An der Beethovenstraße wird neu gebaut. Die Pläne dazu sind im Bezirksbeirat vorgestellt worden. Neue und moderne Grundrisse, Barrierefreiheit, teilweise behindertengerechte Wohnungen, Aufzüge sowie eine Tiefgarage sind für den Neubau vorgesehen.

Botnang - Die Sitzungen des Botnanger Bezirksbeirates sind gewöhnlich eher mäßig besucht. In der Regel bleiben die meisten Plätze im Zuhörerbereich frei. Anders am Dienstag. Schon eine Viertelstunde vor Sitzungsbeginn waren die Stuhlreihen gut gefüllt. Der Grund: Das Neubauvorhaben an der Beethovenstraße 60 bis 70 stand auf der Tagesordnung.

 

Etwa 75 Botnanger sind von dem Projekt des Bau- und Wohnungsvereins Stuttgart (BWV) betroffen. Die drei Gebäude – alle Baujahr 1927 – haben ihren Zenit überschritten, erklärten Vertreter des BWV schon im Februar vergangenen Jahres in einer Sitzung des Bezirksbeirates. Nun sollen die Häuser abgerissen werden. Die Mieter verlieren ihr Zuhause. Diese Nachricht und die ungewisse Zukunft haben vor allem bei den älteren Bewohnern der Beethovenstraße 60 bis 70 für Bestürzung gesorgt. „Ich bin 86 Jahre alt. Können Sie mir denn sagen, wann ich aus meiner Wohnung raus muss“, fragte eine Dame am Dienstag. Einen genauen Termin konnte der anwesende kaufmännische Bereichsleiter des BWV, Jürgen Oelschläger, noch nicht nennen. Auf Nachfrage der Nord-Rundschau versicherte er allerdings nochmals, dass vor 2016 nichts passieren werde. Daran habe sich seit Februar nichts geändert. Somit sei weiterhin noch genügend Zeit, um für jeden Mieter eine zufriedenstellende, individuelle Lösung zu finden.

19 Wohnungen stehen bereits jetzt leer

Mittlerweile stünden allerdings bereits 19 der 48 Wohnungen an der Beethovenstraße leer. „Die Umzüge haben aus den unterschiedlichsten Gründen stattgefunden“, sagte Oelschläger. Manche Mieter hätten Stuttgart verlassen, einige auf dem freien Markt ein neues Zuhause gefunden, und ein paar Botnanger seien in andere Wohnungen des BWV gezogen – teilweise seien sie sogar dem Stadtbezirk treu geblieben. Noch intensiver mit der Zukunft der Bewohner an der Beethovenstraße werde man sich beschäftigen, wenn der eingereichte Bauantrag von der Stadtverwaltung genehmigt worden sei und man dann auch konkret wisse, wie hoch die Baukosten seien. „Sobald das klar ist, werden wir eine Mieterversammlung einberufen“, sagte Oelschläger. Dann könne man auch sagen, wie hoch die Mieten in den Neubauten sein werden. Derzeit bezahlen die Bewohner im Durchschnitt monatlich 5,50 Euro pro Quadratmeter. Oelschläger geht auf Nachfrage davon aus, dass die Mieten später zwischen 10 und 12 Euro liegen. Einige Bewohner haben schon signalisiert, dass sie sich das nicht leisten können. Sie werden nicht wieder zurück an die Beethovenstraße ziehen. SPD-Bezirksbeirätin Marianne Latuske hat den BWV deshalb darum gebeten, auch für diese Menschen in den Neubauten bezahlbaren, sozial-geförderten Wohnraum anzubieten.

Keine 08/15-Fassade, sondern etwas Besonderes

Ansonsten zeigten sich die Kommunalpolitiker von dem Bauvorhaben angetan. Auch künftig sollen 48 Wohneinheiten zur Verfügung stehen – aufgeteilt in Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Neue und moderne Grundrisse, Barrierefreiheit, teilweise behindertengerechte Wohnungen, Aufzüge sowie eine Tiefgarage sind vorgesehen. Und auch das äußere Erscheinungsbild der drei neuen Gebäude findet Gefallen – vor allem bei der Stadtverwaltung.

Sabine Stark vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung war ebenfalls am Dienstag im Bezirksbeirat zu Gast. Sie habe zwar erst vor fünf Tagen die Pläne vom Baurechtsamt bekommen, könne aber schon sagen, dass sie bislang zufrieden sei, mit dem, was sie gesehen habe. Die Baukörper würden sich dem Straßenverlauf besser anpassen, als es derzeit der Fall sei, und auch der Baumbestand könne nahezu erhalten bleiben. „Ich werde nun die Belange prüfen, die sich aus der Erhaltungssatzung für dieses Gebiet ergeben“, sagte Stark. Anders als bei denkmalgeschützten Häusern, dürfe man die Gebäude, die von der Erhaltungssatzung betroffen sind, abreißen – „wenn man sie in etwa wieder so hinbekommt“, sagte Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle. Und das scheint der BWV zu schaffen. Sabine Stark kommt es vor allem auf die Sockelgeschosse, die Simse, Traufen und auch auf die Reliefs und Figuren an den neuen Gebäuden an: „Wir wollen hier keine 08/15-Fassade, sondern etwas Besonderes.“ Oelschläger geht davon aus, dass der Verein all diese Elemente und Vorgaben bedacht hat.