Der erste rein elektrisch betriebene Porsche wird in Stuttgart-Zuffenhausen gebaut. Der Automobilhersteller hat Anwohner des dortigen Stammwerks darüber informiert, welche Baumaßnahmen dafür nötig sind. Die Nachbarn befürchten mehr Lärm und Verkehr.

Zuffenhausen - „Yes we can – wir können es auch“, erklärte Oliver Blume, der Vorstandsvorsitzende der Porsche AG, den rund 500 Zuhörern am Montagabend im Porsche-Museum. Dorthin hatte der Automobilhersteller die Nachbarn des Zuffenhäuser Werks eingeladen, um über das Projekt „Mission E“, die Produktion eines neuen Elektro-Sportwagens am Standort Zuffenhausen, zu informieren. „Der Mission E wird besser sein als alles, was es bisher im Bereich der Elektromobilität gibt“, sagte Blume. Mit Blick auf die im kalifornischen Silicon Valley ansässigen Firmen Tesla, Apple und Google griff er daher auf die berühmten Worte des US-Präsidenten Barack Obama zurück.

 

Blume betonte, dass dem Standort Zuffenhausen als Stammsitz eine besondere Bedeutung im Unternehmen zukomme. „Ein Standort lebt aber nicht allein von seiner Tradition, er braucht auch Zukunft“, schlug er die Brücke von der Geschichte der Historie der Sportwagenproduktion in Zuffenhausen zu den anstehenden Veränderungen auf dem Werksgelände. Für das Projekt würden mehr als 1000 neue, zukunftssichere Arbeitsplätze am Stammsitz geschaffen, erklärte er. Durch den Ausbau werde es für die Anwohner des Werksgeländes zu Beeinträchtigungen kommen. „Wir werden alles dafür tun, die notwendigen Bauarbeiten so geräuschlos wie möglich durchzuführen“, sagte Blume. Dem Unternehmen sei an einer guten Nachbarschaft gelegen und man hoffe auf die Unterstützung der Anwohner. Deshalb habe man sie auch in einem so frühen Planungsstadium zu diesem Informationsabend eingeladen. „Wir wollen aufnehmen, wo es von Ihrer Seite Bedenken gibt.“

Als erstes sollen Parkplätze geschaffen werden

Der Hauptabteilungsleiter des zentralen Baumanagements, Jürgen King, erläuterte die geplanten Baumaßnahmen. „Sie können sich sicher sein, dass wir Grünflächen nicht anfassen werden.“ Durch den Ausbau würden keine neuen Flächen versiegelt, da man alte Gebäude abreiße und durch neue ersetze, sagte King. „Zuerst werden wir Parkhäuser bauen, damit unsere Mitarbeiter parken können – und zwar nicht in den umliegenden Straßen“, erklärte er. Bis zum Frühjahr 2017 sollten rund 1450 Parkplätze geschaffen werden, um die durch Baumaßnahmen wegfallenden zu ersetzen und darüber hinaus noch einen Puffer zu haben. Ende dieses Jahres solle ein Parkleitsystem samt App für die Mitarbeiter eingeführt werden. Zudem untersuche man derzeit die Verkehrsknotenpunkte rund um das Werksgelände, ein Mobilitätskonzept für die Belegschaft sei in Arbeit und die Bahnunterführung zwischen der Otto-Dürr-Straße und dem früheren Alcatel-Gelände solle im Jahr 2017 fertiggestellt werden, sagte King.

Die Park- und Verkehrssituation rund um das Porsche-Werk war auch in der anschließenden Fragerunde ein zentrales Thema. Zahlreiche Anwohner beschwerten sich über Porsche-Mitarbeiter, die auf den Straßen parken, und forderten das Unternehmen auf, etwas dagegen zu tun. Das Problem sei bekannt und man arbeite daran, habe aber bislang noch keine Lösung gefunden, sagte King. Bereits heute gebe es etwa 6000 Parkplätze für die rund 8700 Beschäftigten. „Wir geben das Geld für Parkhäuser nicht zum Spaß aus“, betonte King.

Anwohner befürchten weitere Lärmbelastung

Die Frage, warum die produzierten Fahrzeuge künftig nicht mit der Bahn transportiert werden, erklärte Christian Friedl, Hauptabteilungsleiter der Produktionsorganisation, mit der Topografie am Standort. Man habe diese naheliegende Lösung intensiv geprüft, sei aber mit der Bahn zum Ergebnis gekommen, dass eine ausreichende Gleisanbindung nicht möglich sei. Deswegen werde man die Autos mit Lastwagen nach Kornwestheim bringen, wo sie auf Züge verladen würden. Aber auch die Gleise entlang des Porsche-Werks bereiten Verdruss: Anwohner aus Neuwirtshaus befürchten, dass die vom Schienenverkehr ausgehende Lärmbelastung durch den Neubau der Lackiererei noch verschlimmert wird. Christoph Warth vom Umweltmanagement des Unternehmens erklärte, dass durch schallabsorbierende Maßnahmen Auswirkungen für die Anwohner verhindert würden. Unbestritten sei die Belastung durch die helle Baustellenbeleuchtung, räumte Anke Höller vom Energiemanagement ein. Sie bat die Anwohner, sich zu melden, wenn sie sich gestört fühlten.

Viele weitere Fragen wurden gestellt, nicht alle konnten beantwortet werden, ehe zum Abschluss noch der Porsche-Betriebsratsvorsitzende Uwe Hück ans Rednerpult trat. Er hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Pläne am Standort Zuffenhausen, griff aber auch die Sorgen der Anwohner auf: „Es darf nicht sein, dass es immer noch hell ist, wenn sie nachts das Licht im Schlafzimmer ausmachen.“