Sie sollten Flüchtlingen eine neue Heimat bieten - doch jetzt wurden drei Gebäude in einem Ort nahe Nürnberg ein Raub der Flammen. Die Polizei entdeckt Hakenkreuz-Schmierereien und geht von Brandstiftung aus.

Vorra - Vermutlich Rechtsextreme haben im mittelfränkischen Vorra drei für Flüchtlinge vorgesehene Unterkünfte in Brand gesetzt. Die Ermittler entdeckten Brandbeschleuniger, an einer Wand fanden sich Hakenkreuzschmierereien und eine ausländerfeindliche Parole. Nun ermittelt der Staatsschutz.

 

„Es war auf jeden Fall eine vorsätzliche Tat“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag in Vorra. Die Indizien deuteten auf einen rechtsextremen Hintergrund hin. Da die Gebäude leer standen, wurde nur ein Feuerwehrmann beim Löschen leicht verletzt.

Eine Anwohnerin hatte den Brand im Ortskern von Vorra im Kreis Nürnberger Land am späten Donnerstagabend entdeckt. Ein ehemaliger Gasthof stand in Flammen, auch ein nahe gelegenes Wohnhaus sowie eine Scheune brannten. In die Gebäude sollten in den kommenden Wochen Asylbewerber einziehen. Sie sind nun unbewohnbar - bei dem Brand entstand auch wegen der starken Rauchentwicklung ein Schaden von rund 700 000 Euro.

Politiker und Bürger reagierten entsetzt. „Mit Hakenkreuzen und Brandanschlägen zeigen die Täter ihre abgrundtiefe Menschenfeindlichkeit“, sagte die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD)in Berlin. „Und das in einer Zeit, in der Frauen, Männer und Kinder im wahrsten Sinne um ihr Leben rennen.“

Bundespräsident Joachim Gauck sagte in Magdeburg: „Wir können nur mit aller Entschlossenheit der anständigen Menschen reagieren.“

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete den mutmaßlichen Anschlag als abscheulich. „Ausländerfeindlichkeit darf bei uns keinen Platz haben. Gewalt gegen Flüchtlinge werden wir nicht dulden.“

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) betonte: „Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft.“ Man werde mit „null Toleranz“ und mit aller Härte des Rechtsstaats gegen solche Taten vorgehen.

Auch Anwohner in Vorra zeigten sich entsetzt. „Wir und andere Nachbarn haben uns auf die Ankunft der Asylbewerber gefreut“, sagte eine Bürgerin. „Wir haben uns schon drauf vorbereitet, sie willkommen zu heißen.“

In den vergangenen Wochen habe sich im Dorf extra ein Unterstützerkreis gegründet. Die Bewohner seien froh gewesen, dass die seit Jahren leerstehenden Gebäude saniert und für die Flüchtlinge hergerichtet worden seien.

Herrmann kündigte an, dass die Polizei den Schutz der übrigen Unterkünfte in Bayern verstärken werde. Anfang der 90er Jahre hatte eine Serie fremdenfeindlicher Attacken, bei denen es in Solingen und Mölln auch Tote gab, im In- und Ausland für Entsetzen gesorgt. „Wir sind uns der Herausforderung bewusst, eine neue Welle auf jeden Fall zu verhindern“, unterstrich Herrmann.

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in den ersten drei Quartalen dieses Jahres bereits 86 rechtsextrem motivierte Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte gezählt - und damit mehr als 2012 und 2013 zusammen. Darunter fallen Delikte wie Farbschmierereien, Beschmutzungen und Sachbeschädigungen, aber auch Brandstiftungen.