Der VfB Stuttgart geht gegen die überlegenen Bayern in Führung, verliert nach zwei Toren von Mario Gomez aber mit 1:2. 

 

Sport: Carlos Ubina (cu)
 

Stuttgart - Plötzlich ist der Ausgleich ganz nahe gewesen. Der Münchner Verteidiger Daniel van Buyten hatte den Ball Richtung Torwart zurückgeköpft, der eingewechselte VfB-Stürmer Cacau hatte es geahnt und stand in dieser 80. Minute allein vor Manuel Neuer. Doch der Schuss des Nationalstürmers ging knapp drüber – und vorbei war damit die große Gelegenheit, sich mit zehn Mann noch einen Punkt gegen den Rekordmeister zu sichern.

Mit 1:2 (1:1) unterlag der VfB den Bayern, nachdem die Stuttgarter zunächst in Führung gegangen waren und Cristian Molinaro durch einen Platzverweis verloren hatten. Es war ein verdienter Sieg für die Münchner, die den Gastgebern vor allem in spielerischer Hinsicht klar überlegen waren. „Es ist sehr schade, dass wir für unseren Mut am Ende nicht belohnt wurden“, sagte der VfB-Trainer Bruno Labbadia, der nach 70 Minuten trotz Unterzahl neben Cacau auch noch dessen Sturmkollegen Pawel Pogrebnjak eingewechselt hatte.

Anstelle von Cacau läuft Julian Schieber auf

Im letzten Bundesliga-Heimspiel vor Weihnachten hatte Labbadia zwei VfB-Profis zu ihrem Startelfdebüt in dieser Saison verholfen: Timo Gebhart spielte im linken Mittelfeld für Shinji Okazaki (und bot eine sehr ordentliche Vorstellung); und als einzige Spitze lief anstelle von Cacau der monatelang verletzte Julian Schieber auf (und konnte sich auch aufgrund der fehlenden Spielpraxis kaum in Szene setzen).

Das Spiel in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena begann mit einer kuriosen Szene: Arjen Robben, wie Cacau zuletzt im Mittelpunkt einer Egoismus-Debatte, umkurvte den VfB-Keeper Sven Ulreich und passte uneigennützig von rechts in die Mitte. Aus unerfindlichen Gründen jedoch rutschte der Ball durch die Beine von Mario Gomez, der sich vergeblich darüber beklagte, von hinten geschubst worden zu sein (5.).

Bayern agieren hoch überlegen

Im Gegenzug kam der VfB mit seiner ersten Chance zur Führung: Eine Flanke von Molinaro legte Martin Harnik per Kopf nach hinten ab – Christian Gentner traf mit einer beherzten Direktabnahme. Für den Mittelfeldspieler, der die Mannschaft als Kapitän anführte, war es das dritte Tor hintereinander, nachdem er zuletzt beim 2:2 gegen Köln zweimal getroffen hatte.

Es war allerdings für lange Zeit das letzte Mal, dass Labbadias Team gefährlich vor dem Bayern-Tor auftauchte. Der VfB zog sich weit zurück und überließ den Bayern fast das ganze Spiel. Die Folge: der Tabellenführer ließ den Ball gekonnt in den eigenen Reihen zirkulieren und kam immer wieder zu Chancen. Eine davon nutzte Gomez, der sich nach einer Hereingabe von Rafinha gegen Serdar Tasci durchsetzte und Ulreich mit dem Außenrist zum 1:1 überwand (13.). Hoch überlegen waren die Münchner, während sich Molinaro ein Foul zu viel erlaubte und Gelb-Rot sah (29.).

Hält der Abwehrriegel?

Das Spiel wurde dadurch noch einseitiger. Der VfB baute sich mit zwei Viererketten vor dem eigenen Tor auf und stemmte sich den Münchnern leidenschaftlich entgegen. Die große Frage war: Hält dieser VfB-Abwehrriegel, oder können ihn die Bayern irgendwann überwinden? Nach 57 Minuten wurde sie zu Gunsten des Gastes beantwortet. Philipp Lahm passte den Ball klug von links in den Rücken der Abwehr, wo erneut Gomez zur Stelle war.

Mit einem Flachschuss traf der Stürmer bei der Rückkehr an die alten Wirkungsstätte zum 2:1. In den vergangenen vier Spielen gegen seinen Ex-Club hat Gomez nunmehr sieben Tore erzielt – und war hinterher trotzdem nicht restlos zufrieden: „Wir haben zwar 70 Minuten richtig guten Fußball gespielt, es ist aber ärgerlich, dass wir danach aufgehört haben. Das darf uns nicht passieren.“

Tatsächlich ließen es die Bayern nach der Führung gemächlicher angehen und verzichteten darauf, konsequent die endgültige Entscheidung zu suchen. Dadurch kam der VfB zurück ins Spiel – und beinahe noch zum Ausgleich. „Es ist bitter, dass ich nicht getroffen habe“, sagte Cacau.

VfB Stuttgart: Ulreich – Boka, Tasci, Maza, Molinaro – Kvist, Gentner (70. Cacau) – Harnik, Hajnal (87. Niedermeier), Gebhart – Schieber (70. Pogrebnjak).

Bayern München: Neuer – Rafinha, van Buyten, Badstuber, Lahm – Tymoschtschuk, Kroos – Robben (85. Boateng), Müller (79. Luiz Gustavo), Ribery (79. Alaba) – Gomez.

Schiedsrichter: Gräfe (Berlin).

Zuschauer: 60.469.

Tore: 1:0 Gentner (6.), 1:1 Gomez (13.), 1:2 M. Gomez (57.).

Gelb-Rote Karte: Molinaro (29.).