Die evangelische Kirche will ihr Haus am Marktplatz öffnen, wird aber erst einmal zum Hindernis für den Weihnachtsmarkt.

Ludwigsburg - Das evangelische Dekanat Ludwigsburg möchte sich zu den Menschen hin öffnen, vorerst aber ist es abgeriegelter als bisher: Das Gebäude an der Unteren Marktstraße ist eingerüstet. Vor allem im Dachstuhl und im Erdgeschoss wird gebaut. Weil sich der Umbau verzögert hat, mussten auch die Organisatoren des Weihnachtsmarkts, der an diesem Donnerstag öffnet, improvisieren. „Wir haben noch mehr Buden an der katholischen Kirche zugelassen“, sagt Melanie Mitna vom Eigenbetrieb Tourismus und Events.

 

Fußböden durchgefault

Morsches Schwellgebälk, unzureichende Dämmung und eine verwirrende Holzkonstruktion – das sind nur einige Beispiele, die Lothar Rücker aufzählt, um klar zu machen, vor welchen Herausforderungen Architekten und Bauherren stehen. „Es gab jede Menge böse Überraschungen“, sagt der Kirchenpfleger. Unter anderem die, dass der Lehmboden unter dem historischen Gebäude auch nach 300 Jahren noch nicht ganz trocken ist. Die Fußböden im Dekanatssaal sind teilweise durchgefault. Teuer kommt es außerdem, die Auflagen für den Brandschutz zu erfüllen.

Nachdem vor fünf Jahren der etwas modernere Anbau des Dekanats saniert und neu strukturiert worden ist und dort verschiedene zuvor über die Stadt verteilte Dienste zusammengezogen wurden, ist nun der historische Teil dran. Zum einen wird dort die ehemalige Wohnung des Dekans in Büros umgewandelt, zum anderen wird auch das Dachgeschoss ausgebaut. Und das hatten sich die Verantwortlichen in der Kirchenleitung einfacher vorgestellt. Denn um das realisieren zu können, muss zum Beispiel erst eine Treppe zum Dachgeschoss gebaut werden: Bisher führt nur eine kleine Leiter dahin.

Nun wird mit einer Kostensteigerung von 60 Prozent gerechnet. „Wir hatten mit einer Million für den gesamten Umbau kalkuliert“, sagt Rücker. Aber dann gab es schon bei der Ausschreibung eine erste Kostenüberschreitung um 30 Prozent. „Für zusätzlich nötig gewordene Maßnahmen rechnen wir mit noch einmal 30 Prozent mehr.“ Im Obergeschoss sollen sechs und im Dachgeschoss fünf Büros entstehen. Damit soll mehr Platz für die beengt arbeitenden Mitarbeiter der Diakonie geschaffen werden. Außerdem soll das Kreisbildungswerk von der Peter-Eichert-Straße hierher verlegt werden.

Diskussionen, Lesungen und Konzerte

Das Erdgeschoss soll vor allem für Publikum geöffnet gemacht werden. Auch wenn hier die Planung noch nicht ganz abgeschlossen ist, steht doch schon fest, dass der vermutlich in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts verkleinerte Dekanatssaal wieder seine ursprüngliche Größe bekommen wird – um mehr Raum für Diskussionen, Lesungen und Konzerte zu haben.

Noch nicht ganz ausgegoren sind die Pläne für eine Verbindung nach draußen. Ziel ist es, den Marktplatz als „Aktions- und Kontaktfläche“ nutzbar zu machen. So wollen die Protestanten zum Beispiel mit Kunstwerken und Aktionen „zum Darüber-stolpern und zur Auseinandersetzung“ einladen. „Die Interaktion auf dem Platz soll gefördert und in der Öffentlichkeit eine Herberge auf Zeit entstehen“, heißt es im vorläufigen Konzept. An der Planung sind unter anderem der Citypfarrer, die Stadtkirchengemeinde, die Hochschulseelsorge und die Ehrenamtsakademie beteiligt.