Bei der diesjährigen Wahl der besten Autos durch die Leser von „Auto Motor und Sport“ können BMW und Audi jeweils in drei Fahrzeugklassen den ersten Platz einfahren. Mercedes kann dagegen nur zweite und dritte Plätze erringen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Das hässliche D-Wort fällt erst eine Stunde und 14 Minuten nach Beginn der Präsentation. Die Dieselaffäre habe dem Image der Marke VW erheblich geschadet, sagt Jochen Bechtle, der bei der Motor Presse das Anzeigengeschäft verantwortet, bei der Prämierung der „Best Cars 2016“ auf der Stuttgarter Messe. Die in seinem Verlag erscheinende Fachzeitschrift „Auto Motor und Sport“ hat an diesem Donnerstagmorgen wieder einmal die gesamte Automobil-Prominenz eingeladen, um zum 40. Mal die nach Ansicht ihrer Leser besten Autos vorzustellen.

 

Das ist ein Anlass, bei dem sich die Branche gerne selbst feiert. Doch an den Negativschlagzeilen um manipulierte Abgaswerte kommt man dieses Mal eben doch nicht ganz vorbei – auch nicht der VW-Vorstandschef Matthias Müller, der sich leicht genervt von den Journalistenfragen im Foyer zeigt. Auf die Frage, warum die Aufklärung des Abgasskandals sich so lange hinzieht, verweist er darauf, „dass wir nach Aktienrecht verpflichtet sind, zur Hauptversammlung am 21. April einen Bericht abzugeben und dass es uns gar nicht möglich ist, vorher was zu sagen“.

Die Dieselaffäre schadet dem Image von VW

Dem Image von VW hat die Affäre jedenfalls spürbar geschadet. So waren nur noch 65 Prozent der rund 115 000 Leser, die mit abgestimmt haben, der Ansicht, dass die Marke VW im Trend liege. Das sind neun Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor. Ein derartiger Verlust sei „für einen Marktführer wie Volkswagen absolut unüblich“, sagt Bechtle bei der Vorstellung der Ergebnisse zum Markenimage. Dass VW umweltfreundliche Autos baut, fanden nur noch 15 Prozent der Befragten – nach 33 Prozent im Vorjahr.

Auf die Gesamtbewertung der einzelnen Modelle durch die zu 89 Prozent männlichen Abstimmungsteilnehmer scheint der Imageverlust indes keinen größeren Einfluss zu haben. Bereits zum 30. Mal kann sich der VW Golf in der Kompaktklasse den ersten Platz sichern. Und bei den Vans steht der VW Multivan zum 16. Mal auf dem Siegertreppchen. Die VW-Schwestermarke Audi, die beim Image ebenfalls ein paar Federn lassen musste, kann sogar in drei der insgesamt elf Fahrzeugklassen den ersten Platz einheimsen: mit dem Kleinwagen A1, dem Mittelklasse-Klassiker A4 und der Neuauflage des Geländewagens Q7. Damit liegen die Ingolstädter gleichauf mit dem Münchener Konkurrenten BMW, der mit seiner 5er- und der 7er-Reihe sowie mit dem Kompaktgeländewagen X1 ebenfalls drei Klassensiege verbuchen konnte.

Im Vergleich zu seinen beiden bayerischen Erzrivalen muss sich der dritte deutsche Premiumhersteller Mercedes in diesem Jahr mit sechs zweiten und zwei dritten Plätzen begnügen. Nach dem bevorstehende Facelift bei der S-Klasse könnte es im Luxussegment aber wieder anders aussehen, meinen die Experten. 2015 hatten die Stuttgarter mit der S- und C-Klasse noch zwei Siege eingefahren.

Angesichts des nur durchschnittlichen Abschneidens der Marke, die mit dem Slogan „Das Beste oder nichts“ wirbt, ist Daimler- und Mercedes-Chef Dieter Zetsche erst gar nicht zum Branchentreff auf dem Messegelände erschienen. Schließlich gibt es für ihn keine Siegertrophäe, die er entgegennehmen könnte. Auch in der Vergangenheit gab es schon Zeiten, in denen Mercedes mit den Ergebnissen der Leserwahl nicht ganz zufrieden gewesen ist. „Ich hätte gerne öfter auf dieser Bühne gestanden“, räumt der langjährige Mercedes-Chef Jürgen Hubbert in seinem Gastvortrag ein. Ein kleines Trostpflaster haben die Veranstalter der Preisverleihung aber auch für die Marke mit dem Stern parat: Bei der Bewertung des Designs habe sich Mercedes in den letzten Jahren spürbar verbessert.

Die Produkte ausländischer Autobauer landen in der Gesamtwertung auch in diesem Jahr mit Ausnahme der sportlichen Fiat-Kleinwagen der „Abarth“-Serie in keiner Klasse auf einem der ersten drei Ränge. Damit sie nicht völlig untergehen, haben die „Auto Motor und Sport“-Macher schon seit längerem eine eigene Wertung für Importwagen eingeführt. Hier punkten unter anderem der Mini, der Skoda Octavia, die Jaguar-Modelle XE und XF sowie das US-Elektroauto Tesla Model S. In der Gesamtwertung schafft es mit dem BMW i3 nur ein Stromer auf einen zweiten Tabellenplatz.