Ein Tag am Set einer studentischen Filmproduktion. Klingt noch weniger chaotisch als es tatsächlich ist. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

 10. FILMSET/  STUDIO            INNEN/ TAG

 

Ich steh am Filmset, bin hundemüde, hungrig und brauche dringend Kaffee, um wach zu werden. Dummerweise hat die Cateringtante nicht daran gedacht Kaffeefilter mitzubringen und jetzt warten alle, schlecht gelaunt.

Ach ja - die Cateringtante bin übrigens ich. Warum ich mein Schreibkabuff dafür verlassen habe? In diesem Moment fällt mir kein Grund mehr ein.

                          SETAUFNAHMELEITER 

        Wenn das Catering nicht stimmt, ist die Crew unzufrieden und das wirkt sich letztendlich auf den Film aus. 

                          ICH

         Danke. Und was machst du sonst so?

                  SETAUFNAHMELEITER

        Ich bewerbe mich grade an den Filmhochschulen

        für Produktion. Eigentlich will ich aber lieber Regie machen.

Die nette Maskenfrau gibt mir den Tip statt der fehlenden Kaffeefilter Toilettenpapier zu benutzen. Na ja. Besser schlechter Kaffee als gar keiner. Als der Kaffee fertig ist hör ich nur: "Na endlich" und "Scheiß Catering". Jetzt schon. 

Ich schmiere Nutellabrötchen und schneide Karotten. Und was genau hat das eigentlich noch mit Film und Glamour zu tun? 

Ein Nebendarsteller des Films erinnert mich daran, indem er die Diva raushängen lässt. Er möchte bitte vegane Müsliriegel am Set haben. Dann erklärt er mir noch wie ich das Messer beim Karotten schneiden zu halten habe. Das hat er in einem Kochkurs in Thailand gelernt.

Am Set tut sich derweil seit zwei Stunden nichts. Der Regisseur ist kurz vorm Nervenzusammenbruch, weil sein - mäßig erfolgreicher - Hauptdarsteller die Szene anders spielen möchte - oder gar nicht. Schließlich lenkt er ein - der Regisseur.

Das Gute am Cateringtantespielen ist übrigens, dass man wirklich alles mitbekommt. Da turtelt das Kostümmädchen mit dem Tonmann (obwohl ich die gestern noch mit dem Material-Assi gesehen hatte), dort lästert der Producer über den lahmen Kameramann, und die Szenenbildfrau fährt beim Sprintereinparken den Praktikanten um.

Nur dass die Komparsen mir die ganzen Brötchen und den Kaffee förmlich weggeatmet haben, hab ich natürlich nicht mitbekommen. 

Und so langsam dämmert mir, warum ich heute hier stehe: Um mir klar zu machen wie schön ruhig und gemütlich ich es doch in meinem Schreibkabuff habe.