Wenn das eigene Buch verfilmt wird, ist das ein ganz besonderer Moment, den man sich von nichts kaputt machen lassen kann. Oder doch?

40.  STUDIO/ FILMAKADEMIE      INNEN/ TAG

 

Als Drehbuchautor hat man ja, anders als andere Autoren, nie das gedruckte oder publizierte Wort zum Ziel, sondern, dass das Buch am Ende gedreht wird (und danach in der Tonne landet). Das passiert allerdings denkbar selten. Das liegt meistens daran, dass man sich plötzlich nicht mehr mit dem Regisseur (durchgedreht) oder der Produktion (wollten nun doch lieber einen erfahrenen Autor) versteht, man selbst keine Zeit mehr hat um am Projekt zu arbeiten (das sinkende Schiff rechtzeitig verlassen) oder aber weil das Projekt keine Finanzierung zustande bekommen hat (dafür steht Til Schweigers nächster Film auf der Förderliste. Herzlichen Glückwunsch.). 

Wie auch immer. Als Drehbuchautor dieses Ziel zu erreichen ist also nicht ganz einfach und der Job daher auch immer mal wieder frustrierend. Aber dann gibt es diesen einen Moment, wenn es doch passiert. Wenn der erste Drehtag ansteht, du ans Set kommst und plötzlich deine Bilder, die du monate- oder sogar jahrelang nur in deinem Kopf mit dir herum getragen hast, plötzlich real werden. Dieser Moment entschädigt für alles. 

Einige Drehbuchautoren hassen ja Dreharbeiten und wollen damit nichts zu tun haben. Ich aber will mir diesen Moment nicht entgehen lassen.

Ich stehe nun also zu früher Stunde mit Tee und Brötchen hinter dem Monitor und begutachte das Treiben. Am Set bin ich allerdings nicht nur um meinen großen Moment auszukosten, ich will auch - da es sich um eine Serie handelt - wie bei meinen amerikanischen Vorbildern als "Creator" am Set sein um darauf zu achten, dass alles nach meinen Vorstellungen abläuft. 

Einer der Schauspieler kommt auch gleich auf mich zu und will noch mal seinen Text mit mir durchgehen. Dabei fallen uns ein paar Stolperstellen auf, die beim Lesen gut wirken, aber gespielt dann doch aufgesetzt klingen. Wir finden eine gute Lösung dafür, der Regisseur findet es auch besser und ich bin zufrieden. Hat es sich doch schon gelohnt herzukommen. 

Mein Platz hinter dem Monitor wird mir aber recht bald streitig gemacht, da die anderen Departments (Szenenbild, Licht, Maske, Kostüm, Runner ) ebenfalls drauf gucken müssen.  

Die nächsten Tage laufen ebenfalls so ab. Ich mache Textkorrekturen, helfe aus, wo Not am Mann ist, und sitze dann in einer kleinen Ecke hinterm Monitor. Ich bin ganz zufrieden mit meiner "Creator"-Rolle, als einer aus der Kamera-Crew auf mich zukommt.

                   KAMERATYP

        Sag mal, was machst du eigentlich hier?

                    ICH

         Was meinst du?

                   KAMERATYP

          Na, ich seh dich hier immer nur hinterm Monitor, aber... was zu tun hast du ja nicht, oder? 

Ich bin ziemlich empört ob seiner Direktheit, vielleicht aber auch, weil er ein bisschen Recht hat. Dann sammle ich mich.

                   ICH

       Ich hab das Buch geschrieben.

                   KAMERATYP

           Achso. Und was machst du dann am Set?

Ich gebe es auf. Vielleicht hat es doch seinen Grund, warum Drehbuchautoren nichts mit Dreharbeiten zu tun haben wollen. Immerhin ist ihre Arbeit (scheinbar) bereits getan. Und wahrscheinlich hätte mir auch ein Stuhl mit "Creator" hinten drauf nichts gebracht. Da hätte ich mich nur verscheuchen lassen. 

Aber für den einen Moment hat es sich doch gelohnt. 

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