Der Verkehr ruht, denn die Talstraße bekommt ihren letzten Schliff: Die Baustelle ist an diesem Wochenende ein Erlebnis für alle Sinne. Nach einem Jahr, zwei Monaten und einem Tag ist am Dienstag aber endlich Schluss. Dann heißt es wieder: freie Fahrt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es zischt und knattert, brodelt, rüttelt und dampft. Wer hätte das gedacht: Der Verkehr ruht, und die Baustelle ist an diesem Wochenende ein Erlebnis für alle Sinne. Da ist dieses Beben, das in Mark und Bein geht. Es kommt von der Walze, die keinesfalls einfach nur mit ihren fetten, schweren Rollen den Belag platt macht. Eine Vibrationswalze ist am Werk, und sie rüttelt mit dem feinen Wackeln jedes Körnchen des Asphalts in seine Position. Asphalt? Pardon: Split-Mastix in 0,11er Korn heißt das. Ist die Walze darüber hinweg, blubbern sich klitzekleine Fontänen ihren Weg an die Oberfläche. Das ist die Ursache des Zischens und Knatterns. Das Wasser, das über die Walzen fließt, damit der Belag nicht daran kleben bleibt, kocht heraus und verdampft – der Tanz der Wasserbläschen ist in Sekunden vorbei.

 

Letzter Schliff für die Talstraße

Vorbei – dieses Wort will man in Gaisburg nun endlich hören, wenn es um die besagte Baustelle geht. Da, wo es so brodelt und rüttelt, bekommt am Wochenende die Talstraße ihren letzten Schliff. Am Montag noch müssen sich die Autofahrer und Anwohner gedulden, am Dienstag ist es dann vorbei. Nach einem Jahr, zwei Monaten und einem Tag ist dann wieder freie Fahrt auf der Talstraße, die während der gesamten Bauzeit seit dem 3. Juni 2013 für den Verkehr geöffnet geblieben ist. Nur vier Tage lang ist sie dicht, von Freitag bis Montag. „Diese Sperrung ist schon sehr grenzwertig“, sagt Andreas Beck, der Bauleiter für die Umgestaltung der Talstraße. Breitere Gehwege, mehr Bäume, je eine Spur in jede Richtung, eine Busspur und eine „bessere Aufenthaltsqualität“ am Platz zur Wangener Straße hin war das Ziel. 1,8 Millionen Euro kostet das die Stadt, 500 000 Euro fließen von der EnBW für Leitungen.

Grenzwertig ist die Sperrung, weil die Autos sich gewaltig stauten. Richtung Hackstraße sollte der Berufsverkehr, der über die Gaisburger Brücke kommt, abfließen. Da sich die Wege dort aber mit zwei Stadtbahnlinien kreuzen, für die die Ampeln umschalten, gab es bald kein Durchkommen mehr. Auch Anwohner können ein Lied davon singen nach dem Wochenende. Am Freitag staut es sich auf Nebenstraßen, schon von 5.30 Uhr an ist beim Gaskessel kaum mehr ein Durchkommen. Die Straßen sind so überfüllt, dass am Ostendplatz eine Stadtbahn feststeckt, weil die Autofahrer den Kreisverkehr nicht frei machen. Über diesen führen die Schienen. Die Bürger haben den Eindruck, dass viele trotz der Ausschilderung die Talstraße runterfahren, nicht weiterkommen und über Nebenstraßen auf die Bundesstraße wollen – was nicht klappt. Ein Tag noch, dann ist auch das ausgestanden.

Ein sportliches Unterfangen

Gar so anstrengend wie im Osten der Stadt ist es für die Autofahrer dabei nicht überall. Das zeigt auch die Lage am Samstag in der Wolframstraße. Diese soll bis zur Eröffnung des Einkaufszentrums Milaneo im Herbst mehr als doppelt so breit werden als zuvor, als Teil des neuen Cityrings. Eine Spur wird am Samstag gesperrt und asphaltiert. Der Verkehr sucht sich andere Wege. Das Zeitziel ist „sportlich, aber nicht kritisch“, sagte Axel Gairing, Bauleiter von der Firma Waggershauser Straßenbau. Sportlich ist das Unterfangen vor allem, weil immer der Verkehr in der Wolframstraße fließen musste. Nicht nur wegen der Einsatzfahrzeuge der Polizei, deren zweites Revier dort ist, sondern auch wegen der Andienung der Baustelle des Einkaufszentrums. „Mit einer Vollsperrung wäre es deutlich günstiger und vielleicht in der Hälfte der Zeit gegangen“, sagt Gairing. Und zählt auf: 14 verschiedene Verkehrsführungen sind am Knotenpunkt Türlenstraße/Heilbronnerstraße im Laufe der Bauzeit einzurichten, etwa auf 25 verschiedenen Wegen fließt der Verkehr an der Ecke Wolframstraße bis die Einkäufer im Herbst hier anrollen sollen. Bis dahin werden 35 000 Quadratmeter Fläche mit 15 000 Tonnen Asphalt neu gemacht sein. Eine Menge, die 900 Lastwagenladungen entspricht.