Gleich drei wichtige Straßen werden in diesem Jahr in Böblingen saniert oder ausgebaut – teilweise sogar gleichzeitig. Und dann ist auch noch der Bahnverkehr betroffen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Wer das vergangene Jahr schon schlimm fand, kann sich in diesem auf etwas gefasst machen: „Es ist mit noch schwierigeren innerörtlichen Verkehrsverhältnissen zu rechnen“, prognostiziert Frank Bader. Mit der Sanierung der Bundesstraße 464, der Kreisstraße zwischen Böblingen und Darmsheim sowie der Sperrung der Herrenberger Straße seien vor allem Verkehrswege mit überregionaler und regionaler Bedeutung betroffen, erklärt der Leiter des Böblinger Tiefbau- und Grünflächenamts. Hinzu kommt, dass die Bauarbeiten mehr oder weniger gleichzeitig zwischen Frühling und Herbst begonnen werden. Zudem machen sich der Ausbau der Schönbuchbahn und die Sanierung der Gäubahn bemerkbar. In Sindelfingen und im restlichen Kreis stehen dafür keine Großbaustellen an.

 

Für die Planung ist die Verwaltung nicht einmal verantwortlich: „Wir haben nur einen begrenzten bis gar keinen Einfluss“ auf die Vorhaben, teilt Frank Bader mit. Trotzdem werden die meisten Beschwerden im Rathaus landen. Es wurde eine zusätzliche halbe Stelle geschaffen, um die Bürger schnell mit Informationen auf möglichst allen Kanälen versorgen zu können. Leider kann Frank Bader auch für die Zukunft keine Entwarnung geben. Da bei der gesamten öffentlichen Infrastruktur ein Sanierungsstau herrsche, sei „mindestens von einer gleichbleibenden oder sogar noch leicht steigenden Intensität“ des Baustellenwesens in Böblingen auszugehen. Der Fachmann rechnet frühestens für das Jahr 2025 mit Ruhe – wenn der sechsspurige Ausbau der A 81 und der Bau der Querspange durch das Flugfeld geschafft sind.

Dauerthema Bundesstraße 464

Von März an wird die vierspurig ausgebaute B 464 zwischen der Herrenberger Straße und der Anschlussstelle Darmsheim erneuert. Dafür muss die Strecke halbseitig gesperrt werden, dem Verkehr steht dann nur eine Fahrbahn zur Verfügung. Im August sollen die Arbeiten beendet sein. Vorgesehen war, dass von April bis Juli außerdem der Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Herrenberger Straße bis zur Tübinger Straße der B 464 an die Reihe kommen soll und anschließend der Teil bis nach Holzgerlingen. Aber für diese beiden Baustellen liegt vom Land bislang keine Bestätigung vor. Darüber hinaus werden die Knotenpunkte der Herrenberger Straße mit der B 464 stadteinwärts zweispurig ausgebaut: von April bis Juni im Bereich der Schickhardtstraße und von September bis November im Bereich der Hewlett-Packard-Straße. Parallel dazu läuft von April bis Juli die Sanierung der Böblinger Straße zwischen der Bundesstraße 464 und der Gottlieb-Daimler-Straße.

Auch die Bahnen verursachen Verkehr

Eine gravierende Auswirkung auf den Verkehrsfluss hat der Ausbau der Schönbuchbahn. Zwischen August und Mai 2018 muss deshalb die Herrenberger Straße zwischen der Breslauer und der Kremser Straße komplett gesperrt werden. In der Zeit wird ein weiteres Gleis eingesetzt und der mit Schranken geregelte Bahnübergang durch eine Unterführung ersetzt. Die Generalüberholung der Gäubahn wirkt sich zwar durch keine Straßensperrung aus, aber weil in den Pfingst- und Sommerferien keine Züge auf der Strecke fahren werden, ist zwischen Böblingen und Herrenberg ein Schienenersatzverkehr eingerichtet – auf den sowieso schon verstopften Straßen.

Maßnahmen zur Ertüchtigung

Die Stadt Böblingen ist in dem Baustellenjahr nur für eine Maßnahme verantwortlich: Im Zuge des Ausbaus der Schönbuchbahn nutzt sie die Gelegenheit, die Herrenberger Straße für Radfahrer auszubauen. Frank Bader will dafür „Synergieeffekte der Straßensperrung durch die Schönbuchbahn“ nutzen. Außerdem versucht das Tiefbauamt, die alternativen Routen verkehrstüchtiger zu machen. Dazu wird der Knoten zwischen der Schickardstraße und der Hans-Klemm-Straße von April bis Mai ausgebaut. Künftig kann zweistreifig von der Hans-Klemm- bis zu Schickard- und zur Herrenberger Straße gefahren werden.

