Obwohl sie eine Wildcard für die WM erhalten haben, meldet der nationale Verband die Beachvolleyballerinnen Karla Borger und Margareta Kozuch weiterhin von Turnieren ab. Der Frust der beiden Athletinnen wird immer größer.

Stuttgart - Nirgendwo liegen Frust und Freude, Enttäuschungen und Erfolge so nahe beieinander wie im Sport. Und manchmal kommt sogar alles zusammen. Wie bei Karla Borger und Margareta Kozuch. Das neue Beachvolleyball-Duo, das seit dieser Saison gemeinsam schmettert, erlebte zuletzt den ersten sportlichen Rückschlag: Beim Turnier in Baden/Niederösterreich kam das Aus schon in der Qualifikation. Gleichzeitig gab es vom Weltverband eine Wildcard für die WM im August in Wien. Zuvor allerdings finden die Turniere der World-Tour in Porec in dieser Woche und in Gstaad ohne Borger/Kozuch statt – weil sie der Deutsche Volleyball-Verband (DVV), wie schon zuvor in Rio de Janeiro und Den Haag, von der Startliste streichen ließ. „Wir würden uns sehr gerne auf unseren Sport konzentrieren“, sagt Karla Borger (Stuttgart), „doch einfach ist das nicht.“ Denn dafür ist zu viel Sand im Getriebe. Viel zu viel.

 

Borger ist nicht nur Vize-Weltmeisterin 2013, sondern auch eine der besten Abwehrkräfte der Tour. Und Kozuch mit 336 Länderspielen die deutsche Rekordnationalspielerin in der Halle. Weil sich die beiden aber weigern, in Hamburg zu trainieren, wo der DVV seine besten Athleten zusammenziehen will, sondern sich lieber auf Teneriffa mit eigenen Betreuern vorbereiten, sprach ihnen der Verband kurzerhand die sportliche Perspektive ab. Und den Status eines Nationalteams erst gar nicht zu – mit gravierenden Folgen.

Präsident Thomas Krohne freut sich mit

Zum einen müssen sich Borger/Kozuch komplett selbst finanzieren, dürfen nicht einmal die Dienste der Physiotherapeuten und Scouts des DVV in Anspruch nehmen. Zum anderen hat sie der Verband nun schon für vier wichtige Turniere nicht gemeldet – obwohl sie neben den Olympiasiegerinnen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (die zwar in Hamburg leben, aber dort nicht trainieren müssen), den Weltranglisten-Zweiten Chantal Laboureur/Julia Sude (die ebenfalls eine Ausnahmegenehmigung beantragt, aber noch nicht genehmigt bekommen haben und auch kein Nationalteam sind) sowie den ehemaligen U-23-Weltmeisterinnen Victoria Bieneck/Isabel Schneider ganz klar zu den besten vier Duos in Deutschland gehören. Umso mehr wunderten sich Borger und Kozuch, dass der DVV-Präsident Thomas Krohne mit ihnen über die WM-Wildcard jubelte. „Das ist ein toller Erfolg für den DVV, und ich freue mich für Karla und Maggi, dass ihre bisherigen guten Leistungen belohnt wurden. Zudem zeigt es, dass wir versuchen, alle unsere Teams bestmöglich zu unterstützen, auch wenn dies von vielen angezweifelt wird.“

Eine Aussage, die in den Ohren der Athletinnen klingen muss wie Hohn – der DVV hatte die WM-Wildcard für Borger und Kozuch zwar beantragt, aber erst, nachdem er sie bei der Besetzung seiner vier Startplätze nicht berücksichtigt hatte. Die beiden Volleyballerinnen wollen das Krohne-Zitat nicht kommentieren, doch eigentlich müssten sie ja froh sein – darüber, dass ihr Potenzial endlich erkannt worden ist. Und darüber, dass sie künftig auch vom Physiotherapeuten und Scout des DVV unterstützt werden.

Ob die Sätze von Krohne tatsächlich so gemeint waren? Vermutlich nicht. Eine Interviewanfrage unserer Zeitung lehnte der Verbandschef ab, er ließ lediglich über seine Pressestelle ausrichten: „Zu der Thematik Borger/Kozuch will der DVV sich aktuell nicht äußern, da wir uns gerade in positiven Annäherungsgesprächen befinden und diesen Prozess nicht stören möchten.“

Die Athletinnen sind bereit zu Kompromissen

In der Tat liegt laut Karla Borger ein Kompromissvorschlag beim Verband, indem die Athletinnen zum Beispiel ihre Bereitschaft erklären, einzelne Lehrgänge in Hamburg zu absolvieren. Abschließend verhandelt worden sei aber noch nicht über das Papier, stattdessen sei man vom Turnier in Gstaad abgemeldet worden – mit dem Hinweis, doch künftig vermehrt Wettbewerbe der zweitklassigen europäischen Tour zu bestreiten. Das Wort nehmen Borger und Kozuch zwar nicht in den Mund, doch dieser Rat muss sich für sie anfühlen wie eine Herabsetzung. Denn sie wollen nur eines: spielen – allerdings auf höchstem Niveau.

Weil sie das nicht dürfen und stattdessen bei Turnieren immer wieder tatenlos zusehen müssen, wächst die Verzweiflung. „Wir spüren, dass bei uns noch unglaublich viel kommen kann“, sagt Karla Borger, „aber uns fehlt die Spielpraxis. Natürlich ist der Frust groß. Es ist nicht leicht mit der momentanen Situation umzugehen, weil so viel dran hängt. Deshalb muss die Sache ein Ende finden.“