Ewald Jesus Schwarz ist seit vielen Jahren Vielflieger – seit fünf Jahren sitzt er im Rollstuhl. Weil ihn am Stuttgarter Flughafen ein paar Dinge stören, hat er eine Petition am Landtag gestellt. Bei einer Ortsbegehung wurde demonstriert, wie Behinderten ins Flugzeug geholfen wird.

Stuttgart - Fünf Jahre nach seinem Unfall kommt Ewald Jesus Schwarz mit seinem Leben im Rollstuhl ganz gut zu recht. Und wenn es etwas gibt, was den Deutsch-Spanier stört, dann versucht er, es zu ändern. Aus diesem Grund war Schwarz dieser Tage beim Flughafen: Ihn ärgert es, wie Behinderten in Stuttgart in die Flugzeuge geholfen wird.

 

Meistens würden ihn zwei Mitarbeiter des Bodenpersonals in einen Stuhl setzen, anschnallen und dann die Treppe hochtragen. In Zürich, London, Paris, Frankfurt, München und selbst auf kleinen Flughäfen in Spanien werde er mit einer Hubschere, also einer Art Hebebühne, in die Flugzeuge befördert. Das empfindet Schwarz sicherer und würdevoller.

Weil er auch in Stuttgart am liebsten eine Hubschere hätte, hat er einen Petitionsantrag an den baden-württembergischen Landtag gestellt. Der zuständige Ausschuss hat sich der Sache angenommen, den SPD-Abgeordneten Sascha Binder als Berichterstatter ernannt, und zu einer Ortsbegehung am Flughafen geladen.

Zum Test lässt sich der Politiker tragen

An einer Flugzeugtreppe wurden die beiden Beförderungsarten gezeigt, die in Stuttgart praktiziert werden: Das ist der bereits erwähnte Stuhl und zum anderen der so genannte Porti. Dabei handelt es sich um eine Art Raupe, welche die Treppe hochfährt. Ewald Schwarz kennt den Porti und findet ihn prinzipiell nicht schlecht. Seiner Meinung nach setzen ihn die Flughafenmitarbeiter allerdings nur ungern ein.

Auch der Politiker Sascha Binder hat beide Varianten ausprobiert. Er muss wissen, wovon er als Berichterstatter des Petitionsausschusses spricht. „Den Porti finde ich viel angenehmer“, sagte Binder. „Da hat man auch nicht das Gefühl, getragen werden zu müssen.“ Denn natürlich spielen bei Menschen mit Behinderungen auch immer die Befindlichkeiten eine Rolle. Darauf will auch der Flughafen-Chef Georg Fundel Rücksicht nehmen. Denn tatsächlich war die Hubschere früher bereits in Stuttgart im Einsatz. „Aber viele Menschen mit Behinderung wollen nicht unnötig lange im Rampenlicht stehen“, sagte Fundel. Der Einsatz der Hubschere sei nämlich ziemlich sehr zeitintensiv.

Am Ende des Tests am Flughafen ergab sich ein Kompromiss: Wenn es möglich ist, wird von nun an immer der Porti im Einsatz sein, um Behinderte in ein Flugzeug zu bringen. Das Tragen soll die Ausnahme sein.

Mehr Toiletten für Rollstuhlfahrer

Auch in einem anderen Punkt sind sich die Beteiligten einig geworden: Ewald Schwarz hatte kritisiert, dass es im Ankunftsbereich keine Behindertentoilette gibt. Fundel sicherte ihm zu, dass sich dies ändern werde. Es gebe bereits Pläne, im Jahr 2013 werde es auch in diesem Bereich entsprechende Toiletten geben.