Der angeschlagene Bonner Fotovoltaik-Hersteller Solarworld gründet ein Joint-Venture mit dem Bergbaukonzern Bacanora. Die Kanadier haben die Option das Projekt im Erzgebirge komplett zu übernehmen.

Stuttgart - Der seit Jahren defizitäre Fotovoltaikkonzern Solarworld will sein Projekt zur Lithium-Förderung im Erzgebirge gemeinsam mit einem Partner betreiben. Solarworld habe für fünf Millionen Euro einen Anteil von 50 Prozent an dem Projekt an den kanadischen Bergbaukonzern Bacanora Minerals veräußert, schreibt das Bonner Unternehmen in einer Mitteilung. Das geplante Joint Venture, das beide Partner künftig gemeinsam operativ führen wollen, soll seinen Sitz in Freiberg/Sachsen haben.

 

Solarworld hat sich bereits 2011 die Schürfrechte im östlichen Teil des Erzgebirges gesichert, eine Bergbauregion mit Tradition. Bereits im Mittelalter wurde dort nach Kupfer, Wolfram, Silber und Zinn gegraben. Solarworld war an den Lithium-Vorkommen interessiert – und wollte sich ursprünglich damit ein weiteres Standbein schaffen. „Lithium ist ein entscheidender Rohstoff für Speichertechnologien. Erneuerbare Energie speichern und rund um die Uhr nutzen zu können, wird der Verbreitung von Solarstrom einen weiteren enormen Schub geben“, wird Solar-Vorstandschef Frank Asbeck, in der Mitteilung zitiert. Lithium ist ein begehrter Rohstoff und wird für die Herstellung von Solaranlagen sowie von Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos benötigt.

Der Partner hat eine Option

Doch die Pläne – ursprünglich wollte Asbeck bereits 2014 mit dem Abbau beginnen und künftig alle Wertschöpfungsstufen im Konzern integrieren – sind bisher nicht recht aufgegangen. Jetzt wollen die Partner die bestehende Machbarkeitsstudie in 18 bis 24 Monaten weiter vertiefen. Darüber hinaus habe Bacanora die Option, so steht in der Mitteilung, innerhalb von 24 Monaten auch die übrigen 50 Prozent der Anteile für einen Betrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich zu erwerben. Asbeck: „Es hat sich gelohnt, dass wir die Lithium-Förderung im Erzgebirge angestoßen haben. Nachdem wir als Solarworld die ersten Schritte getan haben, werden nun das Knowhow und die finanziellen Mittel unseres Partners das Projekt weiter voranbringen“. Das Bonner Unternehmen, das seit Jahre Verlust schreibt, wolle sich dagegen auf die Fertigung von qualitativ hochwertigen Solarstromprodukten, die mit Speichertechnologien und intelligenter Steuerung kombiniert werden können, konzentrieren, heißt es bei Solarworld.

Im vergangenen Jahr ist das Bonner Unternehmen wegen des Preiskampfes in der Solarbranche tiefer ins Minus gerutscht. Bei einem Umsatz von gut 800 Millionen Euro (plus fünf Prozent) wurde ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von minus 99 Millionen Euro ausgewiesen. Binnen Jahresfrist schmolzen die flüssigen Mittel um mehr als die Hälfte auf 88 Millionen Euro zusammen. Nun will Solarworld rund 400 der zuletzt 3000 Mitarbeiter streichen.