Wer den Weihnachtsmarkt Ludwigsburg besucht, will etwas trinken, mit Freunden plaudern und sich entspannen. Hinter den Kulissen dagegen ist die Anspannung groß. Das beginnt schon beim Streit um die besten Stellplätze.

Ludwigsburg - Unter den Beschickern gilt der Ludwigsburger Weihnachtsmarkt als wahre Goldgrube. Entsprechend umkämpft sind die Standorte. Auch in diesem Jahr soll das Gerangel wieder groß gewesen sein, die Betreiberin eines Standes mit italienischen Spezialitäten hat bei der Stadt Dienst- und Fachaufsichtsbeschwerde eingereicht. Sie sei von den Mitarbeitern des Eigenbetriebs Tourismus und Events ins Abseits gedrängt worden, schimpft Isabel Graze. Entgegen anderslautender Zusagen. „Ich kann’s nicht anders sagen, aber ich fühle mich verarscht.“

 

Keine Reaktion aus dem Rathaus

Schon in der Woche des Aufbaus soll es Streitigkeiten unter den Beschickern unmittelbar auf dem Marktplatz gegeben haben: Eine Lebkuchenfirma aus dem Schwarzwald musste ihren Stammplatz an Conny’s Gastronomie abtreten. Die Betreiber wollen sich nicht äußern. Man wolle kein Öl ins Feuer gießen, heißt es, man wolle die Chancen auf einen Standplatz im nächsten Jahr nicht verspielen.

Anders Isabel Graze. Sie hat angekündigt, dass sie 2017 nicht mehr in Ludwigsburg dabei sein wird. „Aber ich wollte das, was mir passiert ist, nicht auf sich beruhen lassen.“ Darum hat sie Ende November Beschwerde bei Robert Nitzsche eingereicht, der den für den Weihnachtsmarkt zuständigen Eigenbetrieb leitet. Doch aus dem Rathaus hat sie bisher keine Antwort bekommen. Auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung bestätigt der Pressesprecher Peter Spear den Eingang der Beschwerde und sagt: „Unser Justiziar prüft derzeit, ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.“ Aus Rücksicht auf ein laufendes Verfahren könne er keine weiteren Angaben machen.

„Was soll da ein Justiziar?“, fragt Graze. „Ich habe keine juristische Klage eingereicht. Ich hätte nur gerne eine Stellungnahme der Stadt.“ Da niemand auf ihre Schreiben reagierte, hat sie jetzt auch die Stadträte über diese Vorgänge in Kenntnis gesetzt. Die angefragten Räte haben sich noch nicht in die Materie eingelesen und wollen deshalb keine Stellung nehmen.

Bis zum Tag des Aufbaus habe sie sich auf die Zusage einer Mitarbeiterin des Eventbetriebs verlassen, sagt die „Tartufo“-Chefin. Diese habe ihr eine Position direkt an der Ecke von Stadtkirchenplatz und Kirchstraße fest zugesagt. Nachdem die Stände an dieser Engstelle voriges Jahr wegen der Hunke-Baustelle anders positioniert worden waren, hoffte Graze, jetzt an ihren Stammplatz zurückzukehren. Dann aber habe es plötzlich geheißen, sie müsse eins weiter in Richtung Marstall abrücken. An der ihr ursprünglich zugeteilten Fläche durfte dagegen die Firma Baltfisch-Nowak aufbauen. Begründet worden sei das damit, dass vor dem Juwelierladen ein Wachhäuschen aufgebaut werden müsse. Das aber gibt es nicht.

Standortzusage im September

Die Inhaber der Fischbude sind am Ziel ihrer Wünsche. Sie verkauften schon im 16. Jahr ihren Steckerlfisch auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt, sagen Martin Chodakowski und Annette Nowak: „Der Markt hier ist Gold.“ Sie behaupten, alle Beschicker seien rechtzeitig vor dem Aufbau über ihre Position informiert worden. Ihnen jedenfalls habe man bereits im September diesen Standort zugesagt.

Der Fischstand sei so ausladend, dass die italienische Feinkost völlig verdrängt werde, sagt Graze. Was für sie das Problem verschärft hat: keiner vom Marktamt habe auf ihre Beschwerde reagiert, und niemand habe es für nötig befunden, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. „Hätte ich das gewusst, hätte ich lieber einen Platz an der Marktstraße genommen als den hier“, sagt die Geschäftsfrau. „Ich werde nicht pleite gehen, aber ich rechne mit Umsatzeinbußen von 60 Prozent.“