Seit mehr als 100 Jahren lebte die Schildkröte „Cu Rua“ in einem See in Hanoi. Sie zu sehen, sollte Glück bringen. Nun ist das Tier gestorben, und Vietnam trauert.

Hanoi - Vietnams berühmteste Schildkröte ist tot: Das südostasiatische Land trauert um den „Urgroßvater“, oder „Cu Rua“, wie das Tier auf Vietnamesisch hieß. Die Schildkröte lebte seit dem 19. Jahrhundert im See Hoan Kiem in Hanoi - sie zu sehen, sollte Glück bringen.

 

Nach Bekanntwerden ihres Todes brannten viele Vietnamesen Räucherstäbchen ab und gedachten der Schildkröte, wie örtliche Medien am Mittwoch berichteten. „Der Tod der Schildkröte ist eine schlechte Nachricht für Vietnam“, schrieb „Thanh Nien“. Am Dienstag wurde „Cu Rua“ tot im See treibend entdeckt. Als Todesursache gaben die Behörden das Alter und schlechtes Wetter an.

„Cu Rua“ hieß zwar „Urgroßvater“, die Schildkröte war aber ein Weibchen. Weltweit soll es nun nur noch drei Exemplare der Art Rafetus Swinhoei geben - eines in Vietnam und zwei in China. Manche vietnamesische Wissenschaftler sagen sogar, „Cu Rua“ sei eine eigene Art, Rafetus Leloii.

Tod der Schildkröte ein schlechtes Omen?

Dem Volksglauben zufolge war „Cu Rua“ 700 Jahre alt, tatsächlich jedoch etwa 120 Jahre, sagte der Biologe Ha Dinh Duc, der sich in den vergangenen Jahren um das Tier gekümmert hatte. Vor wenigen Jahren gab es immer mehr Sichtungen der Schildkröte - für Duc und andere Experten ein Zeichen, dass „Cu Rua“ unter der zunehmenden Verschmutzung des Sees und anderen eindringenden Schildkrötenarten leide. Ein öffentlicher Aufschrei sorgte dafür, dass die Schildkröte gesund gepflegt und der See gesäubert wurde.

Das Tier wurde als Verbindung zu einer mythischen Schildkröte gesehen, die dem Herrscher Ly Tai To im 15. Jahrhundert geholfen haben soll, den Erzfeind China zu besiegen. „„Cu Rua“ war ein heiliges Symbol für den legendären Kampf gegen den chinesischen Aggressor... was soll nun das Symbol sein?“, hieß es etwa in sozialen Netzwerken. Seit Jahren gibt es zwischen den beiden kommunistischen Ländern Spannungen um Inseln im Südchinesischen Meer.

Vietnams regierende Kommunisten halten von Donnerstag an ihren Parteitag ab, bei dem alle fünf Jahre die Staatsführung bestimmt wird. Für manche Vietnamesen ist der Tod der sagenumworbenen Schildkröte zu diesem Zeitpunkt ein schlechtes Omen.