Bernhard Lobmüller war der Vater des Erfolges von Allianz Volleyball Stuttgart. Im Interview spricht der 66-Jährige über seinen Rücktritt, die Highlights und Enttäuschungen aus acht Jahren Volleyball und welche Rolle Minigolf in seinen Plänen spielt.

Stuttgart - Als Bernhard Lobmüller Ende November völlig überraschend seinen Rücktritt als Sportdirektor von Allianz Volleyball Stuttgart erklärte, staunten viele nicht schlecht – vor allem über den Zeitpunkt des Abschieds. Mit etwas zeitlicher Distanz spricht Lobmüller erstmals ausführlicher über die Gründe, seine Pläne für die Zukunft und welche Rolle dabei eine eigene Minigolfanlage spielt.

 
Herr Lobmüller, wieso sind Sie zu einem solch schrägen Zeitpunkt von Ihrem Amt als Sportdirektor zurückgetreten. Macht man das nicht vor der Saison?
Ich hatte schon häufiger darüber nachgedacht aufzuhören, wollte aber nicht einfach nach einer Saison gehen, in der sich die Mannschaft stark verändert. Wie waren in der vergangenen Spielzeit so erfolgreich, dass das fast nicht mehr zu toppen war. Umso wichtiger war es für mich, ein Umfeld zu formen, in dem der Erfolg fortgesetzt werden kann. Nach den ersten Spielen war mir klar: Jetzt steht die Mannschaft gut da. Jetzt können sie alleine laufen.
Sie sind ja aber nicht nur zurückgetreten, damit Ihre Schützlinge endlich gegen Dresden gewinnen, sondern vermutlich, weil Sie etwas gestört hat, oder?
Ja, auch. Es gab eine Bewegung bei uns, die versucht hat, den Erfolg mitzugestalten, indem sie sich mehr einbringt. Wenn mehr einbringen bedeutet, dass man den Sportdirektor nicht mitnimmt, ist das aber eher nicht so gut. Das war für mich ein kritischer Zustand, der sicherlich auch dazu beigetragen hat zu sagen, ich mache jetzt Platz, nach acht Jahren Ehrenamt.
Was heißt das konkret?
Unsere Spielerinnen sind kein Freiwild. Wenn man etwas von einer Spielerin will, hat darüber das Management zu entscheiden. Das entscheidet, ob eine Spielerin einem Wunsch entspricht oder nicht. Wir sind aber zu einem Selbstbedingungsladen geworden.
Wie viele Herzen innerhalb der Mannschaft haben Sie mit Ihrem Rücktritt gebrochen? Oder waren die Spielerinnen eher froh, dass der alte Mann endlich weg ist?
Es gab keine Spielerin in den vergangenen sechs Jahren, die nicht mit mir ihren Vertrag gemacht hat. Einige der Spielerinnen waren erstaunt, im Großen und Ganzen ist es aber verarbeitet.
Aus der WhatsApp-Gruppe der Spielerinnen wurden Sie also nicht raugeschmissen?
Wir kommunizieren über WhatsApp, aber eher im Einzeldialog, dazu benutzen wir aber auch so altmodische Wege wie Kaffee trinken oder Abendessen. Dabei geht es um Themen, die mit Volleyball nichts zu tun haben: Was soll ich in der Zukunft machen? Wo siehst du mich im Berufsleben? Was junge Menschen eben umtreibt – da ist der Rat des alten Mannes gefragt.
Wie hat Ihre Kapitänin den Rücktritt aufgenommen?
Zu Kim Renkema besteht eine besondere Beziehung, weil ich sie zweimal nach Stuttgart geholt habe, daraus ist eine Freundschaft entstanden. Ich habe sie während ihres zweijährigen Italien-Aufenthalts nicht alleine gelassen, sondern habe ihr immer gute deutsche Süßigkeiten geschickt.
Wird Sie eines Tages Ihr Erbe als Manager von Allianz Volleyball weiterführen?
Das Erbe muss der Geschäftsführer weiterführen. Sie will in Stuttgart bleiben, wir haben gemeinsam Ideen entwickelt, mal sehen, was sich davon realisieren lässt. Sie spürt, das Leben wird komplizierter, das Rundumpaket des Profisports reißt ab, darüber ist sie sich aber bewusst, weil sie ein cleveres Kerlchen ist.
Wird es Renkemas letzte Saison sein?
Mein Bauch sagt ja, bei Sportlern weiß man aber nie.