Merkel zeigt sich bei der Berlin-Visite des irakischen Regierungschefs al-Abadi ungewohnt großzügig. Uneigennützig ist das nicht, meint StZ-Korrespondent Thomas Maron.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nicht immer großzügig, wenn Staatsgäste sie besuchen, und nicht jede Bitte findet bei ihr Widerhall. Dem irakischen Regierungschef Haider al-Abadi aber gewährte sie umstandslos einen an keine Bedingung geknüpften Kredit von 500 Millionen Euro, verbunden mit der Zusage, die Entsendung von deutschen Experten für die Minenentschärfung im Irak wohlwollend zu prüfen. Normalerweise verbindet sie Wohltaten mit Erwartungen. In diesem Fall geht es aber einzig und allein darum, das äußerst fragile Staatsgebilde des Irak einigermaßen zu stabilisieren.

 

Bagdad hat nicht nur mit den Terrorschergen des sogenannten Islamischen Staats zu kämpfen, die zwar zurückgedrängt werden konnten, aber noch lange nicht bezwungen sind. Fast so bedrohlich ist mittlerweile der Verfall des Ölpreises, der die Staatskasse ruiniert. Außerdem muss al-Abadi Ansprüche der von deutschen Militärs ausgebildeten und ausgerüsteten Kurden im Norden fürchten.

Merkels Kalkül ist schlicht: Drei Millionen Binnenflüchtlinge im Irak sehen entweder bald eine Perspektive, oder sie machen sich auf den Weg. Das will Merkel verhindern. Sie weiß, dass auch im Irak Deutschland als Ziel hoch im Kurs steht. Deshalb hilft sie mit den Zusagen nicht nur dem Irak, sondern auch sich selbst.