Vielleicht ist Film ja doch nichts für mich. Vielleicht sollte ich schnell noch was Anständiges lernen. Aus dem Leben einer Filmstudentin.

 52a. WOHNZIMMER  INNEN/ TAG

 

Ich habe mal wieder seit einer Woche eine akktue Schreibblockade, die sich allerdings mit der chronischen die Waage hält. Das Problem ist, dass ich keinen Anfang finde. Und ohne Anfang kann ich auch den Rest nicht schreiben. Normal ist das nicht.

Ich sitze also vor meinem Laptop und gucke mir Tutorials auf Youtube an, wie ich meine Haare lockig bekomme. 

Dabei will ich gar keine Locken. 

52b. KÜCHE   INNEN/ TAG

Ich esse zu Mittag, als mein Handy klingelt. Eine gute Freundin ist dran. Sie arbeitet als Kindergärtnerin, manchmal auch nur halbtags, so wie heute. Sie klingt gut gelaunt.

          FREUNDIN

    Na, wie geht's dir?

           ICH

     Hmm. Ja. Muss ja, ne.

          FREUNDIN

     Hast wieder so viel zu tun?

          ICH

      Ja. Hab wieder nichts hinbekommen und muss bis Ende der Woche ein fertiges Drehbuch abgeben...

          FREUNDIN

      Oh je. Wie viel hast du denn schon?

          ICH

       Titelblatt.

Es herrscht kurz Stille. Dann erzählt sie mir von ihrem Freizeitstress. Nächste Woche Urlaub mit dem Freund, dann ein Wochenende auf dem Festival, Shoppingmarathon mit der Schwester und dabei doch soo wenig Zeit für sich selbst. 

Die Probleme möcht ich haben, denk ich mir.

Die Sorgen der Arbeit, bei der Arbeit lassen. Ein monatliches festes Einkommen. Urlaube. Am Wochenende entspannen können und nicht noch immer schreiben und denken und funktionieren müssen. Alles ganz ohne schlechtes Gewissen.

Bekomme ich jetzt, so kurz vorm Ende des Studiums, tatsächlich noch kalte Füße? Oder stelle ich nur fest, dass diese Branche vielleicht wirklich nichts für mein zartes Gemüt ist?

Ich teile meiner Freundin meine Überlegungen mit und sie bietet mir spontan ein Praktikum in ihrem Kindergarten an. 

Erst muss ich lachen, aber dann denke ich mir: warum nicht? Was spricht denn dagegen?

Ich wäre schließlich nicht die Erste, die während oder auch nach einem Filmstudium merkt, dass diese Welt gar nichts für sie ist. 

Und seit ich neuerdings stolze Tante bin, hat sich meine Abneigung gegen die kleinen Schreihälse auch eher in Verzückung gewandelt. 

Solange es nicht meins ist.

Ich sage ihr zu. 

52c. KINDERGARTEN   AUSSEN/ TAG

Es ist kurz nach acht, ich bin hundemüde und stehe vor dem Kindergarten. Das mit dem frühen Aufstehen ist ja leider nicht so meins. Wenn ich schreibe, kann ich mir meine Zeit wenigstens frei einteilen. 

Durchs Fenster sehe ich schon meine Freundin mit ein paar Kindern spielen. Allerdings schreit sie dabei. Und eines der Kinder heult. 

In dem Moment fällt mir ENDLICH die Anfangsszenerie für mein Drehbuch ein. Alles fügt sich zusammen. Ich muss das jetzt sofort aufschreiben.

Ich mache kehrt und schreibe ihr eine SMS, dass es mir Leid tut, ich es mir aber anders überlegt habe.

52d. WOHNZIMMER INNEN/ NACHT

Ich schreibe noch immer, als ich langsam merke, dass ich müde werde. Bin ja früh aufgestanden heute, fällt mir ein.

Morgen schlaf ich erst mal schön aus und dann schreib ich weiter. 

Zufrieden klappe ich den Laptop zu und weiß wieder, dass ich schon ganz richtig hier bin. Auch wenn das Konto dick im Minus ist und Schreibblockaden mit zu meinem Alltag gehören. Wenn das Schreiben aber fluppt, dieses Gefühl, das kann mir kein Gehaltsscheck der Welt ersetzen. 

Außer vielleicht ein ganz dicker.

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