Bauarbeiten der Versorgungsträger fehlen in der Liste allerdings noch. Neben der Information der Öffentlichkeit hat die neue Stelle deshalb auch zur Aufgabe, die Vorhaben der verschiedenen Bauträger zu bündeln und auf Diskrepanzen zu überprüfen. „Dass es uns gelingt, die Kraftfahrer zur großräumigen Umfahrung von Böblingen zu bewegen, ist eher unwahrscheinlich“, sagt Frank Bader.

Planungen für den Marktplatz

Geradezu paradiesische Zustände herrschen in Sindelfingen. Beschwerden über Baustellen gehen laut der Stadtsprecherin Nadine Izquierdo im Rathaus nur selten ein. „Die Stadt plant in diesem Jahr nur wenige Baustellen, die zu Verkehrsbehinderungen führen könnten“, teilt sie mit. Dazu zählen Belagsarbeiten im Bereich Lange Anwanden und der Nebelhornstraße. Der Anschluss des Darmsheimer Tunnels steht ebenfalls an. Zum Gesamtwerk der Nordumfahrung zählt auch der Umbau des Knotens der Döffinger Straße und der Mühlackerstraße, wo das Gewerbegebiet Häslach angedockt wird. Ob außerdem hier und da Gas-, Wasser oder Stromleitungen erneuert werden müssen, steht auch in Sindelfingen noch nicht fest.

Als Großbaustelle der kommenden Jahre hat Nadine Izquierdo nur die Sanierung oder gegebenenfalls den Neubau der Tiefgarage Marktplatz zu bieten. Bei dieser Baustelle rechnet sie mit Einschränkungen. Deshalb bereitet schon heute eine Projektgruppe die Baustelle vor. Mit Aktionen soll die Innenstadt dennoch attraktiv gemacht werden, und Besucher sollen Ausweichmöglichkeiten erhalten. Neben den üblichen Veröffentlichungskanälen wie die Homepage der Stadt und die Medien laufen im Rathaus Überlegungen über eine zusätzliche „Baustellenkommunikation“.

Ortsdurchfahrten und Radwege

Außerhalb der Böblinger Gemarkung müssen sich Autofahrer auf keine weiteren Großbaustellen gefasst machen – mit dem Abschluss der Bauarbeiten an der B 464 in Holzgerlingen. In Herrenberg steht der östliche Abschnitt der Umfahrung von Gültstein an, die Ortsdurchfahrt Mönchberg und der Anschluss von Kayh an die Bundesstraße 28. Die Kreisstraße zwischen Hildrizhausen und Ehningen ist ebenso auf der To-do-Liste des Landratsamtes zu finden wie Projekte bei Weissach-Flacht sowie zwischen Rutesheim und Leonberg.

Die Kreisstraße zwischen Unterjettingen und Öschelbronn wird grundlegend erneuert und verbreitert. In Aidlingen geht der zweite Bauabschnitt der Ortsdurchfahrt mit der Sanierung der Straße von Deufringen zur Kreisgrenze einher. Ein längeres Projekt ist die neue Fahrbahndecke für die Kreisstraße durch den Wald zwischen Sindelfingen und Stuttgart-Vaihingen. Daneben widmet sich die Behörde dem Bau von Radwegen, etwa zwischen Gärtringen und Rohrau.

Witterungsbedingte Häufung

Dass Böblingen in diesem Jahr von der Kreisseite belastet wird, räumt Dusan Minic ein. Warum sich Baustellen nicht einfach verschieben lassen, erklärt der Landratsamtsprecher am Ausbau der Schönbuchbahn: Die Kosten dafür müssen aus Fördergründen bis zum Jahr 2019 abgerechnet werden. „Außerdem haben wir so hohe Fahrgastzahlen, dass die Gefahr der Überfüllung besteht“, erklärt er. Die Häufung der Arbeiten zwischen Frühjahr und Herbst hängt ausschließlich am Wetter und der Ferienzeit. Die Planung erfolge nicht aus der Luft heraus, sondern anhand einer Prioritätenliste, sagt Dusan Minic. Die Grundlage dafür ist die regelmäßige Prüfung der Straßenzustände. Der Unmut der Bürger über die Baustellen landet aber auch im Landratsamt – inklusive Verbesserungsvorschlägen zur Verkehrsführung. Sie würden alle geprüft und gegebenenfalls umgesetzt, verspricht Dusan Minic.

Kaum leistungsfähige Umleitungen

Die Vollsperrung eines Abschnitts der Calwer Straße und der Umbau der Thermalbadkreuzung im vergangenen Jahr sind jedoch harmlos im Vergleich mit den anstehenden Baustellen. Denn für ihre Umfahrung habe es immer noch leistungsfähige Strecken gegeben, erläutert Frank Bader. Weil die anstehenden Baustellen zeitlich und räumlich zusammenfallen, wird sich der Umleitungsverkehr sogar überlagern.