Nur 90 Personen seien durch Stickoxid in Stuttgart belastet, behauptete der Verband der Automobilindustrie. Nun stellt sich heraus: Das Bundesumweltministerium hatte sich in der Tabelle vertan.

Stuttgart - Dem Bundesumweltministerium ist offenbar bei der Veröffentlichung von Zahlen über die Belastung der Stuttgarter durch Stickoxide ein peinlicher Fehler unterlaufen. In der Bundestagsdrucksache 18/6530 vom 2. November hatte das Ministerium auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag die Zahl der Betroffen in der Landeshauptstadt mit 90 Personen angegeben. Auf diese Daten hatte sich der Verband der Automobilindustrie (VdA) bezogen, als er in einer Reaktion auf die angedrohte Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen das Land wegen der hohen Schadstoffkonzentration (die StZ berichtete) vor einer Dramatisierung gewarnt hatte.

 

Nach StZ-Informationen ist der vom Stickoxidausstoß betroffenen Personenkreis allerdings um das zwanzigfache größer: 2320 Menschen im Ballungsraum Stuttgart unterliegen demnach einem erhöhten Gesundheitsrisiko durch die Luftschadstoffe. Des Rätsels Lösung: bei der Beantwortung der Anfrage haben sich die Experten im Bundesverkehrsministerium in der Tabelle vertan und statt des Stuttgarter Wertes den von Freiberg am Neckar eingesetzt.

In Stuttgart ist der Ausstoß des gesundheitsschädlichen Gases trotz der im Luftreinhalteplan vorgesehenen und umgesetzten Maßnahmen bisher nicht signifikant zurückgegangen. Unter anderem deshalb hatte die Deutsche Umwelthilfe nun den Gang vor den Kadi angekündigt, um Land und Landeshauptstadt zu drastischeren Maßnahmen zu zwingen. Die DUH fordert unter anderem die Einführung der City-Maut sowie Fahrverbote bei besonderen Wetterlagen. Das Land und die Stadt setzen dagegen zunächst auf freiwilligen Verzicht der Autofahrer. Diese sollen vom kommenden Jahr an per Feinstaubalarm auf die hohe Konzentration von Schadstoffen in der Luft hingewiesen werden.