Bernhard Schreier stand bis 2012 an der Spitze der Heidelberger Druckmaschinen AG – nun engagiert sich der 61-Jährige in seiner Heimat Walldorf als Tierpark-Chef.

Walldorf - Es ist eine echte kleine Oase: unter schattigen Bäumen stolzieren Pfauen herum oder dösen im Sand, die Papageien kreischen, die Enten quaken, die Gänse schnattern und in einer betagten Voliere zwitschern grün, gelb und blau leuchtende Wellensittiche. Etwa 300 Bewohner, vorwiegend Vögel, bevölkern den Tierpark am Rand von Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis. Er gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Freizeiteinrichtungen der Stadt und der ganzen Umgebung. Vor allem Familien aber auch ältere Leute suchen hier Erholung. Es gibt Esel, Lamas und Kamerunschafe. An den Wochenenden können kleine Parkbesucher unter Anleitung junger Mädchen auf Ponys reiten. „Da stehen die Kinder Schlange, das ist die Attraktion“, sagt der Parkchef Bernhard Schreier.

 

Doch es ist auch nicht zu übersehen, dass die Anlage, die im nächsten Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, ein wenig in die Jahre gekommen ist. Etliche Volieren sind allzu beengt, die Metall-Zäune der Tiergehege sind zwar stabil, aber sie wirken stellenweise doch recht abweisend. Das ist auch Schreier, dem früheren Vorstand der Heidelberger Druckmaschinen AG, nicht entgangen, als er vor einem Jahr beim großen Freiwilligentag der Metropolregion Rhein-Neckar in seiner Heimatstadt Walldorf angetreten ist, um den Tierpark einen Tag lang zusammen mit 50 weiteren Helfern auf Vordermann zu bringen. „Da habe ich gesehen, dass hier Leute gebraucht werden und Vieles im Argen liegt“, gesteht er.

Schreiers 30-Punkte-Programm kam bei der Stadt gut an

Anschließend hat es dann nicht lange gedauert, bis in dem 61-Jährigen Diplomingenieur, der bis Ende 2012 an der Spitze des Heidelberger Konzerns gestanden und ihn durch die wohl schwierigsten Jahre seiner Geschichte geführt hat, wieder der Manager erwacht ist. „Ich habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt und ein paar Leute zusammengetrommelt“, berichtet er. „Das Organisieren bin ich ja gewohnt und ich glaube, wir haben hier soviel Potenzial und so viele Talente beieinander – wenn man die richtig anleitet, kann man vieles machen“, erklärt er. Als nächstes hat Schreier ein 30-Punkte-Programm auf- und der Stadt vorgestellt. Anschließend ist er damit in den Tierpark-Verein gegangen, den einst sein Vater Franz mitgegründet hat und in dem er selbst schon mit zwölf als „Eseljunge“ kleinere Kinder beim Reiten herumgeführt hat.

Dieses Frühjahr, bei einer der bestbesuchten Jahreshauptversammlungen des Tierpark-Vereins seit langem, wurde der ehemalige Konzern-Chef dann zu dessen Vorsitzenden gewählt. Und seither ist er „fast jeden Tag da“. Er sammelt Spenden und Sponsoren für die Vereinskasse, aus der Futter und Tierarztkosten bezahlt werden müssen, er nützt sein altes Netzwerk und wirbt um Unterstützung und ehrenamtliche Helfer. Man habe ihn nicht gerufen, verrät Schreier. „Ich habe mich dem Park praktisch aufgezwungen“.

100 000 Euro für die Sanierung genehmigt

Dort wie im Rathaus wird sein Engagement dankbar begrüßt. „Wir finden es als Stadt natürlich ganz großartig, wenn erfolgreiche Männer und Frauen eine solche Aufgabe übernehmen und ihre Erfahrung einbringen“, sagt die Walldorfer Bürgermeisterin Christiane Staab. Mitte Juni hat der Gemeinderat das erste Investitionspaket samt Zuschüssen von etwa 100 000 Euro für die Sanierung des Parks genehmigt.

Mit dem Geld wird jetzt schon die Scheune erweitert, demnächst sollen dann für die Vögel neue Winterunterkünfte mit neuen Heizungen gebaut werden. Und dann soll das Gehege am Parkeingang mit den Wasservögeln neu gestaltet werden, damit die Besucher ansprechend empfangen werden können. „Das gibt ein richtig süßes kleines Entendorf“, verspricht Schreier.

Fast eine Million Euro, hat er ausgerechnet, wird nötig sein, um den Park im Rahmen eines Fünf-Jahres Plans tier- und besuchergerecht neu zu strukturieren. „Doch schon bis zum Jubiläum im nächsten Jahr wollen wir ihn in einem Zustand haben, dass wir ihn wieder richtig vorzeigen können“, kündigt der Vorsitzende an. Wenn Not an Mann ist, packt er auch gern selbst mit an. „Da wird im Verein nicht gleich der Handwerker gerufen“, versichert er. Ob Schreinerarbeiten oder Elektroinstallationen, „da traue ich mir einiges zu“. Gerade hat Bernhard Schreier in der Parkgaststätte, deren Renovierung vor dem Abschluss steht, die Lampen angebracht und die Vorhänge aufgehängt.

Das Engagement im Ehrenamt ist ihm wesentlich lieber

Unter seine frühere Tätigkeit bei dem Heidelberger Konzern hat er einen klaren Strich gezogen. Da gebe es noch viele persönlichen Kontakte, aber keine geschäftlichen Verbindungen mehr, erzählt er. Als ehemaliger Wirtschaftskapitän hat er noch zwei Aufsichtsratsmandate – bei der ABB Deutschland und am Uniklinikum Heidelberg; ansonsten engagiert sich ehrenamtlich an der Spitze der Metropolregion, als Handelsrichter am Heidelberger Landgericht und für ein Klinikprojekt in Burkina Faso. Von Aktionären, das hatte Schreier schon bald nach seinem Abschied als Vorstand der Druckmaschine gestanden, wolle er sich nie mehr abhängig machen. „Ich habe mich immer gern um Mitarbeiter und das Geschäft gekümmert“, sagt er im Rückblick. „Da wo es darum ging, Aktionärsinteressen zu befriedigen, habe ich mich nie richtig wohl gefühlt; da sind mir die heutigen Verhältnisse wesentlich lieber“. Noch immer möchte er gern etwas bewegen, für andere und die Allgemeinheit etwas tun. „Ich brauche Beschäftigung, Aktivität“, sagt der begeisterte Golfspieler und Familienmensch. Management im großen Stil brauche er aber nicht mehr. „So wie ich jetzt wirken kann, bin ich viel zufriedener“, verrät der ehemalige Dax-Vorstand.