Nach fünf Jahren Planung hat das ambitionierte Bauprojekt am Agnes-Kneher-Platz Schwung aufgenommen. Das Haus der Kirche soll im Sommer 2018 fertiggestellt sein.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Degerloch - Beim Bau des Hauses der Kirche geht es ab jetzt in die Höhe. Am Freitagvormittag wurde in der Baugrube vor der Michaelskirche der Grundstein gelegt. Im Sommer 2018 soll das Gebäude der evangelischen Gesamtkirchengemeinde fertig sein. Und wenn es nach den Initiatoren des Bauprojekts geht, soll es auch über die Kirchengemeinde hinaus für den Stadtbezirk nutzbar sein – etwa für Vereine oder andere bürgerschaftliche Aktivitäten. „Für Jahrzehnte oder sogar 100 Jahre soll das Gebäude stehen“, sagte Eberhard Dieter, der Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderats Degerloch, während der Grundsteinlegung, zu der sich trotz klirrender Kälte zahlreiche Vertreter von Vereinen und anderen örtlichen Organisationen, aber auch interessierte Bürger zusammengefunden hatten.

 

Besonderen Dank sprach Dieter der Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold aus. Ihr Engagement bei den städtischen Behörden habe entscheidenden Anteil daran, dass das 4,1 Millionen Euro teure Projekt am Agnes-Kneher-Platz verwirklicht werden konnte.

Offenheit, Toleranz und Vielfalt

Und Kunath-Scheffold ließ keine Zweifel daran, dass es sich für sie beim Haus der Kirche um eine Herzensangelegenheit handelt. „Das ist nicht nur für die Kirchengemeinde, sondern für ganz Degerloch ein großer Tag“, sagte sie, „ein Meilenstein für den Stadtbezirk.“ Sie ist zuversichtlich, dass das Haus der Kirche ein lebendiges Haus werden wird, in dem Werte wie Offenheit, Toleranz und Vielfalt hochgehalten werden.

Dekan Wolfgang Röhl lobte auch die Platzwahl für den Bau. „Ich habe mir sagen lassen, die Degerlocher Letten hier sind fast so stabil wie Felsgestein“, sagte er. Das zeige auch symbolisch, dass sich das Projekt auf gutem Fundament befinde.

Die Architekten Petra Haindl und Achim Söding erklärten, wie sich der Neubau in den architektonischen Gesamtzusammenhang im Ortskern einordnet. „Das Haus schlängelt sich um die Michaelskirche“, so Achim Söding. Die Dachform sei so konstruiert, dass es sich in das Bild des Kirchturms einfüge. Petra Haindl betonte, dass es sich um eine „offene und heitere“ Architektursprache handle und sie hoffe, dass „Jung und Alt“ dort schöne Stunden erleben können.

Kein Café im Haus der Kirche

Etwas nüchterner ausgedrückt wird sich das Haus der Kirche wie folgt aufteilen: Im Erdgeschoss soll es vielseitig nutzbare Begegnungsräume geben, im Untergeschoss sollen Toiletten und ein Lagerraum sein. Ins Obergeschoss sollen vor allem Büroräume und eventuell auch ein Tagungszimmer kommen. Auch die Kreisdiakonie, die derzeit noch an der Löwenstraße sitzt, könnte dort Platz finden. Ein Café war im Bezirksbeirat Degerloch zwar mal im Gespräch, wird aber mit Sicherheit nicht umgesetzt.

Ganz unproblematisch war die Vorgeschichte des Bauprojekts jedoch nicht. Seit fünf Jahren laufen die Planungen – seitdem erkannt wurde, dass das Gemeindehaus und der Michaelssaal den Bedarf der Gemeinde nicht mehr decken. Mittlerweile sind beide Gebäude, die die Kirche der Stadt Stuttgart abgekauft hatte, abgerissen. Manche Vereine, die die alten Räumlichkeiten genutzt hatten, stellte das vor Schwierigkeiten. So mussten etwa einige Veranstaltungen von manchen Seniorengruppen – wie den Donnerstagsfrauen – ausfallen.

Parkraum könnte Problem werden

Ein kleines Politikum war die Degerlocher Kirbe, die dem Bauvorhaben in die Quere kam. Die Veranstalter der Kirbe, die Freiwillige Feuerwehr und der Degerlocher Gewerbe- und Handelsverein (GHV) drohten damit, die Veranstaltung abzusagen, sollte mit dem Bau nicht später begonnen werden.

Doch auch hierbei konnten sich die Parteien einigen: Für die Veranstaltung wurde die Baustelle ein Stückchen zurückgebaut, sodass auf der Kirbe ohne größere Einschränkungen gefeiert werden konnte.

Auch die eineinhalb Jahre Bauzeit könnten noch die eine oder andere Diskussion auf den Plan rufen. Etwa, was das Parken angeht. Die große Baugrube und der Platz, den Baufahrzeuge brauchen, mache die Parkraumsituation nicht einfacher, befürchtet die Architektin Petra Haindl. „Aber ich bin sicher, dass das Haus der Kirche von den meisten sehr positiv angenommen wird.“