Aus dem Bezirksbeirat gibt es Kritik an den Plänen für die Nachverdichtung von Wohnraum im Stadtteil Steckfeld. Es wird befürchtet, dass bezahlbarer Wohnraum verloren gehen könnte.

Steckfeld - Die Pläne für die Nachverdichtung im Steckfeld rufen Kritik im Bezirksbeirat hervor. Bereits im vergangenen April hat sich das Gremium für mehr bezahlbaren Wohnraum und die Zwischennutzung leer stehender Wohnungen ausgesprochen. Die Lokalpolitiker erhielten auf ihren Antrag eine Antwort von Baubürgermeister Peter Pätzold. Darin sicherte er den Bezirksbeiräten zu, dass er mit den beiden Bauherren im Stadtteil Steckfeld – dem Siedlungswerk und der Baugenossenschaft Luginsland – Verhandlungen über den Erhalt von sozialem Wohnraum auf freiwilliger Basis führen will.

 

Mit dem Ergebnis zeigte sich insbesondere die Fraktion SÖS/Linke-plus bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung unzufrieden. Ihr Sprecher Gerhard Hütter äußerte die Befürchtung, dass bezahlbarer Wohnraum verloren gehe, wenn die angestrebte Nachverdichtung des Wohnbestandes realisiert wird (siehe auch Leserbrief Seite II). Bisher gehen die beiden Wohnbauunternehmen davon aus, dass der Bau von 120 Wohnungen in neun Gebäuden auf einer Fläche von 8800 Quadratmetern frühestens 2018 beginnen kann, da zunächst die Verwaltung den Bebauungsplan für das Areal ändern muss. Hütter verweist darauf, dass viele neue Eigentumswohnungen entstehen sollen. „Wer von den alten Mietern wird sich das leisten können?“ Er fürchtet, dass die jetzigen Mieter den Stadtteil verlassen müssen. Angesichts der angespannten Lage auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt dürfte es auch nicht leicht für sie werden, anderswo in der Landeshauptstadt rasch eine neue Wohnung zu finden, befürchtet der Bezirksbeirat.

Vorgaben der Stadt

Das Siedlungswerk und die Baugenossenschaft verweisen darauf, dass neben einem Pflegeheim auch viele geförderte Wohnungen auf dem Areal entstehen sollen. Schon allein die Vorgaben des sogenannten Stuttgarter Innenentwicklungsmodells verpflichtet Bauherren bei einem Projekt zu einen bestimmten Anteil geförderter Wohnungen. „20 Prozent geförderte Wohnungen sind vorgesehen“, sagt Andreas Knoke, der geschäftsführende Vorstand der Baugenossenschaft Luginsland. Daniel Krehl vom Siedlungswerk versichert, dass kein Mieter wegen der Nachverdichtung auf der Straße landen werde. Einige könnten in sanierte Wohnungen im Stadtteil umziehen. Anderen böte sich Platz in Ersatzwohnungen in anderen Stadtteilen. Ein Sonderfall seien die Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr in Wohnungen des Siedlungswerks im Stadtteil gezogen seien. Ihre befristeten Mietverträge würden auslaufen, wenn die Projektumsetzung beginne. Wie es dann für die Betroffenen weitergeht, konnte Daniel Krehl im Moment nicht sagen. „Wir sind an Lösungen dran“ meint er und fügt hinzu, dass bis 2018 noch einige Zeit vergehe.

Rolf Gaßmann vom Mieterverein sieht es zunächst als einen Gewinn für die Landeshauptstadt, dass neue Wohnungen entstehen. „Das ist dringend notwendig. Wir brauchen bei starkem Zuzug 3000 neue Wohnungen im Jahr.“ Nachverdichtungen hält Gaßmann deshalb für geboten. Auf der anderen Seite müsse im Einzelfall immer geprüft werden, wie die Eigentümer bei solchen Projekten mit ihren alten Mietern umgehen. Eines sei klar, betont Gaßmann. „Vor Gericht haben Mieter immer gute Chancen, wenn sie nicht freiwillig aus ihren Wohnungen wollen.“