Ein Investor will in Degerloch an der Stelle des Parkhauses an der Löffelstraße und im angrenzenden Areal Wohnungen und ein Bürogebäude errichten. Möglicherweise muss dafür das Wohnhaus der Degerlocher Wohltäterin Helene Pfleiderer weichen.

Degerloch - Genaues weiß derzeit über das Projekt niemand in Degerloch. Aber ein bisschen etwas: Im Dezember hätte die Stadt den Bezirksbeirat über die Pläne eines Investors informieren sollen, der neue Wohnungen an der Löffelstraße bauen will. Doch dann verschwand der Punkt wieder von der Tagesordnung.

 

Detlef Kron, Leiter des Stadtplanungsamts, erklärt, warum es in dem Gremium keine Diskussion über die Pläne eines Investors für die Löffelstraße gab. Es habe Unstimmigkeiten gegeben, die zunächst intern besprochen werden mussten, meint Kron. Das von ihm nicht genannte deutsche Unternehmen will an der Löffelstraße Wohnungen und ein Bürogebäude errichten. Das bestehende Parkhaus soll abgerissen und durch eine Tiefgarage ersetzt werden. Nachdem Stadt und Investor ihre Auseinandersetzung beigelegt haben, sollen die Pläne nun weiter vorangetrieben werden.

Architektenwettbewerb geplant

Zunächst soll ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden, sagt Kron. Der Aussschuss für Umwelt und Technik soll sich laut dem Stadtplaner ungefähr in einem halben Jahr für einen Entwurf entscheiden. Dieser dient dann als Grundlage für eine Änderung des Bebauungsplans, ohne die das Projekt an der Löffelstraße nicht verwirklicht werden kann. Detlef Kron schätzt, dass das Prozedere ein bis zwei Jahre dauern könnte.

Nun gibt es Gerüchte, dass von dem Bauvorhaben auch das ehemalige Wohnhaus der Degerlocher Wohltäterin Helene Pfleiderer an der Bodelschwinghstraße betroffen sein könnte. Anlass ist, dass der Investor auch das Areal bebauen will, das hinter dem Parkhaus an der Löffelstraße liegt. So könnte das Haus, das derzeit eine Werbeagentur beherbergt, ins Visier der Bagger geraten.

Bedeutung von Helene Pfleiderer

Die Bezirksbeiräte hoffen darauf, dass die Stadt in einer der kommenden Sitzungen Klarheit über das Vorhaben schafft und auch etwaige Folgen für das Wohnhaus der 1911 geborenen Degerlocher Wohltäterin nennt. „Im Moment kann ich keine fundierte Aussage treffen, weil mir die Informationen fehlen. Es ist aber klar, dass es kein Durchwinken geben wird, wenn ein Haus, das für die Ortsgeschichte wichtig ist, in Gefahr gerät“, sagt der Grünen-Bezirksbeirat Michael Huppenbauer. Ähnlich bewertet das Robert Kuncewicz von der CDU im Bezirksbeirat: „Helene Pfleiderer hat für Degerloch große Bedeutung.“ Helmut Doka von der Degerlocher Geschichtswerkstatt würde sich wünschen, dass die Stadt mit dem Investor zumindest darüber sprechen sollte, ob das Haus bei der Realisierung des Bauprojekts geschont werden könnte. Er ist aber auch skeptisch, ob es so kommen wird. Das Gebäude werde privat genutzt und habe keinen Wert für die Öffentlichkeit, meint er. „Es ist auch zu weit vom Ortskern entfernt, um es für einen öffentlichen Zweck zu nutzen“, sagt Doka.

Bereits im Jahr 2009 wurde im Degerlocher Bezirksbeirat über die Zukunft des Parkhauses an der Löffelstraße diskutiert. Die Investmentgesellschaft UBS plante zu dieser Zeit, das im Jahr 1992 errichtete Parkhaus an der Löffelstraße mit Büros zu überbauen. Dieses Projekt ist endgültig vom Tisch. Die UBS hat das Grundstück bereits vor einiger Zeit an den Investor verkauft. Dies sei eine strategische Entscheidung gewesen, sagt ein Vertreter der Investmentgesellschaft.

UBS hat sich zurückgezogen

Der Bezirksbeirat Degerloch stimmte im Jahr 2009 den Plänen von UBS zu. Als die Investmentgesellschaft allerdings 2011 Änderungen an den Planungen vornahm, verweigerten die Bezirksbeiräte ihre Zustimmung. Die UBS besserte nach und erreichte so, dass letztlich der Gemeinderat grünes Licht für eine Änderung des Bebauungsplans gab.

Dennoch setzte die UBS das Projekt letztlich nie um, sondern entschied sich für einen Weiterverkauf. Nun steht dem neuen Investor ein ähnliches Verfahren bevor wie einst der Investmentgesellschaft UBS. Wann die Wohnungen und das Bürogebäude an der Löffelstraße letztlich gebaut werden, hängt dabei auch von den anstehenden Diskussionen ab.