Das 16. Beseneishockey-Duell für den guten Zweck bringt 14 500 Euro. Bei dem Benefizspiel haben die Glatzen die Locken mit 5:4 besiegt.

Fellbach - Das Publikum zählte die letzten zehn Sekunden der dramatischen Partie herunter. Danach kannte der Jubel auf Seiten der Glatzen keine Grenzen. Sie hatten die Locken zurecht gestutzt. Die Gefühle kochten über, fast hätten sie die Eisfläche zum Schmelzen gebracht. So haarig ging es im legendären Duell am Neujahrstag zwischen den Glatzen und Locken selten zu.

 

Es war ein Spiel auf Messers Schneide. Zum ersten Mal ging die legendäre Benefiz-Besenhockey-Begegnung der Glatzen gegen die Locken in die Verlängerung. Nach der regulären Spielzeit von dreimal 15 Minuten stand es 4:4. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung gelang Marc Belser alias der Kellerpelz mit seinem Treffer zum 5:4 die Entscheidung zugunsten der Glatzen.

Nach dem Abpfiff geraten sich die Gegner nicht in die Haare

Obwohl es ein Spiel mit haarscharfem Ausgang war, gerieten sich die Gegner nach Abpfiff nicht in die Haare. Im Gegenteil. Alle – auch die unbestechlichen Schiedsrichter Michele „Collina“ Vulcano – dessen Sohn Marcello genannt Spaghettini, zwei Treffer für die Locken setzte – und Carlos „Hoyzer“ Striegel freuten sich auf die anschließende gemeinsame Feier. Schließlich stehen sich langjährige Freunde auf rutschigem Geläuf gegenüber, und sie tun alles für einen guten Zweck. In diesem Jahr geht der Erlös aus dem Verkauf von Fanartikeln, Glühwein und Spenden, die aufs Eis geworfen werden, jeweils zur Hälfte an die Christiane-Eichenhofer-Stiftung, die sich mit der Tour Ginkgo für krebskranke Kinder einsetzt, und die Aktion 6666 unserer Zeitung, die Mitbürgern in Not hilft. In diesem Jahr kamen 14 500 Euro zusammen.

Thomas Seibold, genannt Tomba la Bomba, konnte es kaum fassen. Er ist seit Anfang an dabei, wenn auf dem Eis die Besen gekreuzt werden. Nachdem sein Team im ersten Spieldrittel von denen mit Mähnen überrollt worden war und nach wenigen Minuten 0:3 hinten lag, hatte er eine Auszeit anberaumt und seinen Mitspielern den Marsch geblasen. „Nach dem schnellen Rückstand waren wir eigentlich schon tot. Aber wir haben eine unglaublich tolle Moral bewiesen.“ Nach 16 Begegnungen ist der Vorsprung derjenigen mit Haaren gegenüber denen mit weniger Schopf geschrumpft. Zehn Siegen der Locken stehen nunmehr fünf der Glatzen gegenüber. Nur einmal, in der allerersten Partie im Jahr 2002 gab es ein Unentschieden.

La-Ola-Wellen schwappen durch die Menschenmengen

La-Ola-Wellen schwappten durch die Menschenmengen auf den Tribünen und an der Bande. Gut 800 Fans drängten sich am Neujahrstag um die Eisbahn vor der Lutherkirche. DJ Scheefffuß heizte mit Hits die

Die Fans jubeln um die Eisbahn vor der Lutherkirche. Foto: Eva Herschmann
Stimmung ein, und der Nachwuchs tat es mit einem engagierten Vorspiel. Nachdem die Jungen viele Jahre eine gewisse Neutralität an den Tag gelegt hatten, und als „Rot“ gegen „Blau“ aufs Eis gingen, bekennen sich die Mädchen und Jungen zwischen acht und 13 Jahren seit diesem Jahr offen zu ihrer Herkunft. Das Spiel der „Löckle“ gegen die „Glätzle“, von denen allerdings jeder Spieler noch mit reichlich Haar gesegnet ist, endete mit einem 5:1-Sieg für die Sprösslinge der Locken. Löckles-Trainer Joachim Hess war zufrieden. Sein Sohn Jonas stand auf der Seite der Sieger. Spaß hatten aber auch die Nachkommen der Kahlköpfe und deren Trainer Thomas Frank, der mit Sohn Ruben und Tochter Ainoa gleich zwei Eigengewächse ins Rennen schickte.

In den Reihen der Glatzen stand erstmals auch eine Frau. Lisa Schneider ist eigentlich die Freundin von Jacques Kurrle, genannt der Kurrlinator. Weil der krankheitsbedingt in diesem Jahr den Besen im Schrank stehen lassen musste, sprang Lisa Schneider ein und streifte sein Trikot über. „Ich habe schon zwei Jahre lang beim Nachwuchs mitgespielt, und mit den Großen hat es mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.“ Weil Freund Jacques im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein will, wird sie sich ein eigenes Pseudonym suchen müssen. „Ich werde mir überlegen, unter welchem Spielernamen ich im nächsten Jahr auflaufe“, sagt Lisa Schneider. Dass die Freundin seines Sohnes auf jeden Fall wieder mitspielen müsse, darauf legt auch Joachim Kurrle, „Mizeklatze“, großen Wert. „Sie hat uns schließlich Glück gebracht.“

Tatsächlich scheint es so, als verblasse der Glanz der Locken, die in den Anfangsjahren ihren Gegner zumeist dominiert hatten. Doch die aktuelle Bilanz spricht für die Glatzen, die drei Partien in den vergangenen vier Jahren gewannen. Den Hattrick im Vorjahr hatten sie um Haaresbreite verpasst. Der Sieg 2017 entschädigte sie dafür.