Wie kriegt man eigentlich seinen kleinen Autorenfuß in diese noch kleinere Tür namens deutsche Filmbranche? Aus dem Leben einer Filmstudentin.

47a. WOHNZIMMER  INNEN/TAG

 

Da sich meine Zeit an der Filmhochschule so langsam dem Ende neigt, versuche ich langsam, aber sicher meine Fühler nach da draußen zu strecken, in die große weite Welt - was in meinem Fall die deutsche Film- und Fernsehlandschaft ist. 

Aber irgendwie habe ich keine Ahnung, wie man dabei am besten vorgehen sollte. Stellenanzeigen à la "Junge Drehbuchautorin für Vollzeitstelle gesucht" gibt es nun mal leider nicht. (Falls doch, möge man mir bitte eine Nachricht schicken). Seltsam auch, dass wir darauf an der Filmhochschule nicht wirklich vorbereitet werden. Obwohl. Ein Dozent hat uns einmal den Weg zum Arbeitsamt erklärt. Aber ich glaube, das war ein Scherz.

Oder?

47b. CAMPUS/FILMHOCHSCHULE  AUSSEN/TAG

Auf dem Campus treffe ich einen Drehbuchdozenten (nicht den mit dem Arbeitsamt) und frage ihn, was zu tun ist.

                 DOZENT

        Schick deine Sachen an Produktionsfirmen. Und schreib, schreib und schreib!

Ich nicke eifrig.

47c. WOHNZIMMER  INNEN/TAG

Zuhause setze ich mich sofort  (also nach einem Mittagsschlaf und zwei Folgen "Girls") hin und schicke meine Sachen an Produktionsfirmen, die ich toll finde. Vielleicht finden die mich ja dann auch toll.

Eine Woche geht ins Land.

Dann zwei.

Dann drei. 

Und nichts passiert. 

Nicht mal eine Absage.

Ich bin deprimiert.

47d. CAFÉ  INNEN/TAG

Ich treffe mich mit einer Kommilitonin, die im selben Studienjahr ist wie ich. Sie hat nämlich den Sprung "nach draußen" schon geschafft. Sie schreibt an einem Langfilm für eine große Produktionsfirma und verdient ordentlich Geld damit. Das will ich auch! Ich schildere ihr meine Situation.

            KOMMILITONIN

    Bei welcher Agentur bist'n du?

Ich zucke mit den Schultern.

           ICH

     Ich hab noch keine.

          KOMMILITONIN

    Und wer hat dann bis jetzt immer deine Verträge gemacht?

Hm. Abgesehen davon, dass mir noch nie Verträge angeboten wurden? Niemand.

Das sage ich ihr natürlich nicht. Will ja nicht als der komplette Voll-Loser da stehen. 

Um eine Antwort komme ich schließlich herum, da ihr Telefon klingelt. Sie geht ran und ich höre noch ein paar Wortfetzen ihres Gesprächspartners, bevor sie sich nach draußen verzieht: "Kein Geld mehr", "Förderung nicht bekommen", "Umsonst weiterschreiben".

Als sie wieder kommt, ist sie etwas blass um die Nase. Sie verabschiedet sich dann auch recht bald.

Klüger bin ich jetzt auch nicht.                    

47e. WOHNZIMMER  INNEN/ABEND

Zuhause checke ich meine Mails.

Und siehe da: ich habe Antworten von den Produktionsfirmen bekommen.

Dauert halt alles immer ein bisschen länger in dieser Branche.

Weiß ich doch.

Ich bin ganz aus dem Häuschen.

Bis ich sehe, was sie schreiben.

Es sind alles Absagen.

Oder?

Halt.

Ne. Doch.

Absage.

Wie war noch mal der Weg zum Arbeitsamt?

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