Auch so kann ein Wirtschaftstreffen aussehen: Das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima verzaubern die Stadt bei ihrem Besuch in Stuttgart und bringen Glamour in den Kessel. Ein Protokoll des Tages.

Stuttgart - Die Bilder sind in Wirklichkeit viel schöner. Das Königspaar aus den Niederlanden hat am Dienstag Glamour nach Stuttgart gebracht. An der Spitze einer Wirtschaftsdelegation waren Willem-Alexander und Máxima fast einen Tag lang in der Region unterwegs. Sie wirkten so ganz anders als der monegassische Fürst Albert und seine Charlène bei ihrer Visite im Juli 2012: gelöst, gelassen, glücklich. Die Chronik eines „Arbeitsbesuchs“.

 

10.30 Uhr: Cigdem Küstermann aus Kirchheim/Teck postiert sich als eine der ersten vor dem Neuen Schloss. Sie trägt die fünf Monate alte Francesca auf dem Arm und schwärmt von Máxima. „Diese Aura!“ Der anderthalbjährige Leopold interessiert sich mehr für seinen Bagger.

12.30 Uhr: Leopold brüllt im Kinderwagen aus Leibeskräften. Gerade sind Willem-Alexander und Máxima in Stuttgart gelandet, zehn Minuten zu früh.

12.40 Uhr Ministerpräsident Winfried Kretschmann fährt vor, kurz drauf tritt Gerlinde Kretschmann hinzu, im türkisen Ensemble, darüber ein zart gemustertes Jäckchen. Die orangen Bänder an den Lorbeerbäumchen flattern lustig im Wind.

13.02 Uhr: Fast pünktlich auf die Minute rollt der Korso mit den Gästen auf den Hof, 15 Polizeimotorräder zeigen Blaulicht. Als erster steigt der König aus der schwarzen Limousine aus und winkt. Die rund 1200 Zaungäste jubeln.

13.03 Uhr: Maxima ist da. Juhu, huhu! Sie sieht umwerfend aus. Nach dem Kostüm in undefinierbarem Braun von Berlin hat sie für Stuttgart ein wunderschönes weißes Sommerkleid gewählt, auf das ein schwarzes Spitzenmuster gedruckt ist. Dazu trägt die Königin ein Pillbox-Hütchen mit Schleier, schwarzen Strassschmuck und, ganz modebewusst, nudefarbene Pumps, Clutch und Lederhandschuhe.

13.05 Uhr: Die beiden Paare spazieren am Volk vorbei, leider auch an Francesca und Leopold. Sie posieren für die zahllosen Kameras, Willem-Alexander macht eine Geste Richtung Neues Schloss und sagt so was wie: „Schön habt ihr‘s hier“. Máxima sammelt derweil ein paar Rosen ein.

13.11 Uhr: Aufstellung auf der Freitreppe im Schlossfoyer. „Sehr geehrte Majestäten“, hebt Kretschmann an, um gleich zum Kern zu kommen. „Wir hatten monatelang schlecht Wetter. Jetzt ist Königswetter, ein schöneres Omen kann es wirklich nicht geben für Ihren Besuch. Die Beziehungen seien traditionell sehr eng und die Niederländer bekannt dafür, „dass sie über die eigenen Dämme hinausblicken“.

13.15 Uhr: Der Kollege aus Utrecht fährt sein Labtop hoch. Der Bildschirmschoner zeigt ein Foto von der Krönung. Es gibt Brezeln. Im Marmorsaal lässt das Schlosshotel Monrepos Putenbrust und Spargel, Filet vom Hohenloher Weiderind und Himbeertörtchen auf Ananas-Carpaccio servieren.

14.25 Round Table mit Wirtschaftsvertretern, danach Abfahrt König zu Trumpf nach Ditzingen und Abfahrt Königin Richtung Universität Hohenheim.

16.20 Uhr: Máxima ist angekommen. Sie will sich ins Gästebuch eintragen. Aber der Füller klemmt. „It’s hard“ sagt sie, als sich der Deckel endlich abziehen lässt.

16.25 Uhr: „Wir haben das Privileg, in einem Schloss zu arbeiten“, sagt der Rektor Stephan Dabbert, das sei für den Besuch ein „sehr angemessener“ Rahmen. „Noch nie kam mir der Campus so hell und strahlend vor“, ergänzt die Wissenschaftsministerin des Landes Theresia Bauer, die dem royalen Gast auf holländisch dankt. Die Königin hört interessiert zu, auch später bei der Vorstellung von Projekten zur Bioökonomie. „Thank you so much“, sagt sie.

16.40 Uhr: Der Corso rollt an der Ruhbank vorbei Richtung Hotel Le Mériden, wo die Hoheiten zehn Minuten später quasi zeitgleich eintreffen – zur kurzen Pause in der Präsidentensuite.

19.30 Uhr: Pressegespräch. Máxima trägt nun einen pinkfarbenen Zweiteiler mit Volants, dazu goldene Sandalen und juwelenbesetzte Ohrringe.  Das  Königspaar begrüßt alle Journalisten mit Handschlag. „Wir gehen mit einem super Gefühl nach Hause“, sagt Willem-Alexander in fließendem Deutsch. 36 Stunden seien viel zu kurz: „Wir müssen wieder kommen.“ Der Besuch sei ein Erfolg gewesen: „Wir haben die Türen geöffnet und die Leute sind  durch gegangen.“ Máxima  ergänzt auf Englisch: „Mit der deutschen Ingenieurskunst und der holländischen Kreativität werden wir sehr weit kommen.“ Dann werden sie persönlich. „Unsere Kinder kennen Deutschland gut. Wir sind sehr oft privat hier.“ Willem-Alexander: „Wir erziehen sie zu Europäern und Weltbürgern, aber sie sollen ihre eigenen deutschen Wurzeln gut kennen.“

20.15 Uhr: Máxima und Willem-Alexander brechen auf Richtung Mercedes-Museum. Dort warten Daimler-Chef Dieter Zetsche und der Architekt Ben van Berkel, die die beiden persönlich durch „ihr“ Haus führen.

21 Uhr: Der Tag klingt beim Trade Dinner mit knapp 400 Unternehmern aus Deutschland und den Niederlanden aus. Das Flying Buffet offeriert Tafelspitzsalat, Lammkeule und Erdbeer-Pannacotta.  Tschüß, tot ziens, bis bald!