Zu viele Betriebe vernachlässigen ihren Nachwuchs – das rächt sich. Wenn die „schwarzen Schafe“ unter den Arbeitgebern ihre Auszubildenden nicht anständig behandeln, werden sie ihnen davonlaufen, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Damit kein falscher Eindruck entsteht: Azubis müssen auch mal unangenehme Tätigkeiten erledigen, Kritik ertragen und finanzielle Durststrecken überwinden. Wer sich für eine Gastro-Lehre entscheidet, dem sollte klar sein, dass seine Arbeitskraft auch zu Zeiten gefragt ist, an denen seine Freunde im Kino sitzen. Wer sich zum Friseur ausbilden lässt, ohne zu wissen, dass seine Verdienstchancen dabei gerade in den Jahren der Ausbildung höchst bescheiden sind, der hat sich einfach schlecht informiert.

 

Was allerdings nicht sein darf, das sollte doch bitte auch dem letzten schlechten Arbeitgeber klar werden, sind ausbeuterische Methoden und schlampiges Verhalten. Die Tatsache, dass die Klagen darüber umso lauter werden, je kleiner ein Betrieb ist, deutet darauf hin, dass dort noch immer zu oft überkommene Vorstellungen nach dem Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ vorherrschen. Hier legen die Gewerkschaften zurecht den Finger in die Wunde. Sie kritisieren nicht pauschal, sondern fragen diejenigen, um die es geht.

Betriebe müssen ihre Azubis besser machen

Anstatt die Fehler nur bei anderen zu suchen, etwa Schulen, Lehrern, Eltern, angeblich dummen oder faulen Jugendlichen, sollten sich die angesprochenen Betriebe lieber den Realitäten stellen: Sie werden keine besseren Azubis finden – sie müssen sie selbst besser machen. Dabei sind die ersten und eigentlich selbstverständlichsten Schritte, sie anständig zu behandeln, ihnen im klassischen Sinne etwas beizubringen und dabei die Ausbildungsordnung im Blick zu behalten. Wenn es darüber hinaus auch noch gelingt, den Nachwuchs für die Arbeit zu begeistern, dann kann der auch die eingangs erwähnten Opfer leichter ertragen.