Berlinale. Oder auch: lasst uns alle nach Berlin fahren, stundenlang ins Kino setzen und Leute treffen, die wir sonst auch jeden Tag sehen.

44a. ZUG   INNEN/ TAG

 

Es ist schon wieder so weit. Berlinale. Es ist erst das zweite Mal, dass ich dort hinfahre, und doch wäre ich lieber schon wieder auf der Fahrt zurück nach Hause als in die Hauptstadt.

Warum ich so denke? Nun ja. Mit dem Begriff Berlinale kommt einfach alles zusammen, was ich so gerne mag – nicht: Viel Geld ausgeben, das ich nicht habe. Viel Zug fahren. Viel frieren. Viel smalltalken. Unglaublich wichtig tun. Und am Ende das Gefühl zu haben, zwar verkatert zu sein, aber für die "Karriere" nichts wirklich Förderliches erreicht zu haben.

44b. BAHNGLEIS AUSSEN/ ABEND

Es ist schon spät als ich endlich in Berlin ankommen. Es ist kalt, wenn auch nicht so kalt wie befürchtet. Vielleicht will sich Berlin ja dieses Mal von seiner angenehmen Seite zeigen. 

Kaum habe ich das gedacht, sehe ich einen Penner sich neben einem Mülleimer übergeben. Warum denn bloß daneben? Und während ich den Penner anstarre, trete ich in Hundescheiße.

So viel dazu. 

44c. KINO  AUSSEN/ ABEND

Ich habe den ersten Tag hinter mich gebracht. Ein kurzes Meeting, das ich auch problemlos per Telefon hätte haben können. Ein bisschen Kaffee trinken. Und ansonsten habe ich viele Leute getroffen, die sonst auch immer über den Hof der Filmhochschule laufen. Warum bin ich eigentlich hergefahren?

Nun stehe ich vorm Kino, weil der neue Film von Paul Thomas Anderson in einem semi-geheimen Screening, bei dem auch ALLE wichtigen Leute sind, läuft. Ich bin allerdings weder akkreditiert noch habe ich sonst eine Berechtigung hier zu sein. Ein Kommilitone von mir meinte aber, dass es nicht besonders schwer wäre reinzukommen. Man müsste nur besonders selbstsicher auftreten und durchmarschieren. Er macht das selbst auch immer so. Dummerweise sehe ich ihn nirgends und ich werde unruhig. Der Film fängt gleich an und ich kann nicht länger warten. Ich setze mein selbstsicherstes Gesicht auf, das ich habe (das heißt, dass ich meine Kapuze über den Kopf ziehe und mit dem Schal die andere Hälfte meines Gesichts verdecke) und laufe durch den Eingang. 

44d. KINO   INNEN/ ABEND

Ich habe es geschafft! Denke ich zumindest, bis mich ein großer starker Arm an der Schulter packt.

            EINLASS-MANN

       Wo ist denn deine Akkreditierung?

Ich werde sofort rot.

             ICH

        Die hab ich... äh... die hab ich... ähm.... vergessen?

Er schüttelt mitleidlos mit dem Kopf und schiebt mich wieder auf die Straße. 

44e.  KINO  AUSSEN/ ABEND

Da stehe ich nun und friere, denn jetzt ist es wirklich richtig kalt.

Die Berlinale und ich. Irgendwie haben wirs einfach nicht miteinander. 

Gerade will ich mich auf dem Heimweg machen als mich der Einlass-Mann zu sich winkt.

           EINLASS-MANN

       Ey. Mädel. Kannst noch reinkommen. Es gibt noch nen Platz für dich. 

Na gut, Berlinale. Geb ich dir halt noch ne Chance. 

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