Der Gemeinderat stellt 624.000 Euro zur Verfügung, um die historischen Treppenanlagen in Stuttgart zu sanieren - doch das Geld wird nicht für alle reichen.

Stuttgart - Das Wetter und die Zeit nagen an den Stuttgarter Stäffele. Die für die Landeshauptstadt typischen und historischen Treppenwege sind in einem schlechten Zustand und drohen zu zerfallen. Der Gemeinderat will nun endlich handeln und hat im neuen Haushalt 2012/13 für die Sanierung 624.000 Euro bereitgestellt. Nach Auskunft des Tiefbauamts können mit dieser Summe zumindest einige Stäffele instand gesetzt werden. Darunter sind die Treppen am Schwabtunnel, die Willy-Reichert-Staffel, die Staffel am Kaisemer und die Oscar-Heiler-Staffel. Insgesamt sind etwa 25 bis 30 große historische Treppenwege sanierungsbedürftig, sagt der Leiter des Tiefbauamts, Jürgen Mutz. Bereits im vorangegangen Haushaltsplan waren 530 000 Euro für die Sanierung der Stäffele vorgesehen. Das Geld wurde jedoch kurzfristig gestrichen, um zu sparen.

 

Insgesamt gibt es in Stuttgart rund 400 Staffeln mit einer Gesamtlänge von 20 Kilometern. Viele der Treppenwege wurden im 19. Jahrhundert angelegt, als Weinberge und Gärten noch bis in die Stadt reichten. So wurde es möglich, die Grundstücke an den steilen Hängen zu bewirtschaften. Über die Stäffele gelangen heute die Stuttgarter auf kurzen Wegen in die Stadt. Für Touristen werden Rundgänge organisiert. „Die alten Treppenwege sind ein Kulturgut und eine Besonderheit von Stuttgart“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind. „Die Stadt soll das, was sie hat, nicht verkommen lassen.“ Der SPD-Antrag, einen Zuschuss zur Sanierung zu geben, wurde auch von den Abgeordneten der Grünen und SÖS unterstützt. Die von der CDU beantragten 250 000 Euro fanden keine Mehrheit.

Die Liste ist lang

Die Aufgabenliste des Tiefbauamts ist lang, betont Jürgen Mutz. Doch die Stäffele haben es geschafft, ins Bewusstsein zu gelangen. Bisher konnten seine Mitarbeiter immer nur kleine Reparaturarbeiten an den Treppen ausführen. Über den Winter hat das Amt die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Jürgen Mutz hofft nun, dass bereits im Frühsommer mit den ersten Sanierungsmaßnahmen begonnen werden kann. Einige der Treppenanlagen stehen unter Denkmalschutz. Das bedeutet mehr Aufwand, da die historische Bausubstanz erhalten bleiben muss. Oft ist dafür der Einsatz von Fachhandwerkern notwendig, wie beispielsweise Kunstschlossern. Die Kosten verdreifachen sich bei solchen Projekten, sagt Jürgen Mutz.

Als Erstes angegangen werden soll die Sanierung der Treppen am Schwabtunnel, ein größeres Projekt, das vermutlich in zwei Bauabschnitten durchgeführt werden muss. An der zwischen 1894 und 1896 erbauten Anlage bröckelt die Steinfassade. Einige Steine sind bereits herausgefallen und Steinplatten sind vom winterlichen Frost gesprengt worden. Die Kosten zur Wiederherstellung belaufen sich auf rund 200 .000 Euro, schätzt Jürgen Mutz. An der Willy-Reichert-Staffel muss das Geländer überholt werden, die Streben sind dabei, durchzurosten. Teilweise ist das Fundament des Handlaufs in Schieflage geraten und muss neu verankert werden. Die Sünderstaffel ist bereits im Jahr 2009 vom Tiefbauamt restauriert worden.