Der Hanweiler Besen ist die älteste Besenwirtschaft in der Gegend. Am Anfang standen dort anno 1963 der Wein von vier Ar Wengert und die die eigene Hausschlachtung. Unsere interaktive Karte zeigt alle Besenwirtschaften im Rems-Murr-Kreis.

Winnenden - Mit einem Feuerwehrausflug hat einst die inzwischen Jahrzehnte alte Besentradition in Hanweiler, dem Winnender Stadtanhängsel an der Straße in Richtung Korb begonnen. In einem Flecken oberhalb dessen nicht nur Weinberge in bester Lage thronen, sondern dessen Durchfahrt die Weinstraße ist und der bis auf die Matreier Straße in Sachen Straßenname quasi ausschließlich den verschiedenen Rebsorten huldigt – von der Riesling- über die Ruländer- und die Silvanerstraße bis zum Burgunder- und Lembergerweg. Und jener Besen, den Hermann und Marianne Lorenz anno 1963 aufgemacht haben, der liegt natürlich absolut passend zum bodenständigen Weinausschank direkt an der Trollingerstraße.

 

Die Idee zum eigenen Besen entstand beim Feuerwehrausflug

Nach Heilbronn habe einst jener Feuerwehrausflug geführt, der seinen Vater auf die Idee gebracht hat , in Hanweiler eine Besenwirtschaft aufzumachen, erzählt Hartmut Lorenz, der vor 18 Jahren die Verantwortung für die Weinwirtschaft übernommen hat. „Die waren dort in einem Besen und haben gesehen das läuft richtig gut.“ Und so hat Papa Hermann damals die Gelegenheit bei Schopf ergriffen, aus den Produkten von den Paar Ar, die er damals zunächst nur bewirtschaftete etwas mehr zu erwirtschaften. 30 Plätze hatte die Besenschänke zunächst, das Angebot war absolut überschaubar und garantiert komplett hausgemacht. Viertele weiß oder rot aus dem Fass. Dazu klassisches Besenessen, so wie es die eigene Hausschlachtung an Schlachtplatte oder Bauernwurst – samt Kraut aus Eigenproduktion natürlich – hergab. Und was aus dem Backofen kam, betont Hartmut Lorenz , denn das eigenen Besenbauernbrot, das sei heute noch ein ganz wichtiger Bestandteil der kulinarischen Besenherrlichkeit.

Ansonsten hat sich seit den Zeiten, als die vor der Besenwirtschaft aufgehängt Saublase davon kündete, das gerade frisch gemetzget worden war, einiges geändert. „Mein Vater hat gar nicht gewusst, dass man im Besen auch Sprudel ausschenken kann“, sagt Lorenz junior und lacht. Dafür sei einst der Rebensaft in ganz anderen Mengen quasi fassweise durch die Kehlen der Besenbesucher geflossen. Kesselfleisch, Wurst und Schmalz stammten damals, als Mama Marianne nebenbei noch eine kleine Schweinezucht betrieben hat, in gesamter Produktionskette aus Eigenproduktion. Unter völlig anderen Wirtschaftsbedingungen, erinnert sich der Sohn. Denn Kühlräume hat es damals noch keine gegeben, das Fleisch wurde direkt auf dem Holzbrett verarbeitet. Und wenn donnerstags geschlachtet wurde, dann hing eben auch die komplette Sau erst mal am Holzrahmen vor der Besenwirtschaft.

Heute seien die Gäste da deutlich anspruchsvoller sagt Hartmut Lorenz. „Man muss Qualität bieten.“ Die Schwäbische Küche ist im Hanweiler Besen geblieben, ebenso wie die traditionelle Besenbetriebszeit von 16 Wochen im Jahr, ohne komplette Gastronomiekonzession. Auf der Speisekarte stehen aber neben Schmalzbrot, Leber- ond Blonza (Griebenwurst), Salzfleisch und Schlachtplatte auch Maultaschen in verschiedenen Variationen, der Besentoast und ein Vegetariervesper – alles auch als „halbe Portiönle“ buchbar. Montags gibt es Rostbraten, donnerstags Ripple, freitags Siedfleisch und zusätzlich noch Gaisburger Marsch.

Inzwischen sind acht Rote und vier Weißweine im Angebot

Die Weine kommen inzwischen alle aus der Flasche, außer dem Rosé, der aus dem Keg-Fass gezapft wird. Acht Rote und vier Weißweine stehen zur Auswahl. Schließlich hat sich auch die bewirtschaftete Rebfläche auf 2,3 Hektar vergrößert. Für die Aufgabe als Besenwirt hat Hartmut Lorenz sich rein beruflich gleich doppelt gewappnet. Als gelernter Metzger zum einen und – nachdem klar war, dass Bruder Hermann den heimischen Laden nicht übenehmen will – mit 27 noch mit einer solide Wengerterausbildung bei den Currles im Uhlbacher Dreimädelhaus.

Und aus seinen inzwischen auch diversen Jahrzehnten Besenwirt hat er so manche Anekdote parat. Zum Beispiel die von dem Gast, der einst aus dem Klofenster geflüchtet ist, obwohl er eigentlich seine Rechnung ganz ordentlich gezahlt hatte. Vor dem Klofenster allerdings, da stand ein wassergefüllter Zuber, in dem der Besenflüchtling prompt landete. Patschnass sei er wieder vor der Tür gestanden – „und er hat selbst keine Ahnung gehabt, warum er durch’s Fenster davon ist.“