Ich bin zurück in meiner alten Heimat: nichts hat sich verändert und doch ist alles anders. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

31a.LANDSCHAFT/ SCHWARZWALD     AUSSEN/ TAG

 

Eine meiner ältesten Freundinnen feiert ihren Geburtstag in der alten Heimat - ein winziges Kaff im Schwarzwald, das ohne Hauptstraße auskommt, in dem alle Straßenlaternen um Punkt 0.30 Uhr ausgehen und in dem man ohne Schwäbischkenntnisse nicht weit kommt. Fast 19 Jahre habe ich hier gelebt und seit der Jugend habe ich auf den Tag hingefiebert, an dem ich diesen Ort endlich verlassen kann, ab in die Stadt. Hierhin komme ich nun also zurück.

Leider braucht Mr. Big sein Auto selber, daher muss ich mich mit Bus und Bimmelbahn meinem Ziel nähern, was eine Fahrzeit von drei Stunden anstatt fünfzig Minuten bedeutet. Juhu.

31b. BAHN   INNEN/ TAG

Je weiter die Bahn, in der ich mittlerweile als Einzige sitze, in den Schwarzwald vordringt, umso dunkler wird es um mich. Der Wald legt sich wie eine schwarze Wand um die Ortschaften. Und obwohl die Sonne scheint, wird es merklich kühler. Es riecht nach Dünger.

Ich habe diesen Ort nicht wirklich vermisst, so viel ist klar. 

31c. BAHNHOF/ PAMPA    AUSSEN/ TAG

Ich komme am altbekannten Bahnhof an und warte auf den Bus. Eine alte Frau stellt sich neben mich.

                      ALTE FRAU

      Dr ledschde Bus isch ebe scho gfahre. Do kommt heit nix meh, des isch klor.

Ich nicke dankend und rufe meine Freundin an, die mich mit dem Auto abholt.

31d. AUTO   INNEN/ TAG

Auf dem Weg zu ihr kommen wir auch an dem Haus vorbei, in dem ich aufgewachsen bin. Doch es sieht anders aus als in meiner Erinnerung. Die Fassade ist neu, im Garten steht eine nagelneue Plastikschaukel und die Namen auf dem Klingelschild sind nicht die meiner Eltern. Meine Eltern haben sich vor einigen Jahren dazu entschieden, unser Haus zu verkaufen und Deutschland den Rücken zu kehren.

Wer kann's ihnen verübeln. 

Wir fahren weiter. 

31e. KINDERZIMMER  INNEN/ TAG

In ihrem alten Kinderzimmer machen wir uns fertig für die Party. Doch auch dieses Zimmer sieht nicht mehr aus wie früher. Vielmehr ist es zu einer Abstellkammer geworden.

31f. GARTENPARTY   AUSSEN/ ABEND

Mittlerweile haben wir alles vorbereitet. Das Bier steht kühl und die ersten Gäste trudeln ein. Zu meiner Überraschung sind wirklich alle gekommen und die ganze Clique von früher steht beisammen. Ein Ereignis, das aus Zeitmangel und dem Umstand, das wir mittlerweile alle wild verstreut in ganz Deutschland wohnen, sehr selten vorkommt. Die Stimmung ist super, wir lachen - und auf einmal fühlt sich alles wie früher an. Altbekannt, gemütlich, schön.

Ich werde sentimental und denke, dass Heimat nichts mit irgendwelchen Orten zu tun hat, sondern nur mit den Menschen, die man gerne hat. 

In dem Moment kommt meine Freundin zu mir, offensichtlich betrunken. Sie erklärt mir, dass sie findet, dass ich zugenommen habe. (Auf gar keinen Fall!) Dann erbricht sie sich über meine Füße. 

Vielleicht ist Heimat doch eher ortsbezogen. 

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