Zahlreiche Bauprojekte stehen in der Zeitstufenliste Wohnen der Stadtverwaltung und sollen in den nächsten drei Jahren realisiert werden.

Stuttgarter Norden - In Stuttgart zu wohnen, kann teuer werden. Laut Baubürgermeister Peter Pätzold muss man deutschlandweit nur in München und Frankfurt durchschnittlich mehr Kaltmiete bezahlen, als in der Landeshauptstadt. Derzeit lägen die Kosten in Stuttgart im Schnitt bei 8,95 Euro pro Quadratmeter, sagt Pätzold. Auf dem Wohnungsmarkt ist die Situation aber noch etwas verschärfter zu betrachten. „Die Angebotsmieten sind vom ersten Halbjahr 2010 bis zum ersten Halbjahr 2016 um 35 Prozent gestiegen“, heißt es in einer Vorlage an den Gemeinderat. Im zweiten Quartal 2016 habe die durchschnittliche Angebotsmiete 11,97 Euro pro Quadratmeter betragen.

 

Der Bedarf an Wohnungen in Stuttgart ist ungebrochen groß. Das wissen auch Stadtverwaltung und Stadträte. Seit dem Jahr 2002 gibt es die sogenannte Zeitstufenliste Wohnen, die immer wieder aktuell über die verfügbaren Wohnbaupotenziale in der Stadt Auskunft geben soll. Der jüngste Sachstandsbericht zeigt, dass in insgesamt 182 Gebieten in Stuttgart rund 24 000 potenzielle neue Wohnungen gebaut werden können. Das sind etwa 2500 Einheiten mehr, als noch 2014 angenommen wurde. Rund 13 000 dieser Wohnungen sollen innerhalb der nächsten drei Jahre entstehen – knapp 6000 Stück gelten für die Stadtverwaltung sogar als „sofort realisierbar“. Auch im Stuttgarter Norden gibt es noch einige Gebiete, die bis zum Jahr 2020 bebaut werden sollen. Schon losgelegt haben die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) sowie das Siedlungswerk an der Maybachstraße. 150 Wohnungen werden dort entstehen. Zudem baut die SWSG am Roten Stich 204 Wohnungen. Und auf dem ehemaligen Krempel-Areal an der Stuttgarter Straße in Feuerbach geht es um 118 neue Wohnungen. Die Baugenossenschaft Neues Heim hat ihr aktuelles Großprojekt an der Mittenfeldstraße mit insgesamt 320 Wohnungen in zwei Baufelder geteilt. Das erste soll im Herbst fertig werden. Geplant ist dann im Spätherbst mit dem Baufeld Ost zu beginnen. Die acht Gebäude mit knapp 180 Wohnungen sollen bis Ende 2023 bezugsfähig sein.

Auch auf dem Flux-Areal in Botnang könnte sich etwas tun

Noch nicht begonnen haben die Arbeiten dagegen im Gebiet Langenäcker-Wiesert in Stammheim. Dort sind 320 Wohneinheiten geplant. Auch im Theater-Viertel auf dem Pragsattel (450 Wohnungen), an der Balthasar-Neumann-Straße (200 Wohnungen) in Freiberg und in der Keltersiedlung im Stadtbezirk Zuffenhausen hat die Stadtverwaltung Potenziale erkannt, die in den nächsten drei Jahren dann ausgeschöpft werden sollen.

Auch an der Leharstraße in Botnang könnten 100 Wohnungen entstehen, ist man sich bei der Stadtverwaltung sicher. Noch gibt es hierfür aber keine konkreten Pläne. Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung wollte eigentlich schon längst eine Studie im Bezirksbeirat vorgestellt haben, die sich mit den Möglichkeiten auf der Fläche rund um das Einkaufszentrum und das Grundstück der katholischen Kirche im Laihle befasst.

Mittelfristig sollen auch auf dem Flux-Areal an der Alten Stuttgarter Straße in Botnang 50 Wohnungen gebaut werden. Auf dem Grundstück wurde von 1921 bis 1980 ein großes Stück der Geschichte des bekannten Staubsaugerherstellers Progress geschrieben, der 1980 an den schwedischen Konzern Electrolux verkauft wurde. Bis heute in Botnang geblieben ist der Sitz der Firma Flux, die sich seit 1950 als Tochterunternehmen von Progress auf elektrische Fasspumpen spezialisiert hat. Und auch wenige Hundert Meter weiter gäbe es in Botnang an der Nöllenstraße noch Platz für 50 neue Wohnungen.

An der Böckinger Straße in Zuffenhausen fehlt ein Lärmgutachten

Die Wohnpotenziale, welche die Stadtverwaltung erkannt und in der Zeitstufenliste auch benannt hat, reichten den Stadträten allerdings nicht aus. Sie hatten jüngst noch einige Fragen zu Grundstücken, die nicht im aktuellen Zwischenbericht aufgetaucht sind: Da wäre zum Beispiel ein Grundstück am Ortseingang in Hausen. „Bisher sind wir davon ausgegangen, dass die Fläche, die im Bereich eines Baches liegt, hochwassergefährdet ist“, sagt Baubürgermeister Pätzold. Das Amt für Umweltschutz habe nun aber festgestellt, dass es nicht so ist. „Das Amt für Liegenschaften und Wohnen sucht nun nach einem Bauträger“, ergänzt Axel Fricke vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung.

Und wie sieht es mit den 200 Wohnungen an der Böckinger Straße in Rot aus? „Eine zeitnahe Realisierung ist leider nicht möglich“, bedauert Fricke. Derzeit werde ein Bebauungsplan aufgestellt. Allerdings sorge der Bahnlärm noch für Probleme. Hierzu werde nun ein Gutachten erstellt.

Klar ist hingegen für die Stadtverwaltung schon, dass sich ein Grundstück am Ehniweg in Stammheim derzeit nicht für den Wohnungsbau eigne. „Wir prüfen, ob sich die Fläche für eine Erweiterung des Friedhofs für verschiedene Religionsgemeinschaften anbietet“, sagt Axel Fricke.

Die Stadträte hatten noch Flächen an der Reger-/ Franz-Schubert-Straße und an der Offenbachstraße in Botnang ins Auge gefasst. Beide Grundstücke würden Erbengemeinschaften gehören, sagt Fricke. Die Rückmeldungen der Eigentümer stünden noch aus. Baurecht gebe es aber.