In der Branche kann aus Freund schnell Feind werden. Aber was macht man, wenn man selbst zum Feind wird? Aus dem Leben einer Filmstudentin.

49a. CAMPUS/ FILMHOCHSCHULE   AUSSEN/ TAG

 

Es waren einmal zwei gute Freundinnen, die gemeinsam Drehbuch studierten. Die den selben Humor hatten, die gleichen Interessen teilten, ja sogar den gleichen Männergeschmack hatten und sich bestens verstanden. Bis die eine aus einem Projekt geworfen wurde und die andere gefragt wurde, ob sie ihren Part übernehmen möchte. Die andere, das war ich. Und ich habe "Ja" gesagt. 

Seitdem meidet die Freundin mich, geht mir aus dem Weg und redet schlecht über mich, weil ich aus Loyalität zu ihr hätte absagen sollen, findet sie. 

Wenn wir uns nun auf dem Campus begegnen, kramt sie solange in ihrer Tasche, auf der Suche nach etwas, was gar nicht da ist, bis ich vorbei gegangen bin, nur damit sie nicht mit mir reden muss und so tun kann, als ob wir uns gar nicht kennen.

Ich finde das kindisch. Und traurig. 

Aber soll ich deswegen das Projekt absagen? 

Sie sagt, dass ich egoistisch bin und unsensibel.

Hat sie recht? 

Bin ich wie die vielen anderen karrieregeilen Kollegen geworden, die statt Freude Neid empfinden, wenn ein anderer einen Preis gewinnt, den man selbst gerne gewonnen hätte? Und man dann auf Facebook den Like-Button drückt, nur um sich nicht die Blöße zu geben? Der anderen nichts mehr gönnen kann?

Ich denke darüber nach, wie ich reagiert hätte, wenn sie mir den Auftrag weggeschnappt hätte und kann sie langsam verstehen.

Ich spreche also noch mal mit den Produzenten und erkläre ihnen offen und ehrlich meine Gemütslage und sage ihnen schließlich ab.

Sie verstehen das irgendwie und akzeptieren.

Ich schreibe meiner Freundin eine SMS, dass ich mich gerne mit ihr treffen würde. Sie sagt - nach ein paar Stunden Zappeln-Lassen - zu.

49b. CAFÉ  INNEN/ TAG

Ich bin irgendwie aufgeregt.

        ICH

   Du, ich wollt mich bei dir entschuldigen. Du hattest recht. Ich war unsensibel und egoistisch. Ich hätte das Projekt nicht annehmen dürfen. Es tut mir leid. 

Sie sieht mich etwas überrascht an. 

        ICH

    Ich hab denen abgesagt. 

Sie sieht mich nun noch überraschter an.

        SIE

    Warum?

        ICH

    Wie? Warum? Na wegen dir.

Sie schüttelt den Kopf.

       SIE

    Und was erhoffst du dir davon?

Langsam bin ich irritiert.

       ICH

   Na, dass wir wieder miteinander reden?

       SIE

   Du checkst echt gar nix. 

      ICH

  Dann klär mich bitte auf. 

       SIE

  Ich bin in Mr. Big verliebt. Ich kann nicht mit dir befreundet sein. Was ich gesagt hab, hatte doch nix mit dem Projekt zu tun. Ich dachte du kapierst das?

Hm. Das habe ich anscheinend nicht. 

Ich bin also wohl doch extrem unsensibel. Aber wenigstens nicht karrieregeil.

Ob das so gut ist in dieser Branche?

Ich sollte wohl noch mal mit den Produzenten quatschen.

Behind the Scenes gibt es auch auf Facebook