Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül beendet seine Deutschlandreise mit einem Besuch in Stuttgart. Treffen mit Kretschmann und Özdemir.

Stuttgart - Zum Abschluss seiner Deutschlandreise hat sich der türkische Staatspräsident Abdullah Gül am Mittwoch in Stuttgart für eine Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehung zwischen Deutschland und der Türkei ausgesprochen. Ein Blick auf die Investitionen in die Türkei zeige, dass ein großer
Teil aus Baden-Württemberg komme, sagte Gül. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, dass man sich auf eine gute Partnerschaft in allen Bereichen wie Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft freue.

Gül kam am Vormittag gemeinsam mit seiner Frau Hayrünissa auf dem Stuttgarter Flughafen an, wo er von Kretschmann, seiner Frau Gerlinde und dem Grünen-Bundesvorsitzenden Cem Özdemir empfangen wurde. Seit Sonntag ist das türkische Staatsoberhaupt auf Einladung von Bundespräsident Christian Wulff in der Bundesrepublik. Stuttgart ist der Schlusspunkt der viertägigen Reise.

Wirtschaftsbeziehungen und EU-Beitritt sind Themen

 

Bei einem Empfang im Neuen Schloss trugen sich Gül und seine Frau zunächst in das Gästebuch des Landes ein. In ihren Grußworten thematisierten Gül und Kretschmann auch den möglichen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Die Landesregierung unterstütze die Verhandlungen der Türkei zu einer Vollmitgliedschaft zur EU, sagte Kretschmann. Der türkische Staatspräsident sprach sich für ein objektives Verfahren aus.

Gül seinerseits plädierte für engere wirtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Ländern. Er hoffe, dass Investitionen Baden-Württembergs in sein Land noch ausgeweitet werden. Ein Blick auf Europa zeige, dass es zwei gesunde Wirtschaften auf dem Kontinent gebe: Deutschland und die Türkei.

Dass sich das türkische Staatsoberhaupt mit der Arbeitsphilosophie Baden-Württembergs auseinandergesetzt hatte, bewies er, als er auf schwäbisch das Motto „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ zitierte und dafür von allen Seiten Applaus erntete.

Kretschmann ruft enge Beziehungen ins Gedächtnis

In seinem Grußwort an die türkische Delegation erinnerte Kretschmann zudem an die Verbindungen zwischen beiden Ländern: „Unsere Länder sind durch historische und wissenschaftliche Bande miteinander verbunden. Aber vor allem verbinden uns die Menschen.“ Diese hätten durch ihre harte Arbeit und Tüchtigkeit am Wohlstand von Baden-Württemberg mitgewirkt, rief der Grünen-Politiker in Erinnerung.

Kretschmann kondolierte Gül und dem türkischen Volk nach dem Anschlag in Ankara am Dienstag. Der türkische Staatspräsident dankte Kretschmann für seine Anteilnahme.

An dem Mittagessen nahmen neben der türkischen Delegation, baden-württembergischen Kabinettsmitgliedern und Parlamentariern auch der Grünen-Bundesvorsitzende Özdemir und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) teil. Für den Nachmittag waren noch ein Treffen im Stuttgarter Rathaus und ein Besuch des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) geplant.