Eine Abbiegespur gegen Stau in der Siemensstraße ist gewollt – aber welche Variante, das ist die Frage.

Ditzingen - D as Thema ist viel zu ernst, um daraus eine Posse werden zu lassen. Doch genau dazu hat sich eine Diskussion im Technischen Ausschuss des Ditzinger Gemeinderats am Dienstagabend beinahe entwickelt. Es geht um die Siemensstraße in der Kernstadt; genauer gesagt, um das Abbiegen, wenn man aus dem Tunnel kommt, nach rechts in die Dieselstraße und damit ins angrenzende Industriegebiet. Die Planer der Stadt haben sich mit einem externen Büro viele Gedanken gemacht, wie man die Staus an dieser Stelle vermindern könnte. Pläne für eine neu anzulegende Abbiegespur wurden entworfen, technische Möglichkeiten erläutert, die Kosten geschätzt. Doch für keine der Varianten fand sich eine Mehrheit.

 

Jetzt habe man gar nichts, resümierte der Bürgermeister Ulrich Bahmer nach rund einer Stunde Erklärung und Debatte. Zuvor hatte der Ausschuss zuerst die längere und teurere Variante mit sieben zu sechs Stimmen abgelehnt. Aber auch für die Variante, die ein paar Autos weniger auf der Rechtsabbiegespur aufnimmt und die nicht nur deswegen 200 000 Euro billiger ist, fanden sich beim zweiten Votum nur fünf Ja-Stimmen – bei acht Ablehnungen. Da staunten fast alle Menschen am Ratstisch, in den Fraktionen und von der Verwaltung.

Jeden Morgen stauen sich bisher die Autos, manchmal bis zum Westrandtunnel oder darüber hinaus. Der Grund: viele wollen weiter vorne nach rechts in die Dieselstraße abbiegen, um zu ihrem Arbeitsplatz in einem der angrenzenden Betriebe zu kommen. Doch die Ampel lässt nur wenige Autos durch – die Rechtsabbieger kommen langsam voran, weil sie zusammen mit den Geradeausfahrern in einer Reihe stehen, das Rechtsabbiegen wird bisher nur auf einem kurzen Stück ermöglicht. Abhilfe würde eine eigene Aufstellspur für die Rechtsabbieger schaffen. Die Verwaltung plante – und der Ausschuss sollte sich für eine Lösung entscheiden.

Welche Böschung wird angeknabbert?

Im Kern ging es darum, ob an der Nord- oder Südseite der Siemensstraße die Böschung angeknabbert wird und wie lange die neue Abbiegespur sein soll. Die große Lösung wurde mit gut einer Million Euro geschätzt, die etwas kürzere, bei der auch der Eingriff in die Böschung nicht so stark ist, auf 830 000 Euro. Die teurere Lösung sei besser, meinte CDU-Chef Rolf Feil, es solle nicht an 200 000 Euro scheitern. Eine Million sei zu viel, hieß es von den Grünen, „da steht man nur ein bisschen komfortabler im Stau“. Es gebe auch noch andere Projekte in der Stadt. Drei Autos mehr oder weniger „machen’s nicht fett“, sprach sich Robert Jass (SPD) für die günstigere Lösung aus. Und Gerhard Siegle (CDU) meinte, man solle das Optimale herausholen und so viele Autos wie möglich unterbringen.

In der Abstimmung aber gab es keine Mehrheit, und zwar für keine der beiden Lösungen. Jetzt gebe es keinen Empfehlungsbeschluss des Ausschusses an den Gemeinderat, fasste Bürgermeister Bahmer zusammen – und damit im großen Gremium nächste Woche auch keine Diskussion über diesen Punkt.

Die Stadträte aber haben dann während der nächsten Tagesordnungspunkte nochmals nachgedacht. Jedenfalls kam zum Schluss der Sitzung noch ein Antrag: Der Gemeinderat möge am nächsten Dienstag doch bitte über diesen Punkt sprechen und entscheiden. So wird es nun geschehen.