Während auf der Varieté-Baustelle derzeit nach Plan gearbeitet wird, hat das Hochbauamt auf dem Kleinen Schlossplatz Probleme. Weitere Abdichtungen verzögern die Fertigstellung. Nun wird eine Brücke über die Baustelle errichtet.

Stuttgart - Nach zwei Jahren voller Hiobsbotschaften hat Timo Steinhauer, Geschäftsführer des Friedrichsbau-Varietés, nun einmal Grund zur Zuversicht. Die Baustelle auf dem Pragsattel macht offenbar Fortschritte. Anders als noch vor wenigen Tagen befürchtet, sollen die Versorgungsleitungen wohl in der ersten Novemberhälfte angeschlossen werden können. Es habe sich doch noch eine Baufirma gefunden, die die Siemensstraße aufgräbt, wofür diese in der Nacht teilweise gesperrt werden müsse. Den Vorwurf, das Liegenschaftsamt habe erneut wichtige Unterlagen nicht zeitnah bearbeitet und damit riskiert, dass die Versorgung über die Eröffnung am 4. Dezember hinaus provisorisch erfolgen müsse, hat der zuständige Bürgermeister Michael Föll (CDU) zurückgewiesen.

 

Die mit dem Varieté betraute Mitarbeiterin will er schon gar nicht verantwortlich machen. „Da gibt es schließlich noch deren Vorgesetzte.“ Zur Erinnerung: wegen des behördlichen Schwergangs, Föll nennt Probleme bei der Gründung, musste der Eröffnungstermin verschoben werden, weshalb der Gemeinderat dem Theater 145 000 Euro Einmalzuschuss für die entgangenen Einnahmen bewilligen musste.

Skater haben Glasoberlichtband demoliert

Eine vergleichbare öffentliche Aufmerksamkeit genießt die Langzeit-Baustelle auf dem Kleinen Schlossplatz. Dort baut die Stadt das vor allem durch Skater ramponierte Glasoberlichtband des Kunstmuseums auf dem Kleinen Schlossplatz aus und ersetzt es durch Betonfertigteile. „Die Fläche wird als Betonterrazzo ausgeführt“, hatte man dem Gemeinderat im März mitgeteilt, auf das er für die Reparatur zwei Millionen Euro genehmigte. Die neue Konstruktion soll abends und nachts durch entsprechende Beleuchtung dem Kleinen Schlossplatz eine zusätzliche Identität verleihen; bodengleiche weiße LED-Leuchten würden mit Lichtkompositionen bespielt, heißt es in der Ratsvorlage.

Die geschädigte Oberlichtverglasung hatte laut Hellmuth Aydt vom Hochbauamt „in der Vergangenheit zu Feuchteeintrag im Bereich dieser Konstruktion geführt“. Dieser sei aber jeweils umgehend durch Abdichtungsmaßnahmen behoben worden, so dass keine Gefahr für die ausgestellten Werke gesehen wird. Mit der nun erfolgten Sanierung sei das Stuttgarter Kunstmuseum vor Feuchtigkeit geschützt.

Anlieger verlieren Kunden und Umsatz

Kritische Äußerungen von Anrainern, denen nach eigener Aussage die Baustelle seit Mai wegen der erschwerten Erreichbarkeit ihrer Läden und Lokale Umsatzverluste beschere, haben die Arbeiten in ein schlechtes Licht gerückt. Nicht nur, dass die umzäunte Baustellenfläche auf ein für die Nachbarn schwer erträgliches Maß gewachsen ist, weil nicht nur das Lichtband ersetzt wurde, sondern auch die Sitzblöcke daneben geöffnet und abgedichtet werden mussten; die Angelegenheit zieht sich auch in die Länge und wird teurer. „Die Mehrkosten werden zurzeit kalkuliert“, teilte Hellmuth Aydt mit.

Vom Kunstmuseum war die Ausführungszeit von Mai bis Oktober vorgegeben worden. Bis dahin werde zwar der Einbau der Lichtdecken unter den Betonfertigteilen fertig, es werde aber – falls das Wetter überhaupt mitspielt – Mitte Dezember, bis der Bereich der Sitzblöcke abgedichtet sei, so die Stadt. „Die Geschäfte am Schlossplatz sind von dieser Maßnahme betroffen“, hat sie festgestellt – die Zeit vor Weihnachten zählt schließlich zu den umsatzstärksten. Als „Kompensation“ lässt das Hochbauamt deshalb eine Gerüstbrücke für Passanten über das Baufeld errichten.