Das Baulückenkataster zeigt die Grundstücke, auf denen noch Häuser entstehen könnten. Die Stadt vermittelt den Kontakt zu den Eigentümern.

Filder - Auf dem Bildschirm leuchtet das Rechteck mit dem Eselsohr rot auf. Links steht ein Haus, rechts ein noch viel größeres, und dazwischen erstreckt sich ein kleiner Grünstreifen. Von oben sieht das aus, als könnte gerade mal ein Auto drauf passen, vielleicht eine Einfahrt oder eine Garagenbox, mehr aber auch nicht. Und auch beim Vorbeifahren würde einem kaum der Gedanke kommen, dass dort ein Haus Platz finden könnte. Der Rechenschieber bestätigt den Eindruck. Gerade einmal 139 Quadratmeter misst die Fläche und eignet sich, wenn überhaupt, für eine Wohnzimmererweiterung des Nachbars. Die Stadt sieht das anders. Das Grundstück an der Möhringer Kleinknechtsstraße ist für sie ein potenzieller Bauplatz.

 

Seit 1990 erfasst die Stadt solche Grundstücke im sogenannten Baulückenkataster. Seit Kurzem kann dieses auch übers Internet abgerufen werden, es ist also öffentlich. Auf einer Stadtkarte werden derzeit rund 660 Punkte angezeigt, auf denen Wohnhäuser und Gewerbeimmobilien entstehen könnten.

Der Datenschutz bleibt gewahrt

Die Namen der Eigentümer werden nicht genannt, der Datenschutz bleibt gewahrt. Falls aber jemand ein Auge auf eine der Flächen geworfen hat, vermittelt das Stadtplanungsamt den Kontakt. Dieses zeichnet für das Kataster verantwortlich und hat die Lücken teils durch Anwohnerhinweise erfahren, teils bei Rundgängen gesehen oder ist zum Beispiel durch die örtlichen Bezirksbeiräte auf sie aufmerksam gemacht worden.

Zugegeben, Nachverdichtung dürfte auf der Minibrache an der Kleinknechtstraße eher nicht möglich sein. In ganz Stuttgart gibt es nur fünf Flächen, die noch kleiner sind. Aber am Alpirsbacher Weg in Kaltental sind die Quadratmeter nicht die begrenzende Einheit. 2425 Quadratmeter misst die Wiese mit Baumbestand gleich am Waldrand. Ob sie aber zu haben ist, ist eine andere Frage. Das Luftbild jedenfalls zeigt Wege, eine kleine Grünanlage und eine Hütte. Auf dem Grundstück steht zwar noch kein Mehrfamilienhaus, eine Brache ist es aber auf keinen Fall.

Eben das ist der Nachteil des Baulückenkatasters. Es zeigt nämlich nicht die Flächen, die auch tatsächlich zum Verkauf stehen. Das liegt in der Entscheidung des Eigentümers. Unter Umständen wollen diese einen besseren Zeitpunkt abwarten oder auch gar nicht verkaufen, weil sie selbst oder ihre Kinder dort eines Tages bauen wollen. Dennoch zeigt sich die Stadt vom grundsätzlichen Sinn überzeugt. Seit 1990 seien so mehr als 900 Grundstücke bebaut worden und 5200 Wohnungen entstanden. Das, so rechnen die Stadtplaner vor, habe 135 Hektar Baufläche in Außenbereichen gespart.

Die Anzahl der Baulücken liegt im städtischen Schnitt

Laut Kataster gibt es in Kaltental 18 Lücken. Auf den meisten Grundstücken könnten Wohnungen entstehen, auf manchen aber auch Gewerbeimmobilien. In Möhringen sind es insgesamt 28 Rechtecke auf der Karte, inklusive des Kleinstfleckens an der Kleinknechtstraße. In Sonnenberg gibt es vier Lücken und im Gewerbegebiet Fasanenhof sieben.

In Rohr ist die Dichte der Baulücken zumindest optisch am höchsten, hier leuchten 36 Flecken auf. In Vaihingen sind es 32, und im Dachswald immerhin noch fünf. Damit befinden sich die Baulücken im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung der Anzahl nach im städtischen Durchschnitt. Von den stadtweit 660 Grundstücken sind 135 auf der hiesigen Filderebene.

Und noch etwas zeigt das Kataster im Netz. Wohngebiete, die seinerzeit am Reißbrett entstanden sind, haben keine Baulücken. Jedenfalls fehlen sie auf dem Fasanenhof, in Dürrlewang sowie im Gebiet Lauchhau-Lauchäcker vollständig, und in Büsnau lugt nur ein einziger roter Fleck aus der sonst so grauen Karte. Gleiches gilt freilich für die beiden Wohngebiete Höhenrand und Heerstraße in Vaihingen. Dort war die Nachfrage in der Vergangenheit so groß, dass auch die letzte noch so kleine Brache inzwischen bebaut ist.