Die Achtklässler der Pestalozzischule haben in die Berufswelt hineingeschnuppert. Dazu gehörte, Wasser an Land zu bringen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Für Lena ist die Sache eindeutig. Wenn ihr Schiff in der Nähe einer einsamen Insel sinkt, würde sie versuchen, zunächst den 20-Liter-Behälter mit Wasser und die Kiste mit Essen an Land zu bringen. Das war die Aufgabe, welche die knapp 60 Achtklässler der Pestalozzischule am Mittwoch, 2. Juli, im Assessment-Center zu lösen hatten.

 

Aus einer Liste mit 15 Dingen sollten sie zunächst für sich die fünf wichtigsten Dinge heraussuchen, um ihr Überleben zu sichern. Anschließend mussten sich die Schüler in einer sechsköpfigen Gruppe einigen. Zur Auswahl standen unter anderem eine Angel, ein Schweizer Taschenmesser, ein Radio und ein Rasierspiegel. Insbesondere das Verhalten in der Gruppe sollte zeigen, wie teamfähig die Jugendlichen sind, wer sich zutraut, eine Gruppe zu leiten, und wer sich lieber im Hintergrund hält.

Realitätsnah auf die Arbeitswelt vorbereiten

Doch nicht nur der Inhalt der Aufgabe war fiktiv, sondern das gesamte Assessment-Center. Es war Teil des beruflichen Planspiels, das die Achtklässler der Pestalozzischule gestern im Kinder- und Jugendhaus absolvierten. Die Mädchen und Jungen sollten die Möglichkeit haben, sich „realitätsnah mit der bevorstehenden Berufswelt auseinander zu setzen“, sagte Sibylle Häußler. Sie ist Schulsozialarbeiterin an der Pestalozzischule und hat die Aktion gemeinsam mit der Berufseinstiegsbegleiterin Michaela Bathe organisiert.

Zehn Firmenvertreter und die Berufsberatung der Agentur für Arbeit waren zu Gast. Außerdem konnten sich die Achtklässler über weiterführende und berufliche Schulen informieren und einen Eignungstest machen. Bei Letzterem galt es unter anderem, Fragen zum Allgemeinwissen zu beantworten, Rechenaufgaben zu lösen und sein logisches Denkvermögen unter Beweis zu stellen.

„Unser Ziel ist es, die verschiedenen Schritte eines Bewerbungsverfahrens einzuüben“, sagte Sibylle Häußler. Das beginne mit der Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen und gehe bis hin zur Auswahl der passenden Kleidung für ein Bewerbungsgespräch.

Die Bewerbung ist die Visitenkarte

Das aber wohl Wichtigste ist, dass die Mädchen und Jungen lernen, wie man sich bei einem Bewerbungsgespräch verhält. Jenny Krink hat da ein paar Tipps für die Achtklässler. Sie macht derzeit eine Ausbildung zur Bürokauffrau bei dem Vaihinger Bauunternehmen Julius Bach. Mit 19 Jahren sei sie selbst noch sehr jung, sagt Jenny Krink. Damit sei die Distanz zu den Schülern noch nicht so groß, und vielen von ihnen falle es so leichter, sich ihre Hinweise zu Herzen zu nehmen. Jenny Krink ist es wichtig, den Jugendlichen die Wichtigkeit ihrer Bewerbungsunterlagen zu verdeutlichen. „Das ist die Visitenkarte. Die Firmenchefs sehen zunächst nicht den Menschen, sondern nur die Mappe.“

Derweil hat die 14-jährige Lena ihre ersten Bewerbungsgespräche an dem Tag hinter sich. Eine der Firmenvertreterinnen habe erst auf ihre Fingernägel und ihre Schuhe geschaut. „Das war seltsam“, findet Lena und ihre Freundin Roxanne pflichtet ihr bei. „Da seht ihr, dass so etwas entscheidend sein kann, wenn es darum geht, einen Ausbildungsplatz zu bekommen oder eben nicht“, sagt Sibylle Häußler.

Das kann Ali Ismail bestätigen. Der 18-Jährige besucht derzeit das Berufskolleg für Grafikdesign und macht nebenher ein Praktikum im Jugendhaus Vaihingen. Vor drei Jahren hat er als Schüler der Pestalozzischule bei dem beruflichen Orientierungstag mitgemacht. „Das hat viel gebracht und damals hat sich abgezeichnet, dass ich mal einen Beruf in der kreativen Richtung ergreifen werde“, sagt er.