Beim Streik der Lokführer hat sich in der StZ-Redaktion wieder gezeigt, dass Journalisten flexibel bleiben müssen. Die am Morgen geplante Zeitung ist meistens nicht die, die die Leser am nächsten Tag im Briefkasten haben.

Stuttgart - Manchmal tappt auch eine für gewöhnlich gut informierte Redaktion lange im Dunkeln, weil selbst die besten Informanten nicht weiterhelfen können. So war es am vergangenen Montag: Vor dem Beginn des dreistündigen Warnstreiks um 18 Uhr gab es keine klaren Aussagen zum Ausmaß des Arbeitskampfs der Lokführergewerkschaft (GDL). Gegen Mittag hieß es bei den Nachrichtenagenturen noch, dass der Streik des Zugpersonals in erster Linie den Güterverkehr der Bahn treffen solle. Also plante die Lokalredaktion eine Meldung ein. Allerdings wurde schon zu dieser Zeit eine gewisse Beeinträchtigung des Personenverkehrs nicht ausgeschlossen.

 

Die Bahn beklagte, dass es wegen der vagen und widersprüchlichen Aussagen der Gewerkschaft keine verlässlichen Ratschläge für die Fahrgäste geben könne. Die GDL hielt sich bis kurz vor Beginn der Arbeitsniederlegung bedeckt, um der Bahn mögliche Gegenmaßnahmen zu erschweren. Gegen 15 Uhr wurde aus der Meldung ein Text. Erst gegen 16 Uhr gab es erste Informationen, dass auch die S-Bahnen bundesweit von 18 Uhr an bestreikt und damit auch der regionale Pendlerverkehr massiv getroffen werden sollte.

Wenig später war klar: die kompletten Seiten müssen umgebaut werden und der Kollege, der die Spätschicht hatte, konnte alles andere als eine ruhige Kugel schieben. Um 22 Uhr war der neue Aufmacher fertig und wieder einmal hat sich gezeigt: die am Morgen geplante Zeitung ist meistens nicht die, die die Leser am nächsten Tag im Briefkasten haben.