„Ich hatte 700 Kinder gecastet, und dass wir die Zwillinge entdeckt haben, war ein Riesenglück. Zwillinge sind immer unterschiedliche Persönlichkeiten, der eine ist introvertierter, sensibler, der andere extrovertierter, stärker.“ Konnte er sich da als eineiiger Zwilling – sein Bruder Didi Danquart ist auch Filmemacher – besonders gut einfühlen? „Das Zwillingsdasein ist wie ein griechisches Drama, das hört erst mit dem Tod auf“, sagt Danquart, „die Auseinandersetzungen bleiben.“ Auch die um die Grenzen. Als „wissender Zwilling“ habe er diese verschiedenen Charaktere in eine Figur überführen können. Ihm habe daran gelegen, mit den Jungen viel zu sprechen, „sie sollten historische Fakten über den Nationalsozialismus kennen und Yoram Fridmans Geschichte“. Da er ihn ans Set eingeladen hatte, begegneten sie dem beeindruckenden Mann, den sie als Kind verkörpern sollten, auch persönlich.

 

Vor dem weit über Achtzigjährigen mit dem Film bestehen zu können, war Danquart extrem wichtig. „Es gab viele internationale Bewerbungen um die Verfilmung seiner Biografie, und er hat sich für mich entschieden, weil ihm mein Film ,Nach Saison’ gefallen hatte. Das war eine Auszeichnung und eine Bürde gleichermaßen.“ Als erstes war er deshalb nach Israel gereist, um Fridman zu fragen, wie es denn für ihn sei, dass ein Deutscher seine Lebensgeschichte verfilme, „und er antwortete, für ihn sei das eine späte Genugtuung. Außerdem glaube er, dass wir nicht so einen Kitsch daraus machen würden wie die Amerikaner.“

Das Prinzip Hoffnung

Fridman konnte sich identifizieren mit der Interpretation, und auch in Polen, wo „Lauf, Junge, lauf“ im Januar im neuen Jüdischen Museum auf dem ehemaligen Warschauer Ghettogelände uraufgeführt worden war, fand der Film positive Resonanz. „Dass ein deutscher Regisseur eine polnisch-jüdische Geschichte in Originalsprache drehen kann und das in beiden Ländern gut aufgenommen wird, ist vielleicht doch ein gutes Zeichen für das europäische Zusammenwachsen.“ Vielleicht zeichnet auch dies den Filmemacher Pepe Danquart und seine Arbeit aus: eine gewisse Leidenschaft für das Prinzip Hoffnung.