Ob ich ein Diplom habe oder nicht, ist der Filmbranche egal. Und die Prüfung ist ein Klacks. Oder doch nicht? Aus dem Leben einer Filmstudentin.

15a. FLUR/ FILMAKADEMIE                 AUSSEN/ TAG

 

An der Filmakademie scherzt man gerne, dass, wenn man es einmal rein geschafft hat, man damit auch quasi schon sein Diplom in den Händen hält. Und das Stück Papier interessiert in der Filmbranche sowieso niemanden, das kann man sich dann auch aufs Klo hängen. 

Und trotzdem bin ich nervös. Ich sitze im neon-beleuchteten Flur der Filmakademie und warte auf den Beginn meiner ersten Diplomprüfung (nächstes Jahr folgt die zweite). Meine Hände sind schwitzig und ich wippe mit den Beinen auf und ab. Eine Stunde ist für die Prüfung angesetzt. EINE STUNDE! Ich habe nicht die blasseste Ahnung, was die solange mit mir besprechen wollen.

Ich blättere in meiner Diplomarbeit. Gelesen hab ich die jetzt nicht noch mal. Aber ich habs ja geschrieben. Passt schon.

Dann werde ich in das Zimmer gebeten.

15b. UNTERRICHTSRAUM/ FILMAKADEMIE     INNEN/ TAG

Die Prüfung findet in dem Raum statt, in dem ich die letzten zwei Jahre Unterricht hatte.

Ein beruhigendes Gefühl.

Mir gegenüber sitzen mein betreuender Dozent - kein geringerer, als der Chef von Sat.1 - daneben der Direktor der Filmakademie und daneben ein etablierter Drehbuchautor, ebenfalls kein kleines Kaliber in der deutschen Filmbranche.

Kein beruhigendes Gefühl.

Redeführend ist der Drehbuchautor. Er betont mehrmals, dass er mich PRÜFEN möchte und beginnt mir Suggestivfragen zu meinen Stoffen zu stellen. 

                     DREHBUCHAUTOR

         Worum geht es in deinem Buch?

                     ICH (irritiert)

         Ich... äh... Sie haben es doch gelesen?

                     DREHBUCHAUTOR

         Ich würde es gerne aber kurz zusammen gefasst von dir hören.

Problem. Das Buch ist nur ein kleiner Teil meiner Diplomarbeit, das ich vor einem Jahr geschrieben habe, nie verfilmt wurde und ich bin mir in genau diesem Moment nicht mal sicher, welche Fassung ich eigentlich eingereicht habe.

Hätte ich es mal noch mal gelesen. Jetzt ist es zu spät. Ich fasse also stammelnd den Inhalt der Folge zusammen und bin stolz auf mich, dass ich es dann doch noch auf die Reihe bekomme.

                   DREHBUCHAUTOR

          Und genau DAS lese ich da nicht raus.

Mist.

Aber dann unterbricht ihn der Chef von Sat.1 und unterstützt mich. Mein Direktor bekräftigt ihn. Der Drehbuchautor geht dagegen. Ich lehne mich zurück und sehe den drei Herren dabei zu, wie sie sich über meinen Stoff streiten. 

Am Ende habe ich bestanden.

Nächstes Jahr werde ich mir meine Arbeit aber vor der Prüfung noch mal durchlesen. Ganz bestimmt.

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