Sein historischer Roman „Die Kathedrale des Meeres“ hat enormen internationalen Erfolg gehabt. Im neuen Buch des Barceloneser Schriftstellers Ildefonso Falcones geht es um den Flamenco. Die StZ-Autorin Ulrike Frenkel hat ihn in seiner Heimat getroffen.

Stuttgart - Manchmal geht es wahrscheinlich einfach darum, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Ildefonso Falcones hatte seit seiner Jugendzeit mehrere Romane verfasst, die in der Gegenwart spielten und von Verlagen regelmäßig abgelehnt wurden, doch dann kam ihm um die Jahrtausendwende die Idee seines Lebens. Anhand des Baus der Kirche Santa Maria del Mar in seiner Heimatstadt Barcelona im 14. Jahrhundert wollte er eine Geschichte erzählen: über Liebe und Hass, über Mut und Ehrgeiz, über Gesetze und Bräuche, Institutionen und Kriege im Mittelalter.

 

„Ich musste oft, wenn ich im Gericht war, das dort gleich um die Ecke liegt, länger warten und habe die Zeit in dieser wunderbaren Kirche verbracht“, sagt der 55-jährige Rechtsanwalt, der gemeinsam mit seiner Frau, einer Spezialistin für kanonisches Recht und Mutter seiner vier Kinder, seit vielen Jahren eine Kanzlei im bürgerlichen Stadtteil Eixample führt. „Dort erinnerte ich mich daran, dass mir, als ich Kind war, von den Erwachsenen immer erzählt wurde, sie sei vom Volk für das Volk erbaut worden, mit dem Geld der Bürger und der körperlichen Arbeit einfacher Leute. Das hatte mich stark beeindruckt.“

Intrigen, Gewalt und Leidenschaft

Fünf Jahren lang hat er in jeweils ein, zwei am Morgen der Familie und dem Beruf abgerungenen Stunden an „La catedral del mar“, geschrieben: ein fast siebenhundert Seiten langes Werk voller Intrigen, Gewalt und Leidenschaft zwischen Christen, Juden und Mauren in einer Stadt, die sich um die letzte Jahrtausendwende gerade daranmachte, eines der beliebtesten Reiseziele Europas zu werden. Mit diesem Manuskript stieß er bei den Verlagen zunächst auf Ablehnung, bis ein Freund ihn im Jahr 2006 an die Editorial Grijalbo vermitteln konnte, die zum weltweiten Konzern Random House Mondadori gehört. Über sieben Millionen Exemplare wurden von dem Wälzer verkauft, kein anderes spanisches Buch war je so erfolgreich.

Warum schreibt Falcones seither ausschließlich historische Romane? „Na ja, da das wohl den Lesern gefallen hat und mir und dem Verlag auch, mache ich so weiter, und alle sind glücklich “, sagt der nicht gerade groß gewachsene Mann ebenso trocken wie freundlich beim Gespräch in dem riesigen Verlagsgebäude in der Travessera de Grácia. Er liebe es aber eben auch, „Akten durchzuackern“, das war schon beim Studium der mittelalterlichen Rechtsgeschichte Kataloniens so. Und ebenso gefällt es ihm, mit zahlreichen Details das Leben in vergangenen Zeiten nachzuzeichnen.