Fernsehen ist böse, Film ist Kunst. Das finden viele Filmstudenten. Muss ich meinen Fernseher jetzt in den Keller stellen? 

 41. WOHNZIMMER     INNEN/ ABEND

 

Ich gucke gerne Fernsehen und habe das auch schon immer getan. Wenn ich von einem deprimierenden Tag in der Schule nach Hause kam, wartete meine Lieblingssendung bereits auf mich wie ein alter Freund und wenn ich nachts nicht schlafen konnte, entdeckte ich Studentenfilme oder andere Filmperlen im Programm, die mich neugierig auf ein Filmstudium werden ließen. 

Ich ärgere mich daher regelmäßig über meine Kommilitonen, die einen Fernseher höchstens im Keller stehen haben, weil sie sich abends lieber einen Bildband oder im Programm-Kino einen philippinischen Stummfilm ansehen und finden, dass Fernsehen asozial, schädlich und verdummend ist. 

Es ist ein kalter Winterabend und ich habe es mir nun vor meinem Fernseher gemütlich gemacht - aber ich zappe nur durch die Programme. Soaps und Telenovelas reihen sich an "Scripted-reality"-Formate, genauso wie die hunderste Reportage über Hitlers Hund an die fünfhundertste Kochsendung mit Prominenten, die ich allesamt nicht kenne. Am Ende bleibe ich bei einer amerikanischen Zeichentrick-Serie hängen, die ich auch ohne Werbung und mit Originalton im DVD-Regal stehen habe.

Ich mache den Fernseher aus. 

Haben meine Hipster-/Antialles-Kommilitonen vielleicht doch recht? Ist Fernsehen nicht mehr das, was es mir in meiner Kindheit und Jugend war? Kann es das vielleicht gar nicht mehr sein, weil ich dank Internet, iTunes und Co sowieso auf meinen Computer bekomme, was ich sehen will, hier und jetzt, ohne zu warten, ohne Werbung, im Original?

Stirbt das Fernsehen also aus, wenn es selbst mich als Fernseh-Anhänger nicht mehr locken kann? Dann aber frage ich mich, wozu ich eigentlich an einer Filmhochschule studiere. Dass ich tatsächlich mit Kino mein täglich Brot verdienen werde ist - ganz rational betrachtet - utopisch. Es gibt in Deutschland vielleicht eine handvoll Drehbuchautoren, die das tatsächlich können. 

Und dann bleibt "nur" das Fernsehen. Wenn ich viel Glück habe, darf ich vielleicht eines Tages mal einen Tatort schreiben, eines der wenigen fiktionalen Formate im deutschen Fernsehen, die einen guten Ruf genießen (auch wenn ich selbst noch nicht wirklich viele gute Folgen gesehen habe). Da ich eher in der Komödie Zuhause bin, wird es dann aber doch wahrscheinlich die nächst Romantic Comedy mit Annette Frier werden. 

Klingt resigniert. Ist es auch. Aber trotzdem glaube ich, dass das Fernsehen auch wieder gut werden kann. Dazu braucht es viele Faktoren, die zusammen kommen müssen. Aber wenn selbst der Nachwuchs nicht dran glaubt und sowieso kein Fernsehen mehr machen will - wer soll es dann tun?

Na, dann mach ich es halt. Okay.

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