Der Fall ist unglaublich. Mit einer Handkreissäge tötet eine Frau ihren damaligen Freund beim Sex. Mord oder Totschlag? Im Prozess gehen die Meinungen von Anklage und Verteidigung weit auseinander. Nun soll das Urteil gefällt werden.

München - Im Prozess um ein brutales Gewaltverbrechen mit einer Handkreissäge in einer Studenten-WG wird am Freitag (11.30 Uhr) mit Spannung das Urteil erwartet. Einer 32-jährigen Studentin wird vor dem Landgericht München I vorgeworfen, ihren damaligen Freund beim Sex getötet zu haben.

 

Die Anklage hat lebenslange Haft für die damalige Freundin des Opfers gefordert - wegen heimtückischen Mordes. Die Verteidigung hatte hingegen auf Totschlag plädiert und eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren beantragt.

Als Beweismittel galten der Staatsanwaltschaft unter anderem Aufzeichnungen der Studentin, die diese zwei Jahre nach der Tat angefertigt hatte. Darin schilderte sie das Verbrechen. Ihr Freund sei dabei ans Bett gefesselt gewesen. Weil er eine zugeklebte Taucherbrille trug, konnte er nichts sehen.

Tatmotiv Angst

Vor Gericht hat die Pädagogik-Studentin das Verbrechen gestanden. Die Umstände der Tat blieben allerdings bis zuletzt unklar. Als Tatmotiv gab die Angeklagte Angst vor ihrem Lebensgefährten an. Ihr damaliger Freund habe sie jahrelang gedemütigt und zu Sexspielen gezwungen, die sie nicht wollte.

Sie könne sich nach wie vor nur daran erinnern, „die Kreissäge nach vorne gedrückt zu haben“, sagte sie vor Gericht. Wie es dazu gekommen sei, wisse sie nicht. Für ihre Verteidigerin eine glaubhafte Aussage: „Damit sie überhaupt weiterleben kann, musste sie eine Strategie entwickeln, deswegen hat sie es erfolgreich verdrängt“, sagte sie im Anschluss an ihr rund einstündiges Plädoyer.

Erst 2016 kam die Tat ans Licht. Mit ihrem neuen Freund hatte die Angeklagte den Toten im Garten ihrer Wohngemeinschaft vergraben. Der Verlobte sitzt deswegen bereits im Gefängnis.