dies sei mit der Genehmigungsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA), abgestimmt.

Zahl der Lkw-Fahrten auf Baustraßen soll reduziert werden

Die Logistikflächen, auf denen das Material zwischengelagert und dann auf Güterwaggons zum Abtransport in die Deponien verladen wird, sollen bis November 2014 fertig sein, die sogenannten Baustraßen A, B und C werden (siehe nebenstehende Grafik) laut Bitzer bis Ende März 2015 fertig gestellt sein. „Für das EBA ist entscheidend, dass wir die bei der Genehmigung festgeschriebenen Schutzziele im Hinblick auf Lärm und Umweltbelastung erreichen“, so der Bahn-Vertreter. An der von der Bahn als kritisch identifizierten Zufahrt auf die Wolframstraße nach dem Eisenbahntunnel haben die Bahnplaner eine Einschleifung entwickelt, die das Linksabbiegen auf die stark befahrene Wolfram- und Nordbahnhofstraße vermeiden soll.

Zugleich verkündete Bitzer, dass man durch Optimierungen im Bauablauf die Zahl der Lkw-Fahrten auf den Baulogistikstraßen reduziert habe. So falle durch ein verändertes Vortriebskonzept zwischen dem Zwischenangriff Nord und der Jägerstraße sowie dem Tunnelausgang in Richtung Neckar weniger Aushubmenge an. Ingesamt müssten so pro Jahr rund 120 000 Lkw-Fahrten weniger vorgenommen werden.

CDU-Fraktionschef Alexander Kotz zeigte sich mit dem Logistikkonzept der Bahn zufrieden, er sehe eine ganze Reihe deutlicher Verbesserungen: „Und es ist ja nicht so, dass der Verkehr bisher unter den Transporten zusammengebrochen ist.“ Susanne Kletzin (SPD) regte eine bessere Kommunikation mit den direkt betroffenen Anwohnern der Baustraßen und Logistikflächen an, wo auch am Wochenende gearbeitet werde. Für AfD-Stadtrat Eberhard Brett durchaus ein Grund zur Freude: „Ich find’s gut, dass die Bahn auch sonntags baggert.“ Für die Grünen monierte Gabriele Munk, dass offenbar kein Überweg über die Baustraße A vor der LBBW-Hauptverwaltung geplant sei: „Die Menschen, die ins   Europaviertel wollen, müssen alle durch den Bahnhof“ , kritisierte sie. Linken-Stadtrat Tom Adler wertete mehr Transportbewegungen auf öffentlichen Straßen schlicht als Verstoß gegen den Planfeststellungsbeschluss. Die Freien Wähler freuten sich einmal mehr über den Baufortschritt, während Bernd Klingler (FDP) zehn Prozent mehr Transporte auf öffentlichen Straßen als Belastung für den Verkehr wertete. Ein Vertreter der städtischen Verkehrsbehörde betonte dagegen, die Planungen der Bahn würden als plausibel erachtet: „Die Leichtigkeit des Verkehrs ist aus unserer Sicht gewährleistet.“