Während Stuttgart noch auf Freiwilligkeit setzt und Schonsteinfeger Kaminöfen zu unrecht am Feinstaub-Pranger sehen, plant das Land deren Nutzung an Alarmtagen zu verbieten.

Reutlingen - Kurz vor der nächsten Feinstaubalarmperiode in Stuttgart ist eine neue Debatte um Kaminöfen entbrannt: Während Baden-Württembergs Schornsteinfeger sie zu unrecht am Stuttgarter Feinstaub-Pranger sehen, laufen beim Land die Vorbereitungen für ein Verbot der Befeuerung sogenannter Komfortkamine an Tagen mit Feinstaubalarm.

 

Kleinfeuerungsanlagen mit Festbrennstoffen wie Holz seien nach dem Straßenverkehr die zweitgrößten Verursacher von Feinstaub, hieß es beim Verkehrsministerium. „Deshalb bereitet das Land eine Verordnung vor, nach der an Tagen mit Feinstaubalarm der Betrieb sogenannter Komfortkamine untersagt wird“, sagte ein Sprecher.

Beim Verbandstag des Schornsteinfegerhandwerks Baden-Württemberg in Reutlingen hingegen legte Präsident Stefan Eisele am Donnerstag eine Erhebung vor, die unter dem Strich zeige, dass der Anteil des Feinstaubs aus Holzfeuerung an der Belastung in Stuttgart deutlich nach unten korrigiert werden müsse.

In Stuttgart stehen vergleichsweise wenig Öfen

Gerade in Stuttgart sei auch nach Angaben der Landesanstalt LUBW der Anteil von Feinstaub aus Holzfeuerung mit etwas über 20 Prozent vergleichsweise gering. In Tübingen oder Heilbronn sei er deutlich größer. Fazit der Schornsteinfeger: Die Emissionen aus Feuerstätten für feste Brennstoffe sind in Stuttgart wesentlich zu hoch angesetzt. „Somit dürfte ein großer Teil der Diskussion um Komfortöfen in Stuttgart vom Tisch sein“, sagte Sprecher Volker Jobst.

Das Ministerium kündigte an, dass eine Verbotsverordnung, bevor sie beschlossen werde, zu einer Anhörung freigegeben werde, „bei der selbstverständlich auch die Schornsteinfeger ihre Stellungnahme abgeben können“.

Von Samstag an kann es in Deutschlands Feinstaub-Hochburg Nummer eins wieder zu Feinstaubalarmen kommen. Werden absehbar EU-Grenzwerte in Stuttgart gerissen, ruft die Stadt nicht nur Autofahrer zum Verzicht auf. Auch Nutzer von sogenannten Komfortöfen - die nicht einzige Wärmequelle eines Hauses sind - werden um Verzicht gebeten.