Ich bekomme die Möglichkeit ein E-Book zu schreiben. Aber hat das überhaupt was mit Film zu tun? Aus dem Leben einer Filmstudentin...

 56a.  SCHLAFZIMMER   INNEN/ TAG

 

Ich liege im Bett und bin deprimiert. Mein Studium ist fast vorbei und der große Auftrag lässt immer noch auf sich warten. Ich bin ein wenig verzweifelt. Ein wenig sehr. Während Kollegen ihre Abschlussarbeiten ins Kino bringen, Preise einsacken, Verträge unterschreiben, ist bei mir tote Hose. Ich weiß nicht mal, was ich falsch gemacht habe. Vielleicht sollte ich nicht immer alles auf den letzten Drücker machen. Vielleicht bin ich nicht talentiert genug. Vielleicht habe ich aber auch einfach zu viel prokrastiniert. Ich weiß es nicht. Ich guck mal lieber noch 'ne Folge Gossip Girl. 

Als ich meinen Laptop anmache, sehe ich, dass ich eine E-Mail bekommen habe. "AutorInnen gesucht" steht in der Betreffzeile. Den Namen des Absenders kenne ich nicht. In der Mail ist von einem "jungen hippen E-Book Label" die Rede, das Autoren sucht. Sie versprechen mir einen Vertrag und eine Anzahlung plus Beteiligung am Gewinn. Dafür muss ich aber erst mal ein Probekapitel von dreißig Seiten schreiben. 

Dreißig.

Für mein 90-Seiten Diplombuch hab ich eineinhalb Jahre gebraucht. Die Deadline für das Probekapitel ist in drei Wochen. Und bei meinem Glück werd ich dann wahrscheinlich nicht mal ausgewählt. Ich fühle mich aber irgendwie geschmeichelt. Schließlich habe ich mich gar nicht bei denen vorgestellt, sondern wurde direkt angefragt. Ja, ich muss sie erst mal von mir überzeugen. Trotzdem. 

56b. WOHNZIMMER INNEN/ NACHT

Seit Stunden sitze ich vor einem leeren Worddokument und tippe Buchstaben ein, die ich sofort wieder lösche. Jetzt erst wird mir bewusst, dass ich noch nie so viel Prosa auf einmal schreiben musste. Selbst bei Deutsch-Aufsätzen war ich eher von der Sechs-Seiten-Fraktion. Und das war schon viel für mich.

Und wenn ich mich jetzt schon mit dreißig Seiten herumqäule, wie soll das dann mit dem kompletten Buch, Verzeihung, E-Book, werden? Ich gebe auf.

ZWEI WOCHEN SPÄTER

56c. SCHLAFZIMMER  INNEN/ TAG

Es ist bereits nach Mittag und ich liege noch im Bett. Keine Lust aufzustehen. Auf Facebook postet ein Kollege stolz ein Foto von seinem neuen Drehbuchpreis. Da klingelt mein Handy. Es ist der Typ von dem E-Book Label.

               E-BOOK-TYP

       Hallo Steffi. Also, falls du noch Lust hast, ein Probekapitel einzureichen, würden wir uns wirklich sehr freuen... Wir haben allerdings die Deadline zwei Tage nach vorne verlegt. Ist das ein Problem?

Ich druckse rum und sage dann, dass das natürlich überhaupt kein Problem ist. Er klingt zufrieden und legt auf. Sie haben extra bei mir angerufen. Die wollen wirklich was von mir lesen.

Mir bleiben zwei Tage.

EINEN MONAT SPÄTER

56d WOHNZIMMER  INNEN/ TAG

Irgendwie hab ich es doch noch geschafft, das Kapitel zu schreiben. Aber danach hab ich nie mehr etwas von dem jungen hippen E-Book Label gehört. War ja klar. Dass die aber auch nicht mal anrufen können, um einem abzusagen. Frechheit. Außerdem will ich ja eh ins Filmbusiness und kein E-Book-Autor werden. Was ist das überhaupt, ein E-Book? Ich hab mir ja selbst noch nie so ein Ding runter geladen. Und ich kenn keinen, der das macht. E-Books sind wahrscheinlich die Internet-Serien der Literaturbranche. Ne. Da bin ich schon froh drum, dass das nicht geklappt hat. 

In dem Moment bekomme ich eine E-Mail. 

"Liebe Steffi, uns hat dein Probekapitel sehr gut gefallen. Wir würden daher sehr gerne mit dir zusammen arbeiten."

Vielleicht sind E-Books ja aber auch eher die MP3s der Literaturbranche. Und ich komme jetzt ganz groß raus. 

Meine Erwartungen sind niedrig. Ich räume schon mal das Regal frei für den Deutschen Buchpreis.

Behind the Scenes gibt es auch auf Facebook